Ceterum cum insatiabilis mulieris in dies regnorum aviditas augeretur,
temulento Antonio,
et forsan a tam egregia cena surgenti, Romanum postulavit imperium,
quasi in manibus posse concedere fuisset Antonii,
quod ipse, minime sui compos, minus oportune, suis Romanisque pensatis viribus, se daturum spopondit.
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Vokabelhilfen:
temulentus – betrunken
egregius – ausgezeichnet, hervorragend
postulare + Dat. - von jmd. Fordern
in manibus + Gen. Esse – in jds. Macht liegen
sui compos – seiner (Sinne) mächtig
spondere – geloben, versprechen
pensare – abwägen, beurteilen
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Weil übrigens das unersättliche Verlangen der Frau nach der Herschaft (Pl.) von Tag zu Tag wuchs,
forderte sie, als Antonius betrunken war (nominaler abl. Abs + adj. Attribut ?!),
vielleicht auch von dem ausgezeichneten Mal, von ihm, während er [vom Schlaf] aufstand, das Römische Imperium
(und) es hätte gewissermaßen in Antonius Macht gelegen, nachgeben zu können,
da er selbst, keineswegs (mehr) im Besitz seiner vollen Sinne / Kräfte, wenig vernünftig, gelobte, dass er (es ihr) geben werde, nachdem seine und römische Kräfte ?! abgewägt worden waren.
Ich würde es sehr begrüßen, wenn mal ein Lateiner darüber einen Blick wärfe.
Für mich hört sich das alles noch nicht flüssig genug an.
-->Bin ich mit meinem Verständnis eigentlich auf dem Holzweg?
Ich verstehe es nämlich so:
Kleopatra, die unbedingt auch das Römische Reich wollte, forderte dies von Antonius, während er gerade nach einem Abend mit Alkoholgenuss aufstand. Und gerade unter diesem Einfluss (wenig vernünftig, nicht mehr im Besitz seiner vollen (Sinnes-) Kräfte) hätte Antonius ja leicht nachgeben und Kleopatra in ihrem Wunsch „entgegen kommen“ können. Letztendlich versprach er auch das zu tun, nachdem er wieder im Besitz seiner Kräfte wäre.
„Antonio ... a tam egregia cena surgenti“: (von dem) sich von einem solch auserlesenen Mahl erhebenden Antonius ... = (von) Antonius, als er sich gerade von einem solch erlesenen Mahl erhob ...
Bedenke, daß die Römer im Liegen gegessen haben!
Von Alkohol lese ich nichts Explizites, obwohl der natürlich mit von der Partie war und in „minime sui compos“ angedeutet wird.
Den Konjunktiv „wärfe“ solltest Du Dir nochmal durch den Kopf gehen lassen. ;-)
...Ich hatte über den Konjunktiv vorhin schon gegrübelt. :-D
>> Kolter, der einzigste, gehongen...usw.<< sage ich mit Überzeugung :-D
Stimmt es heißt >> ich wurf<<, also auch ich „würfe“.
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Was? --> Zeile 2 [ temulento Antonio]
Alkohol -> klar Graecule : temulentus - betrunken.
Von was wenn nicht von Alkohol sollte man bedrunken sein!? :-D
Stimmt ja, die Römer - zumindest die „high society“- haben ja immer im Liegen gegessen.
Nach neuesten Erkenntnissen sehr schlecht für die Verdauung. Ein großer Teil soll ja wirklich enorme Verdauungsprobleme deswegen gehabt haben.
Ich habe aber ein Problem mit dem >>temulento Antonio<< und eigentlich auch der restlichen Kommatasetzung.
Unser Lehrer hatte diesen Satz übersetzt mit „ Als Antonius betrunken war“.
Aus diesem Grund hatte ich dahiner >>nominaler abl. Abs + adj. Attribut ?!<< geschrieben - Nach seiner Übersetzung würde es ja um eine solche Konstruktion handeln.
Bis jetzt sind mir nämlich nur nominale ablativi absoluti mit zwei „Nomen“ begegnet, z.b Caesare duce o.Ä.
Sicher, das „trunken vor Liebe“ ein Option darstellt.
-> temulento Antonio,et forsan a tam egregia cena surgenti
Ich hatte mir gedacht „temulentus a tam egregia cena“, da eine >> cena<< eigentlich immer >>vinum<< einschloss.
Als was würdest du jetzt „temulento Antonio“ verstehen.
-> fordern + Dat. ((von dem) sich von einem solch auserlesenen Mahl erhebenden Antonius)
oder
-> nom. abl. abs + adj. Attribut -> temulentus - betrunken ist ja eigentlich das entsprechende PPP des Verbs „betrinken“.
In keinem Wörterbuch finde ich aber einen Verweis auf ein Verb, bez. die Angabe "temulentus - PPP v. xxx.
Bei den Lateinern ging das doch immer stark nach Grammatik : Partizip + Nomen (abl.). ?!
„temulentus“ (wie auch „temetum“) führt der Georges auf ein erschlossenes Wort „temum“ zurück, nicht auf irgendein Verb.
„postulare“ wird, ebenfalls lt. Georges, immer mit dem Akkusativ, ggfs. mit dem doppelten Akkusativ (etwas von jemandem fordern) konstruiert.
Woher also der Dativ? Denn ein Dativ ist „surgenti“ ja eindeutig, und der steht in Verbindung mit „temulento Antonio“, was also ebenfalls Dativ, kein Ablativ ist.
Der Ablativ müßte ja „surgente“ lauten.
Da stehe ich nun ebenfalls vor einem Rätsel. Steht da ganz eindeutig „surgenti“?
... [b]als ob[/quote] es in den Händen des Antonius gelegen hätte, (das) zugestehen zu können.
[Das konnte er natürlich nicht - das Imperium Romanum war ja nicht sein Privatbesitz.]
doch,
G. Octavius (der spätere Augustus), M..Antonius
und Lepidus haben sich im sogenannten
2.Triumvirat das Reich unter sich aufgeteilt.
Das wurde sogar hochoffizell staatsrechtlich anerkannt
(Lex Titia: Triumviri rei publicae constituendae)
äh...
Antonius erhielt den Osten
Ägypten war noch nicht römische Provinz
und tatsächlich verschenkte Antonius im Suff römische Provinzen an Cleopatras Kinder...
Das war doch illegal und ein Skandal, den Octavian weidlich gegen Antonius ausgenutzt hat.
Allerdings habe ich den Eindruck, daß Du von Machtverhältnissen redest und ich von der Rechtslage spreche.
Meinst Du denn, daß der „quasi“-Satz von Bonifatius tatsächlich korrekt übersetzt worden ist?
Antonius setzte den Caesarion,
den Sohn Caesars und Cleopatras,
sogar als sein Mitregent ein.
Das und natürlich sein Testament,
welches im Tempel der Verstalinnen hinterlegt war
und an das Octavius unter irgendwelchen
seltsamen Umstände herangekommen ist
und im Senat verlesen wurde,
brachte das Faß zum Überlaufen
Bei einem Konjunktiv Plusquamperfekt? Auch gebrauchst Du das Wort „quasi“ hier eher im umgangssprachlichen Sinne, nicht in dem von Georges: wie wenn, als wenn, als ob.
Bonifatius hat es eigentlich gar nicht übersetzt, und das ist f.a.l.s.c.h.
;-)
vierlleicht so:
Cleopatra meinte,
daß Antonius eben diese Macht besessen hatte.
Rom aber meinte,
daß Antonius über die Befugnisse der Lex Titia weit hinausgegangen ist!
der Osten war ja erst seit knapp 20 Jahren römische Provinz(en) (Gn. Pompeius Magnus)
Antonius hatte durchaus das Recht, die Provinzen zu ordnen, aber eben nicht, sie aus der römischen „providere“ zu entlassen
@Graeculus
quasi habe ich mit „gewissermaßen“ übersetzt.
Und ja, da steht „surgenti“, mit -i, eindeutig Dativ.
Und die Richtigkeit des Georges will ich gar nicht in Frage stellen, aber als Hilfestellung steht auf meinem Blatt neben dran „postulare + Dat. - von jmd. fordern“ ...*grübel
Und was ist jetzt mit dem „temulento Antonio“.
Die Übersetzung meines Lehrers lautet „ als Antonius betrunken war“, also als abl. abs. übersetzt.
Aber ein abl. abs ohne Partizip (partizipialer abl.abs) und ohne zwei „Nomen“ ( nominaler abl. abs) ist mir bis jetzt noch nicht untergekommen....
Wie sieht das jetzt eigentlich aus?
Kleopatra „postulavit Romanum imperium“, und Antonius „se daturum spopondit“.
-> Also lag es in seiner Macht, dieses zu verschenken...zumindest nach dem Text.
Irgendwas muss er ja „geben“. Da fällt mir im Kontext nur das Römische Reich ein. !?
@bonifatius: Zur Ergänzung von Plebeius:
Sonderformen des Ablativus absolutus gibt es:
Der Abl.abs. kann mit Adjektiven stehen: frequens (v.a. mit senatus), invitus, imprudens, insciens, inscius, ignarus reliquus, vivus, salvus, incolumis, integer, incertus, idoneus, opportunus, secundus, ebrius ....
Quelle: Neuer Menge §504 (2) mit Belegstellen und Beispielen