Latein Wörterbuch - Forum
Kleine Reflexionen — 495 Aufrufe
Paedagoga am 11.9.12 um 12:19 Uhr (Zitieren)
In dem Text, den ich gerade bearbeite, geht es, wie in so vielen lateinischen und sicherlich auch griechischen Texten um die illustre Götterwelt.

Da die Götter in der Antike keiner Märchen- oder Sagenwelt entsprangen, sondern die Menschen und sogar die Gebildeten an sie glaubten, frage ich mich schon, wer sich das alles ausgedacht hat und wie es möglich war, ganze Völker über so viele Generationen und Zeitalter daran glauben zu machen. Sicherlich bin ich nicht allein mit solchen Fragestellungen. Wer hat sich dazu auch schon Gedanken gemacht und mit welchen Erkenntnissen?
Re: Kleine Reflexionen
gast1109 am 11.9.12 um 12:45 Uhr (Zitieren)
Spontan fällt mir dazu ein Buch des Philosphen Ernst Topitsch ein. Titel: „Erkenntnis und Illusion“. Darin wird auch die Entwicklung von Mythen beschrieben.
Aber auch eine gute Philosophiegeschichte kann dir da weiterhelfen, denke ich.
Re: Kleine Reflexionen
gast1110 am 11.9.12 um 13:09 Uhr (Zitieren)
Es lässt sich natürlich nicht sagen, dass sich das alles einer ausgedacht hat. Die Götter der Antike sind ein Produkt von ewiger Entwicklung, die weit vor der Entwicklungder Schrift geschah. Da spielen die Ägypter natürlich eine wichtige Rolle, von denen das zu den Hellenen und dann nach Italien schwappte. Bei genauer Beschäftigung damit wirst du auch merken, dass gerade in Griechenland jede Siedlung immer eine eigene Interpretation hat. Z.b. war Persephone ja vereinfacht die Göttin der Unterwelt, während sie in einigen Kolonien in Unteritalien (also noch vor Entstehung des röm. Reiches) die Schutzgöttin der Ehe war.
Also lässt sich da kein festes Konstrukt finden, von dem die Leute sagten: Glaubt daran.
Vielmehr war - im Gegensatz zum Christentum - war bei den Griechen und später den Römern nicht der gemeinsame gleiche Glaube von der größter Bedeutung, sondern die Feste, die den Göttern veranstalten wurden, die Opfer usw. Also das Gemeinschaftsgefühl. Du kannst den Glauben keinesfalls mit den Christentum oder anderen Religionen vergleichen.

Salopp und aus dem Fenster lehnend gesagt: Götter werden als Erklärung von Naturerscheinungen geschaffen und etablierten sich in der Kultur, schaffen ein starkes Gemeinschaftsgefühl und und sind der Grund für fette Orgien... . Wer will da nicht an Göttern glauben?
So wäre mein einfacher Ansatz, etwas frei abstrahiert und sichlerlich mit keinen Anspruch auf Wahrheit, aber eine Meinung.
Re: Kleine Reflexionen
Paedagoga am 11.9.12 um 13:39 Uhr (Zitieren)
Lieber Gast,

vielen Dank für deine Beiträge!
Die Buchempfehlung habe ich schon notiert!

Wenn ich deine Ausführungen so lese, kann ich mir eigentlich ganz gut vorstellen, wie die Götterwelten, ausgehend von den Naturphänomenen, der Phantasiewelt der Menschen entsprangen und kultiviert wurden.
Das Bedürfnis nach Gemeinschaft und Zugehörigkeit kann ich auch gut nachvollziehen.

Wenn der Ursprung bei den Pharaonen zu suchen ist, könnte man eigentlich sagen: Alle Religionen entstammen dem Orient! Es ist mir bewusst, dass ich mich damit auch aus dem Fenster lehne!

Noch eine Provokation: Wenn es die Götter nicht gäbe, müssten sie erfunden werden! Wenn es ..., ...

Trotzdem: Ich sehe mich nicht als Atheistin, eher als Agnostikerin. Auch ich hätte gerne ein stimmiges Weltbild (Weltbild im umfassenden Sinn) und Antworten auf meine existenziellen Fragen!

Schönen Gruß!
Re: Kleine Reflexionen
gast1109 am 11.9.12 um 14:09 Uhr (Zitieren)
Das läuft ´wohl auf die philos.Grundfragen hinaus:
Warum ist etwas und nicht nichts? Warum ist das,was ist, so wie és ist? Was hat das alles für einen Sinn? etc.
Ein stimmiges Weltbild wird es
wohl kaum geben, denke ich.
Nach Wittgenstein liegt der Sinn der Welt „außerhalb“ von ihr und bleibt uns Menschen letztlich verborgen. Allerdings gibt es Sinnerfahrungen wie Schönheit, Harmonie,
Liebe,Freundschaft u.ä.
Vgl:
http://de.wikipedia.org/wiki/Sinn_des_Lebens
Re: Kleine Reflexionen
Paedagoga am 11.9.12 um 14:25 Uhr (Zitieren)
Ja, genau: Es geht um die philosophischen Grundfragen, um die conditio humana.

Was mich anbelangt, frage ich aber nicht: Warum ist etwas und nicht nichts? Was ist, nehme ich als gegeben. Deshalb frage ich eher: Warum ist es und wodurch? Wie sind die Zusammenhänge? Wie findet der Mensch seinen Platz im unendlichen Raum?

Was können wir wissen?, fragte sich allerdings schon Kant und auch oder sogar er stieß an seine Grenzen. Soviel wir auch schütteln und rütteln, es bleibt sich gleich. Vielleicht bleibt uns nur die Wahl, ob wir glauben, viel oder wenig oder nichts zu wissen! :-(
Re: Kleine Reflexionen
gast1109 am 11.9.12 um 14:49 Uhr (Zitieren)
Die Physiker:
Alles begann mit dem Urknall: Reine Energie auf „engstem Raum“. Ab Sekunde 10 hoch minus 43 und 10 hoch 32 Grad ist alles nachvollziehbar.
http://de.wikipedia.org/wiki/Urknall
http://de.wikipedia.org/wiki/Universum

Auch für das „Davor“ gibt es Theorien.
Re: Kleine Reflexionen
Paedagoga am 11.9.12 um 17:07 Uhr (Zitieren)
Das ist genau der Punkt: Die Physiker erklären die physikalischen Abläufe. So interessant die Theorien sind, sie können diese „reine Energie auf engstem Raum“ nicht definieren.
Als Mensch möchte man doch wissen, aus welcher Substanz man ist, woher man kommt, wohin man geht, und nicht nur, wie die DNA aufgebaut ist, wie die Mendelschen Gesetze sind, die biologischen Abläufe. Die Sehnsucht ist doch eher nach dem, was bleibt, was überdauert, was trägt und auch nach dem Sinn von allem.
 
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