Miguel am 9.4.17 um 23:13 Uhr, überarbeitet am 9.4.17 um 23:16 Uhr (Zitieren)
Salvete!
In dem Satz unten verstehe ich den Satzteil „quae vitae bonae humanaeque prosunt“ von der Grammatik her nicht. Ich denke mal, dass es Nom. Pl. ist? Woher kommt das „für“ aus der (Muster-)Übersetzung, muss man sich das im Deutschen mit dazudenken (nützlich sein für?). Und aus dem lat. Plural wird im Deutschen Sg. - was ich auch nicht so ganz verstanden habe.
Ii autem homines ea, quae vitae bonae humanaeque prosunt, parare non poterant.
Diese Menschen konnten sich jedoch das, was für ein gutes und menschliches Leben nützlich ist, nicht beschaffen.
Quae ist Subjekt. Das Prädikat ist prosunt. Wenn Du dies als Nom. Pl. bezeichnest, ist das recht. Bei vitae bonae humanaeque handelt es sich um einen Dativ. Im Lateinischen wird prodesse mit Dativ konstruiert. (http://www.zeno.org/Georges-1913/A/prosum+%5B1%5D?hl=prosum).
Man hätte auch übersetzen können:
Diese Menschen konnten sich jedoch die Dinge, die einem guten und menschlichen Leben nützlich sind, nicht beschaffen.
prodesse=nützen (steht im Deutschen auch mit Dativ). nützen= nützlich sein für
Wo im Deutschen „das,was....“ benutzt wird, da benutzt der Lateiner meist den Plural= quae. Ist ja in dem obigen Beispielsatz auch sinnvoller, denn es sind mehrere Sachen/ Dinge, die man zu einem guten Leben braucht.
Exopo bonam noctem!
Ich hatte mir prodesse = nützlich sein gemerkt; jetzt merke ich es mir mit „nützen“, dann passt auch der Kasus....
Diese „Verbindungen“ mit „das, was“ etc. kamen im Lehrbuch etwas kurz. Im Übungsheft gibt es dazu aber noch eine Übung. Dann schaue ich mir das nochmal in Ruhe an.
Exopto bonam noctem!
Re: Frage zu einem Satzteil
viator am 10.4.17 um 7:13 Uhr, überarbeitet am 10.4.17 um 7:30 Uhr (Zitieren)
Hinweis:
Im Lat. steht oft nur der Dativ, wo wir im Dt. besser mit FÜR übersetzen:
Umgekehrt gilt: Das dt. FÜR kann man nicht immer einfach mit PRO übersetzen.
PRO drückt ein ganz bestimmtes FÜR aus:
1) des Schutzes, Vorteils, für, zum Vorteile, zugunsten (Ggstz. contra alqm), dimicare pro legibus, pro libertate, pro patria, Cic.: hoc non modo non pro me, sed contra me est potius, zu meinem Vorteile, Cic
für, zum Lohne (als Belohnung) für etw., pro vectura solvere, Cic.: pro tribus corporibus XXX milia talentûm auri accipere, Curt.: (alci) pro meritis gratiam referre, Caes
4) eines Verhältnisses, nach, nach Beschaffenheit, im Verhältnis zu, vermöge, für od. gemäß, infolge, auch im Vergleiche zu (griech. ἀντί), da gebraucht, wo der Wert zweier Dinge gegeneinander gehalten wird, duo talenta pro re nostra ego esse decrevi satis, im V. zu meinem Vermögen, Ter.: pro multitudine hominum et pro gloria belli atque fortitudinis, im V. zu ihrer Bevölkerung und für ihren Kriegsruhm und ihre Tapferkeit, Caes.: sunt impii cives, pro caritate rei publicae nimium multi, pro multitudine bene sentientium admodum pauci, Cic.:
Und überhaupt ist das indirekte Objekt im Lateinischen eher die Ausnahme.
Das direkte Objekt , dh., ohne vermittelnde Präposition, ist die Regel! Das (u.a.) macht das Lateinische ja auch so schön lakonisch.
Im Deutschen ist das mit zunehmender Tendenz anders. Goethe fand noch richtig: Ich warte deiner (mit Genitiv-Objekt). Wir sagen regulär: Ich warte a u f Dich.
Vergil sagt. „Silvas canere“, mit direktem Objekt. Das heißt natürlich: Über Wälder singen!
Daher lautet praktischerweise auch die Satzfrage für den Dativ: W e m? F ü r wen?
(= Dativus Commodi, Personendativ).
Ich finde es wunderbar, Miguel, wie genau und gründlich du bist.
Vielen Dank für eure ausführlichen Antworten, so viel Rückmeldung habe ich gar nicht erwartet. Damit kann ich dann erst einmal weiterlernen. :)
Ich erinnere mich, dass ich in der zweiten oder dritten Lektion über die Satzfrage für den Dativ „für wen“ gestolptert war, damals konnte ich das aber noch nicht so richtig einordnen.
Vielen Dank, aber das Lob gebe ich gerne an dich bzw. euch alle zurück. Hier erhält man (bei entsprechender Vorleistung) sehr kompetent und schnell Hilfe. Ohne euch wäre ich wohl auch noch nicht so weit im Lateinischen. Wenn ich etwas nicht verstehe, dann lässt mir das meistens keine Ruhe. Ich könnte zwar auch einfach die Musterlösung übernehmen, aber das fällt mir dann irgendwann wieder auf die Füße.
Errare humanum est. - In der übernächsten Lektion lerne ich dann, dass das wohl ein Gerundium ist. Ich habe schon mal ein bisschen nach vorne geblättert.... :) Da ich das Wort „exoptare, exopto“ noch nicht kannte, habe ich es eh nachschlagen. Alles gut. ;)