Latein Wörterbuch - Forum
Republikaner — 991 Aufrufe
jill am 30.6.11 um 19:12 Uhr (Zitieren)
Cicero was Republikaner, aber was war denn Cäsar oder Augustus?
Re: Republikaner
Bibulus am 30.6.11 um 19:29 Uhr (Zitieren)
na ja,
Wenn man denn den modernen Ausdruck so gebrauchen will.
Caesar war „dictator“,
Augustus ließ zwar die „republikanischen“ Institutionen formal bestehen,
nannte sich „princeps“ ->„erster“ Bürger, aber war faktisch ein absoluter Monarch.
Re: Republikaner
jill am 30.6.11 um 19:34 Uhr (Zitieren)
aber wenn die einen doch republikaner waren, dann muss es da doch auch eine Gegenpartei zu gegeben haben
Re: Republikaner
Bibulus am 30.6.11 um 19:40 Uhr (Zitieren)
„Republikaner“ ist eine moderne Bezeichnung
Der moderne Gegensatz zu „Republik“ und „Republikaner“ ist „Monarchie“ und „Monarchist“
Re: Republikaner
jill am 30.6.11 um 19:46 Uhr (Zitieren)
ich dachte das hätte irgendwas mit der idee der res publica zu tun, das kommt doch daher, oder?
Re: Republikaner
jill am 30.6.11 um 19:46 Uhr (Zitieren)
sind das die popularen?
Re: Republikaner
Bibulus am 30.6.11 um 19:59 Uhr (Zitieren)
die Römer bezeichneten ihren Staat als „res publica“ -> „eine öffentliche Angelegenheit“, an der jeder Römer Teilhabe hat.

in der Spätzeitder „Republik“ bildeten sich zwei „Parteien“ aus
(nicht Parteien in unserem heutigen Sinne, eher politische Strömungen)
die „Popularen“ und die „Optimaten“.
Cicero wird zu den „Optimaten“ gerechnet.
Sie waren eher „konservativ“ würden wir heute sagen.
Caesar war ein „Popular“, heute würden wir vielleicht „Sozialliberal“ sagen
Re: Republikaner
Bibulus am 30.6.11 um 20:03 Uhr (Zitieren)
die Römer unterschieden ihr staatliches Leben in
„res privata“ und „res publica“
die „res privata“ war dem öffentlichen Zugriff entzogen,
alles was innerhalb der „familia“ geschah,
war „res privata“ unter der absoluten Gewalt des „pater familias“.
Alles, was auf dem Forum passiert, ist „res publica“
Re: Republikaner
jill am 30.6.11 um 20:45 Uhr (Zitieren)
und der senat war dann sowas wie unser BUndestag, wo die Entscheidungen gefällt wurden, von den 2 Konsuln, oder? Wieso ist dann die Republik untergegangen?
Re: Republikaner
Bibulus am 30.6.11 um 21:06 Uhr (Zitieren)
nein, der Senat war NICHT das altrömische Parlament!
Gesetze wurden in der Volksversammlung beschlossen, allerdings nach einem komplizierten Verfahren.
Die Volksversammlung war in verschieden Gruppen aufgeteilt, je nachdem, was beschlossen werden sollte.
Einmal war der römische Volkskörper in 193 sogenannten Centurien aufgeteilt
(das war ursprünglich mal die Heeresversammlung .
Cicero: Heeresversammlung = Volksversammlung
jeder Römer war gemäß seinem Vermögen einer Centurie zugeteilt)
Hier war der Römer also „romanus“ (der militärische Römer)

Dann wurden alle römischen Bürger einer Tribus zugeteilt
ursprünglich waren das 4 „Stadtteile“ Roms:
Subura
Esquilina
Collina
Palatina
Später, als Rom immer größer wurde, kamen immer mehr „tribus“ hinzu
am Ende waren es 35, davon 17 „ländliche“, die als besonders vornehm galten.
Im tribus war der Römer dann der „Quiris“ (der „zivile“ Bürger)
Re: Republikaner
jill am 30.6.11 um 21:15 Uhr (Zitieren)
Heeresversammlung= Volksversammlung? Das versteh ich nicht, das Heer ist doch die Armee. Und die Republik ging unter, weil das Reich einfach zu groß wurde, als dass es so regiert werden konnte?
Re: Republikaner
Bibulus am 30.6.11 um 21:18 Uhr (Zitieren)
Vor allem galt im alten Rom nicht „ein Mann - eine Stimme“,
sondern die Centurien hatten jeweils EINE Stimme (sogennate Kurial-Stimme).

Da die Centurien der 1.Klasse und der Reiterei mit den reichsten Römern
(mindestens 100.000 Asse an Vermögen) zusammen 98 Stimmen besaßen,
konnten sie jederzeit die anderen Centurien,
die zusammen 95 Stimmen, überstimmen.

Auch jede Tribus hatte nur eine Kurialstimme
Die Versammlung der Tribus war die „comitia tributa“, die am Ende die gesetzgebende Gewalt innehatte.
Re: Republikaner
jill am 30.6.11 um 21:22 Uhr (Zitieren)
ah ok, die waren für die gesetzgebung zuständig, aber waren diese tribus auch im senat oder sind senat und versammlung was anderes?
Re: Republikaner
Bibulus am 30.6.11 um 21:26 Uhr (Zitieren)
Heeresversammlung = Volksversammlung:
Wer seinen Kopf als Soldat für den Staat hinhält, will auch mitreden.
Wer den Staat verteidigt, soll auch mitregieren.
Bis zu den Reformen des Marius' war die römische Armee ein Bürgermiliz.
Jeder männliche Römer mußte ab dem 17.Lebensjahr Dienst tun.

DAS hat ja zur Krise geführt.

In den langen Kriegen konnte z.B. der Bauer nicht sein Land bestellen
und geriet in Abhängigkeit eines Gläubigers,
der ihm Geld geliehen hatte und das Land als Pfand genommen hatte.

Marius schuf eine Berufsarmee,
was aber dann das Problem auslöste, daß der Legionär nicht mehr für „Rom“,
sondern für den kämpfte, der ihm den höchsten Sold zahlte, bzw.
reiche Beute versprach.
Daher hat sich Caesar ja mit Crassus, dem damals reichsten Mann Roms,
verbündet und sich beim ihm verschuldet wie ein preussischer Major.

Caesar blieb garnichts anderes übrig, als Gallien zu erobern, sonst hätte er Bankrott machen müssen..
Re: Republikaner
Bibulus am 30.6.11 um 21:29 Uhr (Zitieren)
der Senat war die Versammlung der Familienoberhäupter der 300 reichsten und ältesten Familien Roms.
Es war eine Anssammlung an Lebenserfahrung,
aber der Senat hatte „nur“ beratende Funktion.
Aber, weil es eben die 300 einflußreichsten Männer Roms waren,
war so eine Senats„empfehlung“ quasi wie ein Gesetz.
Re: Republikaner
Bibulus am 30.6.11 um 21:30 Uhr (Zitieren)
Aber offiziell und formal mußte die „comitia tributa“ jedem Gesetz zustimmen.
Re: Republikaner
Bibulus am 30.6.11 um 21:33 Uhr (Zitieren)
Sogar Augustus noch legte der „comitia tributa“ hochoffiziell und ganz formell seine Gesetzesentwürfe zur Abstimmung vor,
und er legte höchsten Wert darauf, daß alles ganz legitim nach Vorvätersitte („mos maiorum“) ablief.
Re: Republikaner
Bibulus am 30.6.11 um 21:44 Uhr (Zitieren)
und der reiche Römer, der das Land des Bauern als Pfand genommen hatte,
ließ, weil der Bauer nicht zurückzahlen konnte, dann das Land von seinen Sklaven
bewirtschaften.

Der Bauer musste mit seiner Familie das Land zurücklassen und in Rom sein Auskommen suchen.

Das ging insofern, da er als römischer Bürger ja das Stimmrecht hatte.

Von diesem Stimmrecht lebte er und seine Familie.

Seine Stimme bekam der Kandidat, der ihm eine kostenlose Grundversorgung mit Lebensmitteln versprach.

So kam es, daß die Versorgung Roms mit Getreide enorm wichtig wurde.

Wenn nun „Piraten“ diese Versorgung unterbrachen, dann kam es zur Krise,
die ein entschlossener Mann für sich zu nutzen wusste.

Pompeius war dieser Mann, aber eben letztendlich nicht entschlossen genug...
(das war dann Caesar, der aus den Fehler des Pompeius gelernt hatte...)
Re: Republikaner
jill am 30.6.11 um 22:44 Uhr (Zitieren)
also gab es den senat und die versammlungen? Und im senat waren die leute, die den cursus honorum durchgemacht hatten, oder? iN den versammlungen die anderen Römer?
Re: Republikaner
Bibulus am 30.6.11 um 23:03 Uhr (Zitieren)
ja, wer den „cursus honorum“ durchlaufen hatte, wurde in der Regel in den Senat aufgenommen.
Ansonsten bestand der Senat eben aus den Oberhäuptern der alt-adligen römischen Familien,
die ihren Sitz im Senat auf ihre Söhne vererbten.
Re: Republikaner
jill am 30.6.11 um 23:06 Uhr (Zitieren)
und daneben gab es dann die Versammlungen mit den einzelnen Centurien also Bürgern, richtig? Dort wurden die Entscheidungen gemacht, der Senat beriet nur. Und die Konsuln brachten die Vorschläge ein?
Re: Republikaner
Graeculus am 30.6.11 um 23:22 Uhr (Zitieren)
Dort wurden die Entscheidungen gemacht, der Senat beriet nur.

Das ist ein Märchen! Wenn es jemals eine Aristokratie gab, dann war es die römische Senatsaristokratie. Jeder Bürger in den Komitien mußte offen abstimmen - und da hielten sich die Klienten an die ‚Empfehlungen‘ ihres Patrons. Die Magistrate rückten nach ihrem Amtsjahr in den Senat ein. Meinst Du im Ernst, sie hätten sich gegen die Meinung des Senats zu stellen gewagt, ihres eigenen künftigen Gremiums? Sie wären dort erledigt gewesen!
Re: Republikaner
Bibulus am 30.6.11 um 23:25 Uhr (Zitieren)
also...
die Centurien-Versammlung („comitia centuriata“) waren militärischen Ursprungs.
Sie waren zuständig für politische Entscheidungen:
Wahl der Magistrate (Consuln, Praetoren, Censoren)
Annahme oder Ablehnung von Gesetzesvorlagen,
Beschlüsse über Krieg und Frieden.
Urteile über Hochverrat.
Die Teilnehmer versammelten sich auf dem Marsfeld und mussten in Waffen erscheinen.

die „comitia tributa“ trat auf dem Forum zusammen und beschloß die Gesetze.
Das war sozusagen das römische „Parlament“ in der republikanischen Zeit
Re: Republikaner
Bibulus am 30.6.11 um 23:30 Uhr (Zitieren)
um das mal vielleicht etwas klrer zu machen
es aknn ein tribus („Stadtteil“) gegeben haben, mit nur wenigen hunderrt Einwohnern,
(die „bessere“ Viertel, Hamburg-Elbchaussee oder Düsseldorf-Oberkassel, München-Grünwald, Berlin-Dahlem),
ein anderer tribus kann mehrere tausend Köpfe gezählt haben.
Aber, jeder tribus hatte nur EINE Stimme,
d.h. es gab am Ende der Republik nur 35 Stimmen.

In jedem tribus wurde zunächst einzeln für den tribus abgestimmt
(so ähnlich, wie es heute im BUNDESRATgehandhabt wird,
jedes Bundesland kann nur geschlossen abstimmen)
Re: Republikaner
Bibulus am 30.6.11 um 23:35 Uhr (Zitieren)
nochmal
die „comitia centuriata“ bestand aus 193 Stimmen.
Die obersten Centurien hatten aber alleine schon 98 Stimmen und konnten daher ALLE Gesetzesvorlagen schon in ihren Sinne lenken.
Die Gesetzesvorlage, die in der centuriata abgelehnt wurde, erreichte die tributa erst garnicht....
Re: Republikaner
Marius Sagax am 1.7.11 um 10:30 Uhr (Zitieren)
Die Zenturienordnung („Heeresordnung“) war nach dem Vermögen geordnet und bestand aus folgenden Stimmkörpern (nicht numerisch nach Mitgliedern):
Reitern = 18 Zenturien (Patrizier, reiche Plebejer)
1. (Vermögens-)Klasse = 80 Zenturien
2. Klasse = 20 Zenturien
3. Klasse = 20 Zenturien
4. Klasse = 20 Zenturien
5. Klasse = 30 Zenturien
Techniker = 2 Zenturien
Militärmusiker = 2 Zenturien
capite censi („Habenichtse“) = 1 Zenturie
Waren sich die beiden ersten Gruppen, d. h. Reiter und 1. Klasse einig, hatten sie mit 98 Stimmen eine Mehrheit. Da die Auszählung der Stimmen nach der Reihenfolge der Klassen erfolgte, konnte in diesem Falle die Stimmauszählung abgebrochen werden.
Die Abstimmung wurde von den Consuln geleitet.
Ein in den Zenturiatscomitien abgelehnter Gesetzesantrag konnt (manchmal leicht verändert) von den Volkstribunen erneut den comitia tributa vorgelegt werden (siehe die Aktionen der Gracchen, später griff Caesar gleich zu diesem Mittel), wo die Stimmverhältnisse anders gelagert waren.
 
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