Caesar servos, qui ad hostes fugissent, poposcit. (die womöglich waren, wären)
Ist das innerliche Abhängigkeit, oder conjunctivus obliquus, oder ist das beides dasselbe?
Kennst du den Unterschied zwischen defining und non-defining relative clauses im Englischen? Da steht entweder ein Komma oder nicht.
Beispiel:
Ich suche einen Mann, der ein rotes T-Shirt trägt.
I’m looking for a man, who wears a red t-shirt.
(er trägt zufällig ein rotes T-Shirt, aber ich suche diesen bestimmten Mann)
oder aber:
Ich suche einen Mann, der gut kochen kann.
I’m looking for a man who is good at cooking.
(Der Mann wird nur dadurch definiert, dass er kochen kann, deswegen steht kein Komma)
Eine solche Unterscheidung gibt es im Deutschen nicht, wohl aber in anderen Sprachen. Im Italienischen beispielsweise steht der Konjunktiv.
Cerco un uomo che possi cucinare. (oder so ähnlich, mein Italienisch ist schon was her)
Im Lateinischen funktioniert es genauso: Caesar geht es nicht um irgendwelche Sklaven, die zufällig auch noch zu den Feinden geflohen sind (oder ein rotes T-Shirt tragen), sondern die Sklaven, um die es ihm geht, definieren (oder konkretisieren) sich allein dadurch, dass sie zu den Feinden geflohen sind. Andere Sklaven sind egal.
Die Behauptung, dass im Lat. aus dem Modus per se (noch dazu bei dem diskutierten Beispiel) erkannt werden kann, dass es sich um einen restriktiven (wobei Sappho die explikative mit der restriktiven Funktion in ihren Ausführungen vermengt) Relativsatz handelt, die Übersetzung also notwendigerweise etwa „...(nur) die Sklaven, die zum Feind geflohen waren (und keine anderen)....“ lautet, halte ich für falsch. „I’m looking for a man, who wears a red t-shirt.“ ist ein zweifelhaftes Beispiel für einen Fall von „non-defining relative clause“ Besser wäre: I’m looking for CEO Mr. Smith[, who wears...]" Überhaupt ist die Vermengung der Funktion des Modus im lat. Relativsatz und der angesprochenen Unterscheidung im Englischen problematisch.
Mr Smith nehme ich gerne an. Ich sag ja nicht, dass es nicht noch andere Fälle geben kann, in denen der Konjunktiv in qui-Sätzen vorkommt. Ohne Kontext lässt sich das ohnehin kaum entscheiden. Aber der Versuch, jedes qui mit Konjunktiv durch ein cum ersetzen zu wollen, trifft es einfach nicht (à la, der Satz erhält kausale oder konzessive oder modale oder finale Bedeutung). Das verkennt die Tatsache, dass man nicht alles einfach so im Deutschn wiedergeben kann, was der ömer beim Sprechen oder Schreiben so fühlt.
Jedoch finde ich, dass ganz ohne Kontext Caesars Meinung eher nicht reinpasst...
Naja, ich bin nicht so der Fan von Schulmedizin in lateinischer Grammatik, wahrscheinlich sollte ich mich raushalten.
Nochmal:
Caesar vermutete, da er am Morgen nach einer
durchzechten Nacht, nicht die gewohnte cena pria
von irgendeinem Sklaven serviert bekam und
auf die scharfe Frage an den Adjudanten die
Antwort bekam, in der Nacht seien so einige
Sklaven entfleucht, eben diese seien zum Feinde
übergelaufen.
Um deine Frage zu beantworten: „Innerliche Abhängigkeit“ drückt aus, dass es im Satzgefüge selbst eine Bezugsgröße gibt, die die Quelle einer Äußerung eines Gedankens, einer Meinung, einer Bewertung ist, deren Wiedergabe durch einen Nebensatz diesen eben in „innere Abhängigkeit“ zu dieser Bezugsgröße (in der Deutung des Beispiels: Cäsar) versetzt, wofür im Lateinischen der Konjunktiv gebraucht wird. Da der Konjunktiv im Lat. noch andere Funktionen erfüllt (Irrealis, Potentialis, Optativ...) bezeichnet man ihn, sofern er zwecks Herstellung innerer Abhängigkeit fungiert, als „coniunctivus obliquus“.