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Textstelle aus Sugers De consecratione (ca. 1140) — 475 Aufrufe
Philipp am 23.10.10 um 19:43 Uhr (Zitieren)
Guten Abend,

es geht mir um folgende Stelle aus Sugers De consecratione:

„fulgorantis auri et splendorem gemmarum propinquitati arridentium oculorum acutius delectabilisque refundendo, ultra satis, quam si maior fabricaretur, irradiaret.“

Besonders die Rolle des Genitivs „propinquitati arridentium oculorum“ in der Gerundkonstruktion macht mir Sorgen. Es gibt mehrere Übersetzungen und je nach Autor wird „propinquitati arridentium oculorum“ dann im Deutschen in den Nominativ übersetzt oder aber auch in den Dativ.

Ich schlage folgende Übersetzung vor:

„indem die aus der Nähe zulächelnden Augen den Glanz des blitzenden Goldes und der Edelsteine schärfer und angenehmer zurückwerfen, erstrahlte sie weit mehr, als wenn sie größer geschaffen worden wäre.“

Ist dies korrekt?

Ich würde mich über jeden Beitrag sehr freuen!

Grüße,
Philipp
Re: Textstelle aus Sugers De consecratione (ca. 1140)
Magistrulus am 24.10.10 um 11:26 Uhr (Zitieren)
Prinzipiell ist es für eine angemessene Übersetzung immer hilfreich, den Kontext eines Satzes zu kennen (Es scheint hier um eine Statue o.ä. zu gehen?).
Wie kommt es hier zu dem Konjunktiv Imperfekt beim Prädikat? Ich vermute, dass wir uns hier in einem ut-Satz befinden?
Und wäre es möglich, dass Suger mit „propinquitati“ einen Ablativ bilden wollte? So könnte man dann zumindest das „que“ erklären, dass es nämlich „propinquitate“ und „refundendo“ auf eine Stufe stellt, die zusammen den Grund des „irridiare“ angeben?
Und „ultra satis“ würde ich eher mit „mehr als genug“ übersetzen als mit „weit mehr“, aber es ist nicht so, dass ich den Satz komplett verstehen würde...
Re: Textstelle aus Sugers De consecratione (ca. 1140)
Philipp am 24.10.10 um 13:49 Uhr (Zitieren)
Hallo,

vielen Dank für die Antwort!

Es geht in dem Absatz um ein Kirchengebäude (Kirche von Saint-Denis). Der Autor beschreibt die Mängel des Kirchengebäudes, um zu erläutern, warum er es umbauen möchte.

Die Vermutung mit dem ‚ut‘ war naheliegend, es ist ein ‚quod‘, deshalb der Konjunktiv Imperfekt.

Hier der komplette Absatz mit Übersetzung von Speer/Binding von 2005:
„hoc solum ei defuit, quod quandam1 oporteret magnitudinem non admisit, non quod aliquid eius deuotioni aut uoluntati deesset, sed quod forsitan tunc temporis in primitiua ecclesia nulla adhuc aut maior aut equalis existeret aut quod breuior fulgorantis auri et splendorem gemmarum propinquitati arridentium oculorum acutius delectabilisque refundendo ultra satis, quam si maior fabricaretur, irradiaret.“ (cons 9, 74-80)

„Nur dieses eine fehlte ihr: Er gab ihr nicht jene Größe, die ihr gebührt hätte – nicht etwa weil an seiner Frömmigkeit oder seinem Willen etwas gefehlt hätte, sondern weil es vielleicht zu damaligen Zeit in der frühen Kirche noch keine größere oder gleich große gab, oder weil sie in ihrer kleineren Gestalt dadurch, daß sie den Glanz des blitzenden Goldes und der Edelsteine auf die aus der Nähe zulächelnden Augen schärfer und angenehmer zurückwarf, weit mehr erstrahlte, als wenn sie größer geschaffen worden wäre.“

Es geht mir hauptsächlich um die korrekte Übersetzung von „propinquitati arridentium oculorum acutius delectabilisque refundendo“, weil es hier einige, teilweise wilde (!), Übersetzungen in der Literatur gibt und dies zu auch zu sehr seltsamen Schlussfolgerungen geführt hat. Ist die Übersetung von Speer/Binding mit „auf die aus der Nähe zulächelnden Augen schärfer und angenehmer zurückwarf“ korrekt? Ich bin mir nicht sicher.

Grüße,
Philipp

Re: Textstelle aus Sugers De consecratione (ca. 1140)
Philipp am 27.10.10 um 17:54 Uhr (Zitieren)
*push*

Niemand eine Anregung?
Re: Textstelle aus Sugers De consecratione (ca. 1140)
arbiter am 27.10.10 um 19:00 Uhr (Zitieren)
weil sie, die kleinere, dadurch, dass sie den Glanz des funkelnden Goldes und der Edelsteine der Verwandschaft der zulächelnden Augen (= den ähnlich strahlenden Augen) schärfer und ergötzlicher wiedergab, ....als wenn sie größer geschaffen würde
 
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