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Etymologie „perdere“ — 1021 Aufrufe
Vanni am 2.1.12 um 12:25 Uhr (Zitieren) I
Hallo liebe Lateiner,
ich suche jemanden, der evtl. die Etymologie von PERDERE kennt.
Man könnte ja vermuten, das PER und DARE darinsteckt. Allerdings wurden ja durch die urspr. lat. Erstbetonung „nebentoniges *-a- vor Einfachkonsonanz zu -i-, vor Doppelkonsonanz zu -e- gehoben.“ (Meier-Brügger, 2010).

Folglich würde man ja das Entstehen einer Form *perdire erwarten, was aber ja offensichtlich nicht der Fall ist.

Kann mir jemand helfen, bzw. kennt jemand ein etymologisches Wörterbuch des Lateinischen?

LG

Re: Etymologie „perdere“
Elisabeth am 2.1.12 um 22:30 Uhr (Zitieren)
Ich vermute, das liegt an dem r hinter dem umgewandelten a.

Sonst ist es eigentlich immer i (vgl. habere - adhibere, iacere - inicere u.a.), aber das r nach dem Vokal scheint eher ein unbetontes e zu verlangen.

Ähnlich ist es ja bei den Formen der konsonantischen Konjugation, die regelmäßig dann ein -e- einfügen, wenn dahinter ein r kommt. Vergl. ag-e-re, auch ag-e-ris, aber ag-i-s, ag-u-nt.
Re: Etymologie „perdere“
Arborius am 3.1.12 um 11:14 Uhr (Zitieren) I
Ich habe mal gelernt, habe jetzt aber keine Bücher zur Hand, dass die Zusammensetzungen mit -dere etymologisch mit facere verwandt sind, griechisch tithemi.
In tithemi ist ja das erste ti- die Präsensreduplikation, bleibt der Stamm the-. Nun entspricht griechisches th lateinischem f. Woher das c in facere kommt, habe ich vergessen, weil mir der Teil zu hoch war - vielleicht die Labiovelare des Indogermanischen (Stamm: theh2).

Das ist aber nur aus dem Gedächtnis.
Re: Etymologie „perdere“
Vanni am 3.1.12 um 17:30 Uhr (Zitieren)
Danke danke :)

Zu „facere“, das fänd ich jetzt doch mal interessant, woher das c kommt. Außerdem frage ich mich gerade nach dem -a-...
Mit Labiovelaren meinst Du, nehm ich an die Laryngale? Der Stamm heißt angeblich *dheh1- (sry, weiß nich, wie man hier Sonderzeichen macht...). Damit ließe sich feci mit langem e durch Ersatzdenung zu ē erklären (h1 setzt sich quasi fort als -e-). Aber das lediglich vor Konsonant, also in der Situation KVH.K...
Der Konsonant ist also nicht durch den Laryngal entstanden sondern muss da gewesen sein!

Im Präsens sieht das jetzt ganz anders aus, denn soweit ich weiß, ist das a in facere kurz, oder?
Dann könnte man folgendes überlegen: -eh1- ergibt schwundstufig -h1-, also hier *fh1c-.
Dadurch ergibt sich ein sog. Sprosswokal zur erleichterten Aussprache, und der setzt sich lateinisch als -a- fort (natürlich nach ausfall des -h1-) und griechisch als - e- => dann hätten wir *fac, aber im griechischen *the- und nicht thē-. Stimmt, denn im Griechischen gibt es ja auch kein -c-. ... Ich bin verwirrt...
Gibt es irgendein Lautgesetzt, das das kurze a erklärt? Weil eine Schwundstufe im Präsens ... ? Hört sich komisch an... :D
 
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