Trotzdem würde mich jetzt noch interessieren, was ‚mehr‘ auf lateinisch heißt, wenn es vor einem Substantiv steht, denn das was der Ausgang des Streitpunkts.
das hat filix doch im anderen Thread schon beantwortet - plus + Gen. part.;
wenn es spezifischer ist, wird ein entsprechendes Adjektiv gesteigert (gutes Deutsch ist das übrigens nicht, „mehr Gerechtigkeit“ oder „mehr Glauben“ o.ä.)
Sogar innerhalb von Bundesländern wird von Region zu Region anders gesprochen:
In Bayern gibt es mindestens 3 verschiedene „Sprachen“.
In Niedersachsen sowieso,
In Schleswig-Holstein und Sachsen gibt es sogar vom Gesetz her geschützte Mehrsprachigkeit.
Und in NRW herrscht Sprachchaos....
wie das Volk spricht, hat allenfalls langfristig Einfluss auf das, was als sprachrichtig angesehen wird (erst recht auf die Hochsprache).
Im übrigen: eine Sprache besteht aus Sätzen, nicht aus einzelnen Wörtern. Das war ja auch ein Problem der Fragestellerin, die den Anlass zu dieser Diskussion gegeben hat. paeda hat bei ihrem Erstversuch diesen Grundsatz außer Acht gelassen, ebenso bei den Folgefragen.
Im übrigen komme ich mir blöd vor, wenn ich Fragen beantworten soll, die jede/r leicht mit Hilfe des Wörterbuchs oder einer beliebigen Grammatik selbst aufklären kann.
Der Unterschied zwischen Wörterbuch bzw. Grammatikbüchern und persönlichen Erklärungen ist derselbe wie zwischen Selbststudium und einem persönlichen Lehrer. Persönliche Erklärungen sind angepasster an die Bedürfnisse des Fragestellers, während man sich mit Nachschlagewerken oft plagt und dann vielleicht doch nicht genau das findet, was man sucht. Persönliche Antworten sind lebendiger!
gesprochen:
ich brauche mehr Sálz
ich brauche méhr Salz
ich brauche Méersalz
ich brauche nóch mehr Sálz
ich brauche nóch mehr Méersalz
gedichtet (Liliencron) bzw. komponiert (Schumann):
Glückes genug
zuviel des Guten (kannze wol saang!)
@ plus vs. magis:
Ausgangspunkt:
halb zog sie ihn, halb sank er hin (Goethe)
nun Abwandlung der Prozentsätze:
mehr sank er hin, als dass sie ihn zog
das ist Adverb „magis“
...plura erant oscula... (Abaelard)
Kein Genitivus??? (Doch; der Papi in der Klammer.)
Vielen Dank für die Beiträge, doch konnte ich ihnen nicht wirklich folgen und auch nicht ausmachen, woran es liegen könnte. Ob es am fehlenden Insiderwissen liegt, muss ich dahingestellt lassen.
Der Ausgangspunkt war, dass ich, wohlgemerkt mit Fragezeichen versehen, den Vorschlag
‚magis species quam ens‘ oder so ähnlich
für ‚mehr Schein als Sein‘ machte.
Die erste und letzte Reaktion darauf war:
Das ist Quatsch oder Unsinn, ich weiß es nicht mehr genau.
Im weiteren Verlauf ging es dann um die Anwendung von ‚plus‘ und ‚magis‘ und nebenbei erfuhr ich dann auch , dass ‚mehr Gerechtigkeit‘ u. dgl. kein gutes Deutsch sei. Wie man stattdessen sagt, verriet mir niemand.
Manche Fragen bleiben eben offen, vielleicht klärt es sich zu einem späteren Zeitpunkt.
Wenn man der Meinung ist, „mehr Gerechtigkeit“ sei schlechtes Deutsch (z.B. weil man ein Abtraktum nicht steigern kann), dann bieten sich als Alternativen an:
- (ein) größeres Maß an Gerechtigkeit
- gerechter [also: „Es muß gerechter zugehen“ statt „Wir brauchen mehr Gerechtigkeit“]
Ich freue mich, mal eine Antwort für die längere Zeit im Raum gestandene Frage zu bekommen und danke dir dafür, Graecule!
Ein größeres Maß an Gerechtigkeit oder der Verbalausdruck: Es muss gerechter zugehen, ist literarisch sicherlich vorzuziehen, aber spricht man so? Sprecht ihr so im Norden, ich meine im Alltag, nicht in einem Vortrag oder einer Vorlesung?
DUDEN:
1mehr <Indefinitpron. u. unbest. Zahlwort> [mhd. mēr(e), ahd. mēr(o); Komp. von 1viel]: drückt aus, dass etw. über ein bestimmtes Maß hinausgeht, eine vorhandene Menge übersteigt: wir brauchen m. Geld; sie plädiert für m. Selbstständigkeit;
Das wollte ich mit meinem DUDEN -Auszug sagen - ja, ich sehe nichts, was dagegen spräche. Das ist durchaus korrektes Deutsch, das man, wenn man es denn etwas anders formulieren wollte, mit einigen der oben angeführten Beispiele abwandeln kann, aber nicht muss.
Vielen Dank für die Antwort, sie beruhigt mich. Der Stein des Anstoßes war nämlich, dass man mir sagte, ‚mehr Gerechtigkeit‘ sei schlechtes Deutsch. Ohne weitere Begründung oder Erklärung! Alternativvorschläge kamen dann von anderer Seite. Sie hörten sich allerdings für den täglichen Sprachgebrauch etwas blasiert an.
ich möchte die Bemühungen in diesem Forum mitnichten herabwürdigen! Was ich zum Ausdruck bringen wollte, ist, dass man zumindest hier im süddeutschen Raum in der Alltagssprache nicht „von einem höheren Maß an Gerechtigkeit“ sprechen würde! Die Betonung liegt auf „geprochene Sprache“ und Süddeutschland!
Deine Beiträge werden von mir nach wie vor geschätzt!
Ich bin (auch) in BW zuhause, wenngleich nur ein Reigschmeckter, und natürlich sage ich beim Bäcker nicht: „Ich bitte um ein höheres Maß an Gleichheit beim Gewicht der Brötchen.“
Bei Gerechtigkeit geht’s. Was ich auf keinen Fall sage: „Ich bitte um mehr der Brötchen.“
Der Bäcker würde nicht schlecht staunen, wenn du, in der Schlange stehend, solche Sätze von dir geben würdest! :-)
Wir sind uns einig: plus + Gen. geht in der deutschen Umgangssprache in BW nicht!
Ich werde in nächster Zeit etwas ‚mehr‘ darauf achten, wie andere Leute dieses Steigerungswort verwenden!
Einen schönen Sonntag, sieht ja momentan nicht sehr sonnig aus!
Klar, diesen Ausdruck kenne ich. Soweit ich sehe, ist er auch sprachlich/logisch korrekt - im Gegensatz zu dem ebenfalls alten „Das ist gar nicht so undumm.“
Nun kann ich den Schrei der Klausuren, die korrigiert werden wollen, nicht länger ignorieren.
Deine Schwäbischkenntnisse sind ja ausgezeichnet! „Das ist gar nicht so undumm!“ kenne ich übrigens nicht. Nur ohne Präfix. Doppelte Verneinung ist sehr beliebt im Schwäbischen, wie du sicherlich inzwischen weißt!
„Nix für ungut“ gibt es in einer noch schwäbischeren Variante:
- Nex fr oguat
Hilfestellung zur Aussprache für Nichteingeweihte:
Zwischen ‚f‘ und ‚r‘ gibt es einen undefinierten kurzen Vokallaut
Das ‚o‘ wird nasaliert und wie ein Oberton moduliert!