ille ego qui quondam am 17.10.12 um 16:29 Uhr (Zitieren) I
Claudius Pulcher apud Siciliam non pascentibus in auspicando pullis ac per contemptum religionis mari demersis, quasi ut biberent quando ESSE nollent, proelium nauale iniit.
so bei Sueton in meiner Ausgabe, ebenso latin library oder lacus curtius.
quidnam hoc sibi vult???
ille ego qui quondam am 17.10.12 um 16:56 Uhr (Zitieren) I
@rene gratias.
Zudem dachte ich immer, diese Geschichte sei über Gaius Flaminius erzählt worden und die armen Hühner seien im Trasimenischen See und nicht im Mittelmeer gelandet XD
Re: esse - essen?
ille ego qui quondam am 17.10.12 um 17:06 Uhr (Zitieren) I
und zwar deshalb: Cic de nat d.
C. Flaminium Coelius religione neglecta cecidisse apud Transumenum scribit (...)
aber da war was mit Feldzeichen, wenn ich nicht irre.
Dann mußt Du zur Übung ein paarmal - wie Appius Claudius Pulcher - Hühner ins Meer werfen und dabei „bibant, quando eeeesse nolunt“ rufen. War nur ein Scherz. Die armen Hühner.
Doch: Teiche, kleine Seen und sogar einen Fluss gibt es hier. Deine Spezialhühner habe ich aber bislang noch nicht gesehen, zumindest nicht bewusst. Mir fehlt ja auch die entsprechende biologische Bildung!
Bestimmt auch scharf (stimmlos). Im Deutschen ist jedes S im Silbenauslaut stimmlos, jedes S im Silbenanlaut stimmhaft. (Von Fremdwörtern ist abzusehen).
Und im Lateinischen ist jedes S stimmlos. Doppel-S kennzeichnet wohl ein etwas längeres Verweilen beim S-Laut (wie das etwa bei den deutschen Worten ‚Eissorte‘ oder ‚Aussaat‘ nötig wird).
Paeda, wenn du aus dem Süden kommst, wird es dir im Gegenteil eher komisch erscheinen, überhaupt ein stimmHAFTES s aussprechen zu müssen... Ich für meinen Teil als Schwabe sage auch ['ha:se] und nicht *['ha:ze].
Woher weiß man das eigentlich? Man weiß, soweit ich mich erinnere, überhaupt wenig über das lat. s und es spräche ja auch theorethisch nichts gegen eine Stimmhaftwerdung in intervokalischer Position - so wie eben im Italienischen.
Das mit dem „Verweilen“ auf dem s bei „Aussat“, Paeda, musst Du nicht extra versuchen. Du nimmst das natürlich als ein Neuansetzen wahr, tatsächlich ist dieses Neuansetzen aber ja nur zwischen Vokalen möglich (als Kehlkopfverschlusslaut, „Hamza“): Ja aber wird nicht *jaaber ['ja:ber], sondern man macht „hinten kurz zu und wieder auf“, um es mal flapsig auszudrücken. Das geht natürlich bei Lauten, die nicht mit Stimme produziert werden, nicht. Insofern bezieht sich das ganze auch nicht auf s im Speziellen, sondern natürlich auf jeden Konsonanten. Stelle Dir einen Italiener vor: Der würde Sulla mit zwei L aussprechen: Sul-la. Im Deutschen ist diese gelängte Aussprache verloren gegangen und Vokale wurden gekürzt, insofern ist eine Doppelkonsonanz nur noch Anzeichen für einen Kurzvokal. Das ist natürlich im lat. mitnichten so. Vergl. das lange e bei stella: /Steel-la/
Kann es sein, dass du Logopäde bist? ;-)
Wahrscheinlich eher Sprachwissenschaftler!
So interessant deine Ausführungen sind, ich glaube trotzdem, dass es einen Unterschied gibt, ob ich Sulla sage oder Aussaat. Bei Sulla habe ich zwei Silben und kann auf dem ‚l‘ verweilen. Bei Aussaat sind es zwei zusammengesetzte Wörter, die ich wie zwei Wörter spreche, nur die Pause weglasse. Bei stella höre ich nicht, dass das ‚e‘ in die Länge gezogen wird, sondern eher das ‚l‘ besonders „gerollt“.
Na ja, schwierig Aussprache in Worten zu beschreiben.
Als ich neulich in Rom war, kam mir der römische Dialekt etwas „unitalienisch“ vor... Auf der einen Seite hab ich mich an meinen eigenen Dialekt erinnert gefühlt, weil man dort immer „Idaliano“ hört, etc... Auf der anderen scheint dort die so schöne typisch italienische Intonation zu fehlen und es klingt schon halber spanisch...
Gibt es da nicht diesen Grundsatz „lingua toscana in bocca romana“? Demnach könnte ja per definitionem keiner der beiden richtig liegen :-D
Quello più degno di status è quello senza la minima inflessione dialettale; l’italiano standard dei doppiatori, per intenderci.
Siccome è cosa rara e difficile avere un accento così perfetto a meno che non si studi un po' di dizione, in linea generale per motivi sociali, economici e culturali quello un po' più „in“ è oggi il milanese, ovviamente ripulito da tratti marcati.
Man kann sich hier z. B. auf die Ausspracheregeln der antiken Grammatiker stützen, etwa Terentianus Maurus (239-43):
... mox duae supremae
vicina quidem sibila dentibus repressis
miscere videntur: tamen ictus ut priori
et promptus in ore est, agiturque pone dentes,
sic levis et unum ciet auribus susurrum.
([Kommen wir] nun zu den beiden kräftigsten [Lauten, nämlich S und X], die ein vergleichbares Zischen mittels der herabgedrückten Zähne zu erzeugen scheinen: doch so, dass der Druck sich bei ersterem [näml. S] gerade im Mundraum aufbaut und hinter den Zähnen hervorströmt. So entsteht ein den Ohren angenehmes Zischen ohne Nebentöne.)
Solche recht differenzierten Beschreibungen der Phonetik unterscheiden nicht zwischen zwei verschieden S-Lauten, so dass es einfach keinen Anlass gibt, ihr Vorkommen im klass. Latein anzunehmen. (Für stimmhaftes intervokalisches S, das es im frühen Latein gab, ist etwa im 4. Jh. v. Rhotazismus eingetreten, und was übrig blieb, war stimmlos.)
Natürlich geben derartige Anleitungen so wenig die (an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten) tatsächlich gesprochene Sprache wieder, wie etwa Siebs' Deutsche Bühnenaussprache und die übrigen Aussprachewörterbücher. Aber da wir es beim Lateinischen zumeist mit einer standardisierten Sprache zu tun haben, versucht man eben auch in der Aussprache dem zu folgen, was als klassisch angesehen wurde.
Vielen Dank für die Ausführungen! :)
Natürlich, der Rhotazismus...
Paeda, was Bibulus angeht, ist das wohl weniger ein Mangel an Respekt, sondern eher ein „überspitzte Realität“ anstelle der sonstigen übersteigerten Begeisterung für die römische Kultur... Ein Volksgemisch, dass sich Griechisch kleidet, weil es „in“ ist, im Theater Stücke auf Oskisch anschaut, mit Buchstaben schreibt, die es von den Etruskern übernommen etc... Das stellt zwar die Errungenschaften der Römer nicht in den Schatten, aber die Römer waren nunmal auch kein „auserwähltes Volk“ und dem Culture Clash schon garnicht so abgeneigt ...