Hallo, ich habe ein Problem mit einem Satz aus „de bello Gallico“:
In castris Hevetiorum tabulae repertae sunt litteris Graecis confectae et ad Caesarem relatae, quibus in tabulis nominatim ratio confecta erat, qui numerus domo exisset eorum, qui arma ferre possent, et item separatim pueri, senes mulieresque.
Meine Übersetzung hört sich etwas holprig an:
Im Lager der Helvetier sind mit griechischen Buchstaben beschriebene Listen wieder gefunden worden und zu Caesar gebracht worden, auf diesen Listen war unter Nennung der Namen ein Verzeichnis gemacht worden, welche Zahl aus der Heimat herausgegangen sei von denjenigen, die Waffentragen könnten, und ebenso getrennt die Jugendlichen, die Greise und die Frauen.
Habe ich das „quibus in tabulis nominatim ratio confecta erat“ richtig übersetzt?
Und warum ist „possent“ und „exisset“ Konjunktiv?
Bitte helft mir.
numerus domo exisset ... Anzahl, der jenigen, die bereits ausgewandert waren (Plqperf.) abgeschlossener Vorgang der Vergangenheit;
aber aus Sicht Caesars eine Annahme, die er ja nicht überprüfen kann, daher Konjunktiv
Die Listen sind nicht notwendig objektiv korrekt, deswegen übersetzt du ja auch deutsch mit Konjunktiv „welche Anzahl fortgegangen sei“ und nicht „...ist“
Sonst könnte man höchstens glätten, was dir zu holperig ist. „mit griechichen Buchstaben gefertigte“, „aufgefunden“ statt „wiedergefunden“ und so.
Danke! Wisst ihr vielleicht auch, warum diese Listen auf griechisch waren? Die Helvetier waren doch eigentlich Gallier und müssten somit Keltisch sprechen, oder?
Die Galier hatten keine eigene Schrift! Daher bedienten sie sich des griechischen Alphabets. Es wurden ja Namen aufgeschrieben uns keine Sätze gebildet. Die Kelten hatten bereits lange Kontakt zur griechischen Kultur und benutzen daher diese Schriftzeichen, was sich sicher merkwürdig angehört hat, wenn man die gallischen Namen aus der griechischen Schrift entnahm und aussprach ...
Die Römer haben ja auch das griechische Alphabet übernommen und ihrer Sprache angepasst.
(Die Griechen wiederum haben die Buchstabenschrift
von den Phönikiern „gelernt“.)
Für Caesar stellte die griechische Schrift selbstverständlich kein Problem da.
Griechisch war die allgemeine internationale Verkehrssprache, nicht Latein!
Die Kelten standen im Übrigen kurz vor dem Schritt
zur schriftlichen Kultur, als Caesar dann Gallien
eroberte und die keltische Kultur fast ausrottete.
Wobei Caesar in Vi, 14. schreibt, dass die Druiden ihre Lehre nicht aufschrieben, um sie nicht im Volk zu verbreiten (Herrschaftswissen) und damit ihre Zöglinge nicht das Gedächtnis vernachlässigen.
Im o.a. Kapitel sagt Caesar, dass die Gallier griechische Schrift im privaten und geschäftlichen Verkehr verwendeten (wenn man gebildet genug war). Die Gallier waren sicher keine Barbaren und hatten den Nutzen der Schrift längst erkannt. Es wäre nur ein Frage der Zeit gewesen, eigene Schriftzeichen zu entwickeln, die die Aussprache erleichterten. Aber Bibulus hat schon gesagt: dazu kam es nicht mehr, der gallische Krieg war vernichtend.
Danke.
Ich habe auch noch eine Frage. Das Kapitel, aus dem der Satz stammt geht so weiter:
Quarum omnium rerum summa erat capitum Helvetiorum milium ducentorum sexaginta trium, Tulingorum miliumtriginta sex, Latobrigorum quattuordecim, Rauracorum viginti trium, Boiorum triginta duorum; ex his qui arma ferre possent ad milia nonaginta duo.
Wieso sind die ganzen Zahlen denn im Genitiv? Bzw. Teile von ihnen? Beziehen sich die einzelnen Zahlen aufeinander? Also, wenn man sich z. B. die letzte Zahl anschaut „milia nonaginta duo“:
duo lässt sich doch deklinieren, warum ist es denn dann nicht kongruent zu nonaginta?
Dekliniert werden nur die Zahlen 1, 2, 3 und milia ,
die Zahlen 4 -100 werden nicht dekliniert
(aber 200 wird wiederum dekliniert, weil da das „duo“ drinsteckt)
Das heißt, milium, ducentorum und trium stehen im Genitiv Plural und beziehen sich auf Helvetiorum? Oder auf capitum? Und sexaginta staht einfach so da, wie es immer ist, weil es nicht dekliniert werden kann?
Wieso sind es denn bei mille ducenti nur 120? mille ist doch 1000 und ducenti 200.
Beziehn sich die Zahlen denn überhaupt nicht aufeinander oder auf das Wort, von welchem sie die Zahl angeben sollen?
Stehen Zahlen irgendwie grundsätzlich im Genitiv?
Im Stowasser sind die Zahlen ja auch aufgeführt und da steht bei 1000 mille. Warum ist das denn immer Genitiv??
Ok, ich glaube langsam wird es mir etwas klarer, aber beziehen sich die Zahlen jetzt auf ein Wort, dessen Mege sie angeben wollen? Also hier wieviele Menschen von welchem Stamm es waren?Und stehen deshalb im Genitiv?
Nur die fett gekennzeichneten Numerale sind deklinierbar:
Helvetiorum milium ducentorum sexaginta trium
Tulingorum milium triginta sex,
Latobrigorum quattuordecim,
Rauracorum viginti trium,
Boiorum triginta duorum,
ex his qui arma ferre possent ad milia nonaginta duo.
Also, wenn man jetzt mal Boiorum triginta duorum nimmt. Dann wären es ja 32 Menschen der Bojer(also 32.000) . Aber rein logisch müsste es ja 30 der 2 der Bojer sein?? Oder ist das einfach die römische Zählweise, so wie wir zwei und dreißig sagen?
Das heißt, ich ignoriere die Genitive einfach und tu so, als ob alles im Nominativ da stände?
Oder wird das dann falsch, weil dann so was wie mit dem 120 und 200.000 rauskommen kann?