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Cicero an Atticus - Frage zu einer nicht ganz eindeutigen Stelle — 1396 Aufrufe
Tina am 7.6.17 um 12:16 Uhr (Zitieren)
De Aufidio et Palicano non puto te exspectare dum scribam.

Bei diesem Satz bin ich mir nicht ganz sicher, wie ich ihn übersetzen soll, um das, was gemeint ist, auszudrücken. Gerade auch wegen dem dum..
Kann mir das jemand helfen, eine gute Übersetzung zu finden und auch erklären, was gemeint ist?
In einem Buch habe ich dies gefunden: Von A. und P. hast du es dir wohl schon gedacht, ehe du es durch dies mein Schreiben erfähst.
Finde das aber eher frei oder was meint ihr?
Re: Cicero an Atticus - Frage zu einer nicht ganz eindeutigen Stelle
Miguel am 7.6.17 um 12:55 Uhr, überarbeitet am 7.6.17 um 13:28 Uhr (Zitieren)
Wie würdest du den Satz denn selber übersetzen?

Die Übersetzung scheint mir inhaltlich auch nicht richtig zu sein.

scribam = 1. Pers. Sg. Präs. Konj. Akt. oder 1. Pers. Sg. Fut. I Ind. Akt. von scribere = schreiben

non puto te expectare = AcI

Re: Cicero an Atticus - Frage zu einer nicht ganz eindeutigen Stelle
filix am 7.6.17 um 14:45 Uhr, überarbeitet am 7.6.17 um 15:07 Uhr (Zitieren) I
Der Schlüssel für das Verständnis liegt wohl in der Bedeutung von „expectare dum“ mit Konjunktiv zwischen „warten, bis“ und „erwarten, dass“.
Für seine Mitbewerber hat Cicero in der Passage vorwiegend Spott und Verachtung übrig, wobei er schon zuvor in ähnlicher Weise wie in diesem Satz die Haltung des Adressaten zu vereinnahmen sucht: „puto te in hoc aut risisse aut ingemuisse“ - „dabei (d.h. den aufgezählten Kandidaten) lachst oder seufzt du vermutlich“. A. und P. beschließen diese Aufzählung, ich übersetzte, anders als Kasten für Tusculum, folglich:
„Was A. und P. angeht, nehme ich nicht an, dass du erwartest/darauf erpicht bist, dass ich <überhaupt etwas über sie> schreibe.“ D.h. sie sind nicht einmal der Rede wert.
Kasten hingegen liest offensichtlich: „Von A. und P. hast du es dir wohl schon gedacht, ehe du es durch dies mein Schreiben erfährst“. = „Was A. und P. betrifft, nehme ich nicht an, dass du warten <musstest>, bis ich schreibe.“ D.h., dass die zwei antreten, war ohnedies allen klar.
Re: Cicero an Atticus - Frage zu einer nicht ganz eindeutigen Stelle
Tina am 7.6.17 um 16:40 Uhr (Zitieren)
Danke für die Antwort, ihr 2.


Und zu welcher Übersetzung würdest du in einer Klausur raten?

Noch eine Frage: „puto te in hoc aut risisse aut ingemuisse“
„dabei (d.h. den aufgezählten Kandidaten) lachst oder seufzt du vermutlich“.
Müsste es nicht „hast du gelacht“ und „hast du geseufzt“ sein?
Re: Cicero an Atticus - Frage zu einer nicht ganz eindeutigen Stelle
Tina am 7.6.17 um 16:42 Uhr (Zitieren)
Noch eine Frage zu einer merkwürdigen Stelle:
Eum libenter nunc Caesari consuli addiderim.

Ihn würde ich gerne mit dem Konsul Caesar (in das gleiche Amt) setzen. Macht das Sinn? :D Wie würdet ihr es übersetzen?
Re: Cicero an Atticus - Frage zu einer nicht ganz eindeutigen Stelle
filix am 7.6.17 um 22:28 Uhr, überarbeitet am 8.6.17 um 13:26 Uhr (Zitieren)
Und zu welcher Übersetzung würdest du in einer Klausur raten?


Zu der, die dich überzeugt und die du gegebenenfalls mit guten Argumenten zu verteidigen in der Lage bist.
Siehe auch folgende Anmerkungen https://books.google.de/books?id=GRngAAAAMAAJ&pg=PA27, aus denen hervorgeht, dass es sich bei den beiden Kandidaten offensichtlich um chancenlose Außenseiter handelt.
Vielleicht äußert sich Kuli noch.


„puto te in hoc aut risisse aut ingemuisse“
„dabei (d.h. den aufgezählten Kandidaten) lachst oder seufzt du vermutlich“.
Müsste es nicht „hast du gelacht“ und „hast du geseufzt“ sein?


Prinzipiell ja, aber im Brief herrscht ein ganz eigener Tempusgebrauch. Ich denke, dass hier das Perfekt ähnlich funktioniert wie im Dt. in „Ich nehme an, dass du gerade gelacht hast bei der Lektüre.“ Vgl. dazu „Obsignaram iam epistulam eam quam puto te modo perlegisse scriptam mea manu ...“ - „Ich hatte den von mir eigenhändig verfassten Brief, den du vermutlich gerade gelesen hast, schon versiegelt ...“ (Cic. Att. 5,19)
Man könnte auch die diskutierte Stelle oben unter dem Tempusaspekt betrachten.


Eum libenter nunc Caesari consuli addiderim.


„Den würde ich nun gerne einem Konsul Cäsar hinzufügen/an die Seite stellen.“
Re: Cicero an Atticus - Frage zu einer nicht ganz eindeutigen Stelle
Tina am 8.6.17 um 12:03 Uhr (Zitieren)
Danke für eure Hilfe. Was ich jetzt noch nicht ganz verstehe ist der eum-Satz.

„Den würde ich nun gerne einem Konsul Cäsar hinzufügen/an die Seite stellen.“

Wie ist das gemeint? Bedanke mich im Voraus.
Re: Cicero an Atticus - Frage zu einer nicht ganz eindeutigen Stelle
Graeculus am 8.6.17 um 12:55 Uhr (Zitieren)
„Den würde ich gerne [dem] Caesar als Konsul an die Seite stellen.“
Es gabe jährlich zwei Konsuln - jeder hatte also einen gewählten Kollegen.
Re: Cicero an Atticus - Frage zu einer nicht ganz eindeutigen Stelle
Tina am 8.6.17 um 13:30 Uhr (Zitieren)
Danke! Noch eine Frage: Ich bin gerade dabei, die bestmögliche Übersetzung für den Brief herauszufinden, da ich manche Stellen aus der mir gegebenen Übersetzung einfach viel zu frei finde. Würde sich jemand von euch bereit erklären, meine Übersetzung eventuell durchzulesen und zu korrigieren? Wäre es ok, wenn ich sie einfach mal hochladen würde? Wie gesagt: Ich denke, dass man einige Stellen auch lassen kann, aber andere ändern muss. Habe das auch mal versucht, würde mich aber über eure professionelle Hilfe freuen. Mehr Augen sehen auch mehr :-)
Re: Cicero an Atticus - Frage zu einer nicht ganz eindeutigen Stelle
Tina am 8.6.17 um 14:40 Uhr (Zitieren)
Hier ist „meine“ (mit Hilfe einer bereits gegebenen Übersetzung) Übersetzung. An manchen Stellen bin ich mir nach wie vor nicht sicher, da es so frei ist und ich teilweise auch den Sinn nicht ganz verstehe. Ich bitte um Korrektur/Unterstützung.
Ihr würdet mir sehr helfen. Eure Tine :)

Mit meiner Bewerbung, die dir, wie ich weiß, sehr am Herzen liegt, steht es folgendermaßen, soweit man das bis jetzt durch Vermutung vorhersehen kann. Um das Konsulat bewirbt sich als einziger P. Galba. Ohne Schein und ohne Hinterhalt lehnt man ihn nach Sitte der Vorfahren ab. Wie es die Meinung der Menschen ist, sei (diese) seine übereilte Bewerbung für meine Absichten nicht ungünstig gewesen. Denn jene lehnen allgemein so ab, dass sie sagen, sie seien mir verpflichtet. So hoffe ich, das etwas für mich dabei herausspringt, wenn sich herumspricht, dass sich sehr viele als meine Freunde bekennen (dass sehr viele als meine Freunde gefunden werden). 

Ich aber hatte gedacht den Anfang des Werbens zu eben dieser Zeit zu machen, von der Cincius sagte, dass sich dein Junge / Sklave / Bote mit diesem Brief auf den Weg machen würde, (und zwar) auf dem Marsfeld bei den Tribunenwahlen am 17. Quintilis. 
Meine Mitbewerber, von denen man es bestimmt zu wissen glaubt (die als sichere scheinen), sind Galba, Antonius und Q. Cornificius. Ich glaube, dass du bei diesem (Namen) entweder gelacht oder gestöhnt hast. Manche denken auch - nun schlag dir vor die Stirn - an Caesonius. An Aquilius, der entschieden ablehnte und eine Krankheit schwor, und als Gegengrund (jene) seine richterliche Amtsgewalt vorbrachte, glaube ich nicht. Catilina wird bestimmt ein Mitbewerber sein, wenn das Urteil sein wird, dass es am Mittag nicht hell sei. Was Aufidius und Palicanus betrifft, glaube ich nicht, dass du warten musstest, bis ich schreibe.

Von denen, die sich nun bewerben, gilt Caesar für sicher. Thermus ringt, wie man glaubt, mit Silanus um den Vorrang; diese sind an Freunden und Ansehen so unvermögend, dass mir scheint, dass es nicht unmöglich ist, Turius (als Amtsbewerber) vorzuschieben. Aber dies scheint außer mir niemandem so. Für meine Interessen scheint es am meisten beizutragen, wenn Caesar es (zusammen) mit Thermus werden würde; wenn er in mein Jahr zurückfällt, scheint es von denjenigen, die sich jetzt bewerben, niemanden zu geben, der ein stärkerer Kandidat sein wird, deshalb weil er der Leiter der Flaminischen Straße ist, die dann ganz leicht fertig sein wird. Ihn würde ich gerne mit dem Konsul Caesar (in das gleiche Amt) setzen.

Diese ist meine bis jetzt gebildete Ansicht über die Bewerber. Ich werde bei der Erledigung jeder Aufgabe eines Kandidaten höchste Gewissenhaftigkeit hinzuziehen und vielleicht im Monat September - wenn es in Rom auf dem Forum bei den Gerichten nicht mehr so hitzig zugeht - als Legat zu Piso gehen, um im Januar zurückzukehren, da Gallien ja für die Abstimmungen von großer Bedeutung zu sein scheint. Sobald ich die Absicht des Adeligen durchschaut habe, werde ich dir schreiben. Ich hoffe, dass das Übrige gut vonstatten gehen wird (gut vonstatten gehend ist), wenn (ich es) auch nur mit diesen städtischen Mitbewerbern (zu tun habe). Sorge du mir dafür, dass du für jene Schar unseres Freundes Pompeius einstehst, da du ihm ja näher bist. Verneine, dass ich erzürnt wäre, wenn er nicht zu meiner Wahl käme.

Das wäre also das. Ich möchte dich noch für etwas um Verzeihung bitten. Dein Oheim Caecilius ist von P. Varius um viel Geld betrogen worden und hat angefangen mit dessen Bruder Caninius Satyrus über diese Dinge zu verhandeln, die dieser, wie er behauptet, durch einen böswilligen Scheinkauf von Varius angenommen hatte. Zugleich haben ihn auch die übrigen Gläubiger verklagt, unter ihnen Lucullus und P. Scipio sowie L. Pontius, der, wie man annimmt, im Falle der Zwangsversteigerung Bevollmächtigter für die Gesamtgläubiger sein wird; aber das mit dem Bevollmächtigten ist lächerlich.

Nun erkenne die Sache. Caecilius hat mich gebeten, ihn gegen Satyrus zu vertreten. Es vergeht aber kaum ein Tag, ohne dass dieser Satyrus zu mir ins Haus kommt. Er ist L. Domitius sehr ergeben und in zweiter Linie mir; er ist sowohl mir als auch meinem Bruder Quintus bei unseren Bewerbungen sehr nützlich gewesen. In der Tat bin ich in großer Gemütsunruhe/verwirrt angesichts Satyrus vertrauten Umgangs mit mir wie auch mit Domitius, auf dessen Einfluss sich vor allem meine Bewerbung stützt.

Dies habe ich Caecilius dargelegt und zugleich darauf hingewiesen, dass ich mich ihm nicht versagt hätte, wenn er allein mit ihm im Streit läge; wo es sich nun um die Sache der Gesamtgläubiger, noch dazu so einflussreicher Männer (handle), die die gemeinsame Sache leicht ohne den, den Caecilius mit seinem Namen nannte, durchfechten konnten, sei es nicht mehr wie ….
Dies schien mir härter anzunehmen als ich wünschte und es gute Menschen gewohnt sind, und danach entfloh er ….

Ich bitte dich, mir dies zu verzeihen und mir zu glauben, dass es nur durch die Menschlichkeit verboten ist, gegen einen Freund in einer für ihn so unglücklichen Lage zu dieser Zeit, aufzutreten, zumal er sich mit allen seinen Bemühungen und Pflichten mir widmete. Wenn du aber ganz hat gegen mich sein willst, wirst du glaube, mein Ehrgeiz habe mir entgegengestanden. Auch wenn dies so ist, glaube ich aber, dass du mir verzeihen müssen wirst, … Da ich noch nie Griechisch hatte, habe ich keine Ahnung, wie man das hier reinbringen kann bzw. ob die Übersetzung stimmt.
Du siehst nämlich, in was für einem Rennen ich laufe und wie ich daran denke, die freundliche Gesinnung von jedermann nicht nur zu erhalten, sondern auch zu gewinnen. Ich hoffe, dass ich dir die Sache glaubhaft machen konnte, ich wünsche es jedenfalls bestimmt.

Deine Hermathena macht mir viel Freude, steht außerdem so hübsch, dass das ganze Gymnasium gleichsam ihr geweiht zu sein scheint. Ich liebe dich sehr.
Re: Cicero an Atticus - Frage zu einer nicht ganz eindeutigen Stelle
viator am 8.6.17 um 14:52 Uhr (Zitieren)
Ob dir das einer so korrigiert?
Du solltest immer Satz für Satz Text+Übersetzung posten. So ist das sehr unübersichtlich und korrekturabschreckend. Wohl keiner hat Lust, ständig ins Original rüberzuschauen, das er sich zudem erst noch suchen muss.
Re: Cicero an Atticus - Frage zu einer nicht ganz eindeutigen Stelle
Tina am 8.6.17 um 15:05 Uhr (Zitieren)
Das ist aber der komplette Text. Es sind nicht nur einzelne Sätze, sondern alles am Stück (bis auf die Sätze zwischendrin, die ich nicht weiß mit „...“). Wenn ihr wollt, kann ich es auch noch einmal anders hochladen.
Re: Cicero an Atticus - Frage zu einer nicht ganz eindeutigen Stelle
viator am 8.6.17 um 15:44 Uhr (Zitieren)
Wie gesagt: Poste Satz für Satz und schreibe deine Übersetzung immer sofort unter jeden einzelnen Satz. Diese Mühe sollte man verlangen dürfen bei so einem ellenlangen Text.
Das macht die Sache wesentlich angenehmer für potenzielle Helfer.
Re: Cicero an Atticus - Frage zu einer nicht ganz eindeutigen Stelle
Graeculus am 8.6.17 um 15:56 Uhr (Zitieren)
Insgesamt wollte man wohl beachten, daß hier (ganz überwiegend) Laien am Werk sind, die das in ihrer Freizeit betreiben und als Hobby betrachten.
 
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Wie gesagt: Poste Satz für Satz und schreibe deine Übersetzung immer sofort unter jeden einzelnen Satz. Diese Mühe sollte man verlangen dürfen bei so einem ellenlangen Text.
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