Auf Deutsch:
Cäsar: Der Gallische Krieg, Buch 7, Kapitel 15, Satz 6
Der Satz lautet:
Datur petentibus venia dissuadente primo Vercingetorige, post concodente et precibus ipsorum et misericordia vulgi.
Ich hätte eigentlich bei dem Satz keine Probleme, aber über das dissuadente stolpere ich immer wieder...
Kann man das mit PPA: „der davor warnende V.“,
mit ein Nebensatz: „obwohl der davor warnende V.“,
oder sonst wie übersetzen.
Vielleicht könnt ihr mir dabei weiterhelfen. Am Besten wäre eine genaue Lösung mit Bestimmung dieses Wortes. Wir schreiben darüber morgen eine Arbeit und daher liege mir das sehr am Herzen :-)
Re: Caesar: de bello gallico, liber VII, capitulum XV, sententia VI
So, kann mir irgendein guter Lateiner bestätigen, dass diese Übersetzung richtig ist:
Es wurde den Bittenden einen Gefallen erwiesen, obwohl V. anfangs dagegen war, später gab er aber sowohl dem Flehen als auch dem Mitleid für das Volk nach.
Re: Caesar: de bello gallico, liber VII, capitulum XV, sententia VI
Ich schon (leider). Vor allem hapert es mit den Bezügen (Kasus).
1. petentibus (hier = Dat. Pl. m.) ist Dativobjekt zu datur venia, also substantivisch gebraucht. Gemeint sind ja die Bituriger aus dem Vorigen.
2. precibus und misericordia sind adverbiale Bestimmungen im Ablativ (causae), erkennbar an der klaren „et ... et“ Konjunktion (misericordia ist eindeutig Ablativ und nicht Dativ!). Die Übersetzung lautet demnach:
Als sie darum baten, wurde ihnen die Erlaubnis (= venia) erteilt, wobei Vercingetorix anfangs abriet, später (aber) aufgrund der Bitten von ihnen selbst als auch wegen des Mitleids des Volkes zustimmte.
Re: Caesar: de bello gallico, liber VII, capitulum XV, sententia VI
...wobei man sich schon fragt, was inhaltlich und logisch denn „wegen des Mitleids des Volkes“ bedeuten könnte...
ist nicht eher gemeint: weil er Mitleid mit dem Volk hatte
(Gen. obiect.)
Re: Caesar: de bello gallico, liber VII, capitulum XV, sententia VI
Kleiner Tipp, arbiter: Lies mal das c. 15 von Anfang an, dann wird dir klar, dass „vulgus“ die Gallier bezeichnet, denen sich die Bituriger an dieser Stelle zu Füßen geworfen haben. Besser ist vielleicht sogar die Übersetzung mit „Menge, Volksmenge“.
Aber ganz abgesehen vom Inhalt: Als geübter Lateiner bist du sicher in der Lage, in dem Kolon „et precibus ipsorum et misericordia vulgi“ einen Parallelismus zu erkennen, woraus man schließen kann, dass die Genitivattribute ipsorum und vulgi nicht nur syntaktisch, sondern auch in semantischer Funktion übereinstimmen (als Gen. possessivus).
Alles klar?
Re: Caesar: de bello gallico, liber VII, capitulum XV, sententia VI
Datur petentibus venia dissuadente primo Vercingetorige, post concEdente et precibus ipsorum et misericordia vulgi.
2. Man gewährte denen, die darum baten, Gnade, obwohl Vercingetorix zuerst davon abriet, später nahm er jedoch wegen ihrer persönlichen Bitten wie auch wegen seines Mitleids dem Volk gegenüber davon Abstand.
also syntaktisch ja, semantisch meiner Meinung nach nicht, da es für gar keinen logischen Zusammenhang herstellen würde. Weshalb hat das Volk Mittleid?
Gen subj. + Gen. obj.
Re: Caesar: de bello gallico, liber VII, capitulum XV, sententia VI
1. Wie kommst du auf „Gnade“? In 15, 4 waren die Bituriger vor den Galliern auf die Knie gefallen und baten (um Erlaubnis!), die Stadt verteidigen zu dürfen (sie wollten sie nicht in Brand setzen). Diese Erlaubnis wird ihnen in 15,6 erteilt (datur venia).
2. In 15,6 sind ipsorum und vulgi nicht dieselben Personen! precibus ipsorum sind die Bitten der Bituriger, misericordia vulgi ist das Mitleid der Gallier (mit den Biturigern), das schließlich Vercingetorix einlenken lässt. Beide Genitive sind gleich (s.o.): Gen. subiectivus (wie arbiter richtig erkannt hat).
Cf. zur Stelle z.B. den Kommentar von Hornig, Teil 2, S. 97:
„misericordia vulgi = ‚die allgemeine Sympathie‘, die man den Biturigern entgegenbrachte.“
Re: Caesar: de bello gallico, liber VII, capitulum XV, sententia VI
Gnade, welche ich genommen hatte, da die 1. Bedeutung von venia Gnade ist und gerade veniam dare - vergebn heißt, macht hier keinen Sinn.
Deine Argumentation für Mitleid des Volkes (im Sinne von Menge der Versammelten Gallier und nicht der Bewohner der Stadt) verstehe ich. Dennoch frage ich dich:
Kommt dann die Bedeutung nicht aufs selbe heraus: Ob die Gallier Mitleid haben oder auf das Mitleid reagieren, das von den Biturigen ausgeht, kommt dann ja logisch gesehen auf das selbe heraus!!!
Und für mich ist es verständlicher, grade in zusammenhang mit dem „Bitten“. Grammatisch/ syntaktisch geht beides....
PS: ich glaube arbiter hat deinen Gen. subj. respektive Gen. poss. angezweifelt, es also so gesehen wie ich....aber das müsste er sagen ;)
Re: Caesar: de bello gallico, liber VII, capitulum XV, sententia VI
Betrachte doch noch einmal die Übersetzung von Hornig:
misericordia vulgi = die allgemeine Sympathie
ist doch wohl das Mitleid der Volksmenge (= Gen. subiectivus: die Menge empfindet Mitleid gegenüber den Biturigern, die sich gerade in einer für sie demütigenden Situation befinden)