Latein ist nicht schwieriger als andere Sprachen. Man kann seine Schwächen nur nicht so gut verbergen: Fehlt eine Vokabel, muss man raten, während man sich z.B. im Englischunterricht durchlavieren kann - manchmal, jedenfalls.
Ich finde, dass Latein auch sehr schwer ist! Aber eigentlich ist Latein gar nicht schwer: Man muss nur genug dafür lernen (-> ich sollte auch einmal lernen -> hab heute eine 5 auf die Schularbeit bekommen :)
Re: Warum ist Latein so schwer?
QLAL pauca tantum scriiptuurus am 6.4.11 um 19:00 Uhr (Zitieren) III
@Arborium: des is freilich auch war! Aber im Englischunterricht wird außerdem viel aktiv und mit listening comprehension gemacht...
Allerdings ist regelmäßiges Ankucken englischen Fernsehens immer noch um längen besser fürs Verstehen - nur Übersetzen ist offenbar ein anderes ding!
Jaja „lernen“ - PAUKEN ist da angesagt oder a?
Später mehr...
Aber für heute ist schluss!
Macht es gut miteinander,
QLAL
@ internet
Hm, Sprachen sind generell eine schöne Sache; Latein wäre das auch, wenn etwa - tja, was nehm ich da als Bsp.? - die Tagesschau oder Harald Schmidt auf Latein leifen ;-) oder so ein schöner Film wie Spiel mir das Lied vom Tod ... ja, dann, dann ging es ab im Lateinunterricht ...
Spaß beiseite:
Ich glaube, dass jede Sprache dadurch einfacher zu erlernen ist, wenn ...
... Du vom Herzstück des Satzes ausgehst: Dem VERB
... und die Verben lernst mit ihren dazugehörigen Ergänzungen (Ergänzung Nr. 1-5: Nom. bis Ablativ, dazu noch freie Angaben wie Orts- oder Zeitangaben)
... im Lateinunterricht auch mal Bezüge zum aktuellen Tagesgeschehen hergestellt würde (mein Prof. hat damit ein wenig übertrieben, aber es war wirklich lustig, manchmal richtig spannend und aht uns im Kurs motiviert - denke ich; trotzdem war ich nur ein mittelmäßiger Schüler *seufz*)
Oder wenn man ein wenig mehr Ovid übersetzte ... das ist doch aktuell; danach wandern getrost diverse Tips aus diversen Frauenzeitschriften und Männermagazinen in die Tonne.
Oder Ciceros Darstellungen der griech. Philosophie oder die überlieferte Kritik an den Göttervorstellungen - hochaktuell mit Blick auf die religiöse Landschaft oder den Status heutiger Religions- und Kirchenführer.
Und dann fällt einem, denke ich, dass Lernen ein wenig leichter: Wenn man motiviert ist. Dann ist es mitunter auch egal oder zweitrangig, welche Punktzahl man einfährt.
Latein ist daher so schwer, weil es keinen Muttersprachler mehr gibt,
sie ist seit 2000 Jahren streng normiert.
Das Latein, das wir lernen, ist zudem nicht das Latein der Umgangssprache der Menschen gewesen.
Stellt euch vor, wenn man Deutsch lernt, lernt man das Deutsch eines Goethes, wie er es z.B. bei „Iphigenie auf Tauris“ verwendet hatte:
Heraus in eure Schatten, rege Wipfel
Des alten, heil’gen, dichtbelaubten Haines,
Wie in der Göttin stilles Heiligthum
Tret' ich noch jetzt mit schauderndem Gefühl,
Als wenn ich sie zum erstenmal beträte,
Und es gewöhnt sich nicht mein Geist hierher.
So manches Jahr bewahrt mich hier verborgen
Ein hoher Wille, dem ich mich ergebe;
Doch immer bin ich, wie im ersten, fremd.
Denn ach mich trennt das Meer von den Geliebten,
Und an dem Ufer steh' ich lange Tage
Das Land der Griechen mit der Seele suchend;
Und gegen meine Seufzer bringt die Welle
Nur dumpfe Töne brausend mir herüber.
Weh dem, der fern von Eltern und Geschwistern
Ein einsam Leben führt! Ihm zehrt der Gram
Das nächste Glück vor seinen Lippen weg,
Ihm schwärmen abwärts immer die Gedanken
Nach seines Vaters Hallen, wo die Sonne
Zuerst den Himmel vor ihm aufschloss, wo
Sich Mitgeborne spielend fest und fester
Mit sanften Banden an einander knüpften,
Ich rechte mit den Göttern nicht; allein
Der Frauen Zustand ist beklagenswerth.
Zu Haus und in dem Kriege herrscht der Mann
Und in der Fremde weiß er sich zu helfen.
Ihn freuet der Besitz; ihn krönt der Sieg!
Ein ehrenvoller Tod ist ihm bereitet.
usw, etc pp
Die Sache mit der Tagesschau ist in meinen Augen die richtige Richtung.
Will ich Englisch lernen, habe ich unendliche Möglichkeiten, mich mit Englisch zu umgeben. Ich kann englisches Fernsehen schauen, wie QLAL ja schon sagte. Das Radio ist auch noch nicht tot. Ich kann mir Brieffreunde suchen. Einen Schüleraustuasch machen. Ein Auslandsjahr machen. Viele, viele englische Webseiten lesen, englische Bücher in allen (!) Schwierigkeitsgraden lesen, und sich aus der Fülle der Sprachmaterialien genau das passende heraussuchen. Diese Diversität nimmt für das Lateinische nur sehr langsam zu (etwa mit der Möglichkeit, facebook in lateinischer Sprache zu sehen). Aber es ist überhaupt kein Vergleich. Außerhalb vom Unterricht und den Hausaufgaben bleibt Latein meist stumm. Die Franzosen plappern schon nach der ersten Stunde munter „Tu es bête“ - „Toi aussi!!!“, aber die Lateiner treiben (nach meiner Erfahrung) sehr sehr wenig Austausch über das Fach.
Sprache lebt aber von Kommunikation. Diese Kommunikation ist bei Latein zunächst einseitig (die Römer sprechen zu uns in ihrer Sprache, wir antworten aber nicht ihnen, sondern sprechen über sie - in unserer Sprache). Wenn es jetzt schon verboten (!!) ist, im Lateinunterricht Latein zu formulieren, wird das wohl auch noch einige Zeit so bleiben - schade.
Re: Warum ist Latein so schwer?
passer domesticus am 7.4.11 um 3:30 Uhr (Zitieren) II
Dazu eine selbsterlebte Geschichte:
Auf unserer Abitursfahrt nach Rom waren wir in einem Pilgerheim untergebracht, wo auch ein Priester aus Kamerun logierte. Da dieser, ein sehr offener und interessierter Mann, kein Englisch, von uns jedoch keiner Französisch sprach, haben wir uns mit der gemeinsamen (Fremd)sprache Latein beholfen: das war anfänglich etwas mühsam, klappte aber schon im Laufe des ersten Abends immer besser, und beim Abschied nach drei Tagen haben wir alle voller Erstaunen festgestellt, wie locker uns die Konversation über die Zunge ging.
Geholfen hat uns sicherlich dabei, daß wir von der Sexta an, damals also schon über acht Jahre lang, Latein gehabt und dabei (natürlich!) auch ins Lateinische zu übersetzen hatten. Dennoch war uns klar geworden, daß die Rede von Latein als „toter“ Sprache leicht wiederleglich war.