rorando -> Gerundium von „rorare“ ->
intransitiv -> „tauen“
transitiv -> „betauen“
(triefen, träufeln, tropfen, feucht sein)

oh Gott, ich glaube ich muß meine Grammatik rauskramen... Wie ließe sich denn die erste Zeile übersetzen - so ein Gerundium.
Defluant ist doch „sie mögen herabfließen“ oder „... hintreiben“, oder?
„Die Himmel mögen tauend hinabtreiben“?
Dank für weitere Hilfe!
GW

es gibt ein ähnliches Adventslied im Deutschen:
„Tauet, Himmel, den Gerechten...“

ein Gerundium ist ein Verbalsubstantiv

in diesem Falle „das Tauen“
(oder anderes Beispiel „gehen“ -> „das Gehen“)

„rorando“ -> ist Dativ/Ablativ:
„Durch das Tauen mögen die Himmel herabfliessen“

ach so,
das uraltdeutsche hat diese grammatikalische Form aus dem lateinischen übernommen.
(wie so vieles andere auch,
ohne die Einflüsse des Latein auf die Sprache unserer
Altvorderen würden wir heute eine ganz einfache,
für die heutige Zeit nicht zu gebrauchende
Sprache sprechen.
Den Japaner geht es heute so,
sie müssen ständig neue Worte erfinden,
damit sie sich im industriellen Zeitalter ausdrücken können.

übrigens, es sind auch germanische Wörter vor 2.000 Jahren ins lateinische als „Fremdworte“
übernommen worden, die dann wiederum
von der sich entwickelnden deutschen Sprache
als „Lehnwörter“ übernommen worden sind...

:-)

Rorando coeli defluant
Durch Tauen sollen die Himmel herabfließen

nubesque justum depluant
und die Wolken sollen den Gerechten regnen

Aperta terrae machina,
Offen (ist) das Gerüst der Erde
(offenes Gerüst der Erde)

florem salutis germina.
lasse die Blume des Heils sprießen.

Favete linguis singuli
dum non pueli Jesuli.
cunas canentes ditimus
et voce grata pandimus
aremus aridos riga

luxata membra colliga.
Culpas relaxa supplicum,
et pande lumen coelikum

Wo kommt denn der Text her? Mittelalterlich? Gehören die beiden Stücke zusammen?

googeln ergibt:
Jan C. Vodňanský: Favete linguis singuli
J. Kampanus: Favete linguis singuli
1612 Johannes Campanus Wodnianus (Jan Kampanus Vodňanský) (Rektor der Karls-Universität Prag)

Also Frühbarock

„Favete linguis!“ -> „Hütet eure Zungen!“
(Horaz)

aber der Rest ist , hmmm, ziemlich „frei“ gestaltet...

:-)