Es gibt sich doch niemand „der Flucht hin“, sondern, wie ich schon in einem anderen Thread schrieb, „man begibt sich auf die Flucht“, es geht also um eine Ortsbestimmung: so heißt es in äquivalenter Bedeutung ja auch „in fugam se dare“ - woraus, teilt man die Auffassung des folgenden Textes Autors, „fugae se dare“ sich ja erst gebildet hat: http://tinyurl.com/7v9avbv
Ich habe auch noch nie von einem gehört, der sich ‚auf die Flucht begibt‘. Vielleicht von einem, der sich ‚in die Flucht schlagen lässt‘, einem, der ‚die Flucht ergreift‘, einem, der ‚auf der Flucht ist‘ oder noch einem, der ‚die Flucht nach vorn antritt‘. Ich fürchte, mit ‚dare‘ wird es im Deutschen nix.
„Vollkommen edle und gewählte Ausdrücke, die mit fliehen und flüchten auf gleicher Stufe stehen, sind die Umschreibungen: die Flucht ergreifen und sich auf die Flucht begeben, die uns nur den Entschluß zur Flucht und den Vorgang des Fliehens umständlicher vor das geistige Auge führen. Sie werden nur da gebraucht, wo es sich um das Entrinnen vor einem nahenden oder verfolgenden Feinde oder einer drohenden Gefahr handelt.“
Deutsch ist nicht gleichbedeutend mit dem berühmten Latein-Deutsch der Übersetzer. Irgendwann fange ich an zu schreien, wenn noch einer sagt, der Mond gereiche den Dieben zum Heil.
Mag der Ausdruck je etwas Edles und Gewähltes besessen haben, so hat er dies längst eingebüßt - nostra aetate liest man „Ananas Express - Actionkomödie über zwei Kiffer, die Zeugen eines Mordes werden und sich auf die Flucht vor den Killern begeben“ ebenso wie „Wer sich nicht auf die Flucht begab, vernagelte die Fenster mit Spanplatten und versuchte hektisch, Lebensmittel und Trinkwasser zu kaufen.“ (FAZ) et cetera. Sollte dir das als Beweis für die Geläufigkeit nicht genügen: Er war den Gebrüdern Grimm gut genug, in ihr Wörterbuch aufgenommen zu werden, wo sie auf das ältere „sich in die Flucht begeben“ verweisen und trocken vermerken: „heute nur noch üblich in den redensarten sich auf die flucht, in den streit, in den krieg, in die gefahr begeben = gehn. vgl. unter a“
Der Band endet übrigens auf „Biermolke“, die folgendermaßen definiert wird: „molke von solcher milch, die man durch bier zum gerinnen bringt.“
Trefflich: kann man doch bei dem, was hier so verzapft wird, schon sauer werden.
Zwei von mir befragte Lateinlehrer haben „se fugae dare“ umstandslos als Dativobjekt gedeutet - unter Hinweis auf etliche Abstrakta, denen man sich hingeben könne.
Meine Bemerkung, Graeculus, bezog sich auf den aberwitzigen Versuch, die Geläufigkeit des dt. Ausdrucks „sich auf die Flucht begeben“ trotz erdrückender Verwendungshäufigkeit und eines Eintrags im Grimmschen Wörterbuch als unbekannt bzw. Grille zweifelhafter Übersetzungskunst abzutun. Zu deinem nicht minder mit Spott zu quittierenden Unternehmen, durch Erstantworten aus Umfragen unter Lateinlehrern, Aufklärung in der Frage zu erlangen, wie „se fugae dare“ nun zu deuten ist, kann ich nur ein weiteres Mal auf den oben verlinkten Text verweisen, der immerhin eine Überlegung zur Koexistenz des Ausdrucks „in fugam se dare“ und entsprechende Literaturstellen bietet. Im Übrigen sollte die Formulierung „teilt man die Auffassung des folgenden Textes Autors“ als Vorbehalt eigentlich einleuchten.
Gegen „sich auf die Flucht begeben“ habe ich keinerlei Einwände - das ist ganz normales Deutsch.
Die Spontananworten von zwei Fachleuten möchte ich nicht überbewerten - mir gelten sie allenfalls als Beleg, daß hier verschiedene Ansichten, und eben auch die von mir geäußerte, möglich sind.