Hallo.
Das Lateinabi ist nur noch ein paar Tage weg, über ein bischen Hilfe würde ich mich sehr freuen.
Ich war immer der Überzeugung gewesen, Infnitive geben im Lateinischen keine konkrete Zeit an, nur ein Zeitverhältnis.
In letzter Zeit begegne ich immer wieder Ausnahmen. Stimmt diese Regel in dieser Form doch nicht?
Ein Beispiel:
„Quod cum audivisset adulescens filius negotium exhiberi patri...“
mein Übersetzung:
„Als der jungentliche Sohn gehört hatte, dass die Aufgabe dem Vater übertragen worden war...“
Denn „exhiberi“ ist IGP, abhängig von „audivisset“, also Plf-Perf.
Kommentar Lehrkraft:
es muss „ausgeliefert wird“ heißen.
In meiner Übersetzung hört sich das Ausliefern vorzeitig und nicht gleichzeitig. Das leuchtet mir auch ein.
Wie gehe ich also mit solchen Infinitiven um?
Würde mich über Hilfe freuen
Für die Wahl des (deutschen) Tempus spielt nur die ZEITSTUFE eine Rolle. Unter Zeitstufe versteht man: Zukunft, Gegenwart und Vergangenheit.
Das Plpf. aus deinem Beispielsatz gehört zu „Vergangenheit“, also kommt die Übersetzung des exhiberi ins deutsche Präteritum: ... dass ... übergeben wurde.
Du willst sagenist Dir zu unsicher, also kannst Du einfachumgeht das Problem?
Es gibt auch im Deutschen verschiedene Konjunktive, die die Zeitstufe anzeigen.
Zusätzlich zeigt der Konjunktiv im dass-Satz, dass es sich nicht um eine Tatsache handelt, sondern um die Meinung des Sohns. Also ich würde Dir das anstreichen - eine falsche Zeitstufe als Zeitverhältnisfehler, den Konjunktiv als Grammatikfehler.
Habe ich das richtig verstanden:
Man betrachtet beim AcI sehr wohl das Zeitverhältnis zwischen dem Einleiteverb und dem Infinitiv, unterscheidet in der Zeitstufe der Vergangenheit aber nicht zwischen den 3 Zeiten, sondern nimmt in der Übersetzung des deutschen AcIs immer das Präteritum.
Stimmt das so? Ich versuche ein paar Beispiele:
Einleiteverb im Perfekt, IGA im AcI=Präteritum übersetzen
E. im Plq Perf, IGA im AcI=Präteritum
E. im Präsens, INA im AcI= Futur
E. im Plq Perf, INA im AcI=Präsens
E. im Imperfekt, IVA im AcI=Präteritum
@Arborius: Ja, genauso meinte ich das!
Ich verstehe, dass der Konj hier ein Grammatikfehler wäre. Wäre Konj denn zulässig, wenn der Satz lauten würde: „Als der Sohn behauptete, dass ...“ ?
Aber wie gibt man denn im Deutschen im Konj das Zeitverhältnis wieder? Ich dachte man benutzt Konj1, wenn der identisch mit Ind, dann Konj2.
Zum Konjunktiv:
Die Möglichkeit, in abhängigen Aussagen den Konjunktiv zu verwenden oder eben nicht, ist eine DEUTSCHE Spezialität, die es im Lateinischen nicht gibt. Sie kann die Distanz des Sprechers zum Berichteten ausdrücken.
Beispiele:
Er berichtete, dass die Gesandten zurückgekommen waren.
Er berichtete, dass die Gesandten zurückgekommen seien.
Das ist beides richtig - und derjenige, der den Satz spricht oder schreibt, gibt allein durch die Wahl des Modus seinen Senf dazu.
Das heißt für die Übersetzungspraxis: Ob du Konjunktiv im dass-Satz nimmst oder nicht, musst du nach Inhalt und Zusammenhang entscheiden.
Ausnahme: Wenn du eine indirekte Rede ohne „dass“ formulierst, geht NUR der Konjunktiv:
Er berichtete, die Gesandten seien zurückgekommen.
Wie die Konjunktiv-Form nun genau gebildet wird - dazu lässt du dich am besten von deinem Sprachgefühl leiten. (Du hast deine Einträge so sorgfältig formuliert, dass du dich darauf wohl verlassen kannst.) Falls es wirklich der falsche werden sollte, dürfte das, da es doch um das Textverständnis geht, nicht viel mehr als einen Schlängel drunter geben.