Hallo Jonathan und paeda
Jonathan, ich fühl mich geehrt, dass ich den Eindruck erweckt habe, bereits Lehrer zu sein.
Nein, dass bin ich nicht, ich bin auch Student ! Sogar weniger weit als du.
Aber ich gebe jetzt schon seit 6 Jahren Nachhilfe und habe mich seitdem viel mit didaktischem auseinander gesetzt und viel erlebt -- denn seien wir ehrlich, die Top-Schüler findet man dort nicht -- muss man vielleicht zum Teil (ein paar %) das ausbügeln, was Lehrer nicht richtig machen? Davor hatte ich 5 Jahre Latein in der Schule. Da kommt viel zusammen...
Ich finde, das, was du sagst sehr interessant !
Mein Eindruck ist kein Patentrezept, wie du siehst! Es kommt auch immer auf den indivuduellen Sprachgeschmack an!
Ich hatte bisher nie den Eindruck, dass sich ein Schüler aufgeregt hat, dass das nicht in der Übersetzung
steht....es gibt auch nie Übersetzungen bei mir (also fertige)....ich habe eher die Erfahrung gemacht, dass es meinen Schülern zu bescheiden klang.
Ein Beispiel wäre auch der Dativus possesivus in wörtl. Form oder das
PPA....oder eben auch der Ausdruck des gewöhnlichen in einer Verbform;-) Da hakt es dann oftmals („gibt keinen Sinn auf Deutsch“), dem finde ich, muss man direkt am Anfang vorbeugen
Zu dem Thema Verständnis. In den ersten 2 Jahren sollte man sich natürlich an das halten, was im Buch steht, auch was die Vokabeln angeht (das lässt leider manchmal zu wünschen übrig)
ABER DANN ist es für mich seeehr wichtig, auf solche Aspekte hinzuweisen, und den Schülern auch ein Gefühl zu vermitteln, dass sie selbstständig nachdenken, wie man das besser übersetzen kann. Diese kognitive Ebene kann man ja nicht am Anfang erwarten, aber sicherlich in der Lektürephase! Aber wenn man es dann hinkriegt, dass die Schüler auch einen modernen Zugang finden, und die Grundlagen sitzen, dann kann man sich auch mal intensiver den INHALTEN zuwenden, und das ist ja meiner Meinung nach das Interessante!
Eine Dorn im Auge sind mir oftmals die Klassenarbeiten. Viele (ohne diskriminierend zu sein, Lehrer der älternen Generation -- ich kann mir das Stereotypenbild nicht verkneifen -- der typische Lateinlehrer, wie man sich ihn denkt) sind da sehr
penibel....das empfinden SuS wie ich erfahren habe als sehr demotivierend und ich hatte schon einige Fehler, die hätte man auch durchgehen lassen kö
nnen...aber das ist ein weites Feld ;-)
Leider gibt es auch Dinge, da legen sich die Lehrer gerne direkt zu Anfang richtig ins Zeug:
Thema Partizip. coniunc. und dann lernen die SuS zwei Stunden vor der Arbeit wirklich noch ALLE Übersetzungsmö
glichkeiten.....DAS finde ich falsch: dann lieber auf temporal und Relativsatz beschränken und später ist immer noch Zeit für eine Wiederholung, bei z.B. einem Beispielsatz im BG, oder ?!
Naja aber so ist das mit der didaktischen Konstruktion/
Reduktion.....wieder mal subjektiv, wie
alles....da ist guter Rat teuer und die Binnendifferenzierung für mich eh noch ein heikles Thema, gerade in Latein. Material gibt es ja nicht wie Sand am Meer und vielleicht sind da Diff.-Kurse eine ganz gute Lösung.....
Und die Sache mit der Rechtfertigung von Latein:
Für mich: Dass Latein beim Spanisch-Lernen kein besserer Ratgeber war als mein Englisch oder dass die Franzosen nicht genauso viele Vorteile hatten (wenn es überhaupt welche gab), hat mir die Nichtigkeit dieser Aussage direkt vor Augen geführt! Aber das zeigt auch wieder die Lernsubjektivität eines jeden. Daher kann es aber meines Erachtes schon nicht mehr als allgemeingültiges Argument herangezogen werden;
Ich habe eine Prof.'in, die hat sich ähnlich klar geäußert! Was aber keiner abstreitet ist, dass Latein Fleiß und genaues Analysieren fördert sowie Ausdauer und
Ehrgeiz....Das wiederum ist gut ;-)
Selbst bei der Thematik wird das ja schon schwer: Gegenargument „ es gibt doch deutsche Übersetzungen “ ;)
komischer Weise ist die Tendenz, Latein zu wählen, komischer Weise wieder gestiegen. Warum?! Vielleicht moderne Unterrichtskonzepte?!
Ich denke, da muss man wirklich einen aktuellen Weg finden, der muss nicht immer gleich sein. Und wenn Du/Ihr irgendwann einen guten Weg findet, wie man leicht Vokabeln und Formen lernen kann, dass es motivierend bleibt, sagt Bescheid ;-)
Es freut mich auf jeden Fall, dass es hier noch mehr Lateinstudierende im Forum gibt!