Im Deutschen ist das alles etwas schwammig. Uns hat man immer eingetrichtet, dass es in der „Wische Waschi Sprache Deutsch“ nahzu egal sei, wie man es übersetz.
Beides drückt aus, dass er es in er Vergangenheit wusste, dass in Gleichzeitigkeit die Piraten kommen.
Deutsch ist keine Wischi-Waschi-Sprache, nur weil sie andere Regeln als die lateinische hat!
Das Präteritum „wusste“ wird in der Erzählung benutzt. Das Perfekt „hat gewusst“ für „Einzelaussagen“. Zumindest ist das meine Daumenregel.
In der Übersetzung muss man also gucken, ob der Satz „in der Erzählung“ steht oder nicht. Einem Schüler ankreiden würde ich einen Lapsus aber nicht. Die meisten können nämlich nicht einmal das Präteritum bilden. Es heißt dann „bittete, reitete“.
naja, im süddeutschen Raum ist das Perfekt weitaus verbreiteter. Im norddeutschen Raum dagegen wird selbst in der umgangssprachlichen Berichterstattung auf das Präteritum zurückgegriffen.
In Erzählungen in der Schriftsprache dagegen wird Präteritum benutzt.
So wurde uns das damals eingeprügelt, dass die Deutschen selbst keine Kontrolle mehr darüber hätten, welche Vergangenheitsform für was benutzt wird.
Deswegen sagte der Lehrer auch immer „Wischi-Waschi-Sprache“, weil es nicht so klar differenziert wie das Lateinische.
„Keine Kontrolle“ - das ist Quark und unverständlich. „Kein Gefühl mehr“ vielleicht eher. Das Deutsche differenziert durchaus, nur eben anders als das Lateinische.
Es ist aber so, dass auch Schüler der Unterstufe, wenn sie eine gewisse sprachliche Reife nicht unterschreiten, tatsächlich im Präteritum „erzählen“, d.h. Erzählungen verfassen.
Und so ist es auch vollkommen richtig, wenn „im norddeutschen Raum“ „selbst in der umgangssprachlichen Berichterstattung“ ... denn für die Erzählung ist das Präteritum da.
Tatsächlich ist das Präteritum in Süddeutschland wohl eher aus der gesprochenen Sprache verschwunden. Ich habe in meiner Jugend nie „habe gewollt“ gesagt, sondern immer „wollte“; aber „bin gegangen“ statt „ging“.
für Nicht-Spezialisten gilt die Faustregel:
(episches) Präteritum in erzählenden Texten, die sich in der Vergangenheit bewegen
Perfekt in gesprochener Sprache (auch wenn die dann aufgeschrieben ist) - mit Ausnahme von Hiilfs- und Modalverben (sein, sollen, müssen etc.);
in Einzelsätzen (Übungssätzen) das lateinische Tempus direkt übernehmen (in schwierigeren Fällen der consecutio temporum nicht immer möglich)
Das mit den Einzelsätzen kann natürlich irritieren, wenn man ein duratives Tempus mit einem narrativen, ein perfektives aber mit einem ... umgangssprachlichen (?) übersetzen soll.
Ich denke, es gibt bei Perfekt/Imperfekt -> Perfekt/Präteritum bis auf die Namensgleichheit der einen keine Übereinstimmung, auf der man beharren sollte - nur um eines Schemas willen. Es könnte der Eindruck entstehen, dass das Präteritum dem Imperfekt immer entsprechen würde.
Oder gar, dass es im Deutschen ein Imperfekt gäbe! „Direkt übernehmen“ ist also bei diesen Tempora reine Augenwischerei, wenn nicht sogar grober Unfug.
Anders verhält es sich natürlich bei Präsen, Futur und Plusquamperfekt.
Das gemeine deutsche Verbum hat nur ZWEI Zeitformen (und zwar schon immer gehabt, das ist also nichts neues):
Präsens und Präteritum.
Alle anderen Zeitformen, die das klassische lateinische Verbum kennt, müssen konstruiert werden, um die entsprechende Zeitform im Deutschen wiedergeben zu können.
Daher die etwas schwierige Differenzierung Imperfekt <-> Perfekt.
Aber auch das lateinische Verbum hat nicht für alle möglichen „Zeiten“ eine eigene Form
(da ist das klassische Sanskrit „besser“ dran, wenn man denn viele Formen als Vorteil ansieht)
z.B. kennt das Lateinische keine „Verlaufsform“ wie das Englische („I’m going home“).
Dennoch können wir im Deutschen exakt jede zeitliche Beziehung ausdrücken, mit Hilfe eben von grammatikalischen Konstruktionen.
Du meinst, dass das deutsche außer Präsens und Präteritum nur die analytische Bildung von Tempora kennt, wohingegen das Lateinische größtenteils, das Sanskrit Deiner Aussage zufolge ausschließlich die synthetische Bildung nutzen kann. Das Englische kennt demnach keine synthetisch gebildete Verlaufsform, sondern nur eine analytische (be + gerund).
Aber auch analytische Formen existieren doch.
Ich muss immer an das Althochdeutsche denken, in dem „nominabitur“ mit „sin namo scal sin“ (o.ä.) übersetzt werden muss! Oder an das Mittelhochdeutsche, das das Futur nicht nur mit „werden“, sondern mit allen möglichen Wörtern bildet.