Über Liutprand, den Langobardenherrscher, wurden mir folgende Verslein
gegeben zum Übersetzen:
Euge, auctor sacri Princeps Leutprade laboris.
Te tua felicem clamabunt acta per aevum.
Quo proprie gentis cupiens ornare triumphis
His titulis patriam signast denique totam.
(Heil, Liutprand, du Urheber des heiligen Werkes. Deine Taten werden dich als erfolgreich auf ewig preisen, der du, im Wunsch die Triumphe deines eigenen Volkes zu schmücken,
mit diesen (Inschriften (?) , Ruhmestaten?) das gesamte Vaterland versehen hast. Oder so...)
Das war nicht weiter schwer, aber es erheben sich
folgende Fragen:
a) Aus welchem Text stammt das Bruchstück? Wie findet man die Quelle?
b) Wovon handelt es: Nach Auskunft des Fragers soll es sich
angeblich - er zweifelt selber - um eine Inschrift zu einem archäologisch
wenig dokumentierten Palast bei Pavia handeln. Kann ein Palast „sacer labor“ sein?
c) Was ist überhaupt mit „titulus“ gemeint?
Kann mir jemand weiterhelfen?
Bei dem sacer labor soll es sich um die von Liutprand gegründete Kirche S. Anastasius in Corteolona (Olona) bei Pavia handeln. Der vollständige, angeblich durch ein Manuskript aus der Bibliotheca Palatina allein überlieferte Titulus, also die Inschrift (zumeist an einem Bildwerk), wird spätestens seit dem ausgehenden 16. Jhdt von Herausgebern mit den Worten In ecclesia beati Anastasi quam construxit Leutbrandus rex in Italia eingeleitet und lautet:
Ich würde die Verse so verstehen:
„Siehe, das Haus des Herrn, gefügt in wunderschöner Gliederung, ragt es empor und glänzt, verziert mit buntem Metall. Ihm stiftete Rom, das Haupt des Glaubens, kostbare Marmorfiguren und Mosaikwerk <und> Säulen; sie leuchten wie die Lichter der Welt.“
Vielleicht ist museum auch als gen. plur., abhängig von columnas aufzufassen, im Sinne von „mosaikverzierte Säulen“.
Metrisch macht die lange Silbe mu- keine Probleme, wenn du für -eum eine Synizese annimmst (die sich auch klassische Dichter an vergleichbarer Stelle erlaubten).
Sehr schön, vielen, vielen Dank Euch. Das wäre metrisch und in der Übersetzung die Lösung!
(Auf „museum“ als möglicherweise gen.pl. wäre ich niemals gekommen.)
„Marmora“ im achten Jahrhundert könnten doch auch bloß die geklauten Marmorplatten sein, oder?
Bei „illustrant quam lumina mundi“ neige ich erstmal filix´ Vorschlag zu und übersetze:
( Rom), "das die Lichter der Welt (=P u.P.) erleuchten.
Der vierte Hexameter gefällt mir metrisch übrigens noch weniger.
Re: Liutprand, der Langobarde
filix am 4.10.16 um 11:35 Uhr, überarbeitet am 4.10.16 um 11:37 Uhr (Zitieren)
Ich hätte übersetzt: „... Rom, Haupt des Glaubens, dem die Lichter der Welt (i.e. Petrus und Paulus, die dort als Märtyrer gestorben sein sollen) Glanz verleihen.“
„Nach Damasus haben die Apostelfürsten als „Leuchten“ der Welt bzw. des Himmels bezeichnet Arator act. apost. II 1219ff. „altius ordo petit duo lumina dicere mundi convenisse simul tantisque e partibus unum delegisse locum, per quem duo sidera iungant„; die Inschrift bei Diehl Nr. 1764,1 „hic Petrus et Paulus, mundi <duo> lumina, praesunt“; Venant. Fort. III 7, 3 „lati duo lumina mundi„; Vitalianus bei Beda hist. eccl. III 29 (Ip. 197 Plummer) „qui ut duo luminaria caeli inluminant mundum“; ..."
Quelle: https://books.google.de/books?id=La3xXCKJfy0C&pg=PA50[/sub]
Dadurch könnte auch stellvertretend die päpstliche Macht in Rom angesprochen sein.
Wobei in diesem Fall „geklaut“ nur in architekturgeschichtlicher Hinsicht zutreffen könnte, denn mit Papst Zacharias unterhielt Liutprand verhältnismäßig gute Beziehungen. Es ist auch die Epoche, in der sich der Kirchenstaat als Herrschaftsgebiet des Papstes zu formieren beginnt.