Latein Wörterbuch - Forum
Lautgesetz? — 582 Aufrufe
Vanni am 14.4.12 um 15:16 Uhr (Zitieren)
Hallo liebe Lateinler,

ich habe eine Frage, die sich vornehmlich an „Spezialisten“ richtet, ich weiß ja nicht, wer sich hier so alles tummelt:

Das Verb addere muss ja offensichtlich von ad und dare kommen, also „hinzugeben“ bedeuten.

Nun gibt es ein Lautgesetz das besagt, dass wärend der Periode der lateinischen Erstbetonung ein nebentoniges a in offener Silbe zu i, in geschlossener zu e wird (vgl. ago vs. ex-igo bzw factum vs. confectum).

Dieses Lautgesetz kann ja aber offenbar hier nicht greifen, solange es ad-dāre bzw. *ád-dāre hieß. Wäre das ā gekürtzt worden (=> ad-dare), würden wir *addire erwarten, wobei ich nicht weiß, ob die i der i-Konj. nachträglich gelängt worden sind.

Ist das ā nicht gekürtzt worden, dann wäre die Frage: Gibt es ein Lautgesetz, das den Vokal ā betrifft und die Form áddere erklärt?

Wäre ehrlich Dankbar für Aufklärung =)
Re: Lautgesetz?
Vanni am 14.4.12 um 15:30 Uhr (Zitieren)
1) Im Partizip scheint das Lt.G dann wieder zu greifen.

2)Die Frage weitet sich ja im Prinzip dahingehend aus, dass man addere der kons. Konj. zuschreiben würde und folglich postulieren, dass überhaupt kein Vokal dort war und das e als Sproßvokal hinzukommt (*ád-dere). Dann müsste ein evtl.es Lt.G den Wegfall des ehemals langen ā hervorrufen. :O

Einziger evtl.er Ausweg, den ich, finde: Hat das mit Liquiden (bzw. speziell dem r) zu tun, denn eben dieses taucht im Partizip nicht auf, i.S.v. addāre > *áddare > add-e-re vs. addātum > áddatum > ádditum > áddītum> addítum (mit Betonungsregel Akzentwechsel zur Penultima bei Länge). Damit hätten wir auch wieder die Längung des i, die ich oben schon im Bez. auf die i-Konj. angesprochen habe...
Re: Lautgesetz?
Vanni am 15.4.12 um 14:04 Uhr (Zitieren)
kein studierter Lateiner hier...? :(
Re: Lautgesetz?
Arborius am 15.4.12 um 14:33 Uhr (Zitieren)
Ich bin so ein bisschen draußen, was solchen speziellen Dinge betrifft. Aus dem Gedächtnis fällt mir aber folgendes dazu ein:
dare hat kein langes a, sondern ein kurzes. Wie es da mit den Lautgesetzen aussehen müsste, weiß ich nicht mehr.
Soweit ich mich erinnere, sind diese ganzen Wörter, die wie Zusammensetzung von dare aussehen, Komposita von einem Stamm, der mit facere und dem griechischen theos verwandt ist. Klingt komisch, hat wohl aber mit irgendwelchen Laryngalen des Indogermansichen zu tun. Der Zusammenhang zu dare könnte also lautgesetzlich nicht nötig sein.
Re: Lautgesetz?
Vanni am 15.4.12 um 14:42 Uhr (Zitieren)
Simmt, über die Laryngale haben wir hier schonmal diskutiert, damals war es „perdere“ ...
Nun, das addere von ad und dare kommt scheint zweifelsfrei als richtig zu gelten (ich finde weder im Etym.WB noch im I-net abweichende Angaben), und dann begnüge ich mich wegs des kurzen a wohl damit, dass das r schuld ist an dem e statts i, vergleicht sich dann ja mit anderen Fällen wo das r einen „zu palatalen“ Vokal verhindert (Germ. -air > -er, falls ich mich recht erinnere...) Wobei dann die Frage ist, warum gerade die -dare-Komposita ihre Erstbetonung behalten haben... :/
 
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