Duden, 25.Auflage:
a) ‚einzig‘ wird normalerweise nicht gesteigert: Er war mein einziger (nicht einzigster Freund.
b) Großschreibung bei Substantivierung: der, die, das Einzige.
Aber ‚solissima -> die Einzigste‘ würde ja auch nicht schlecht klingen.
Eben. Erstens lässt das die Möglichkeit offen, dass es gesteigert wird, und zweitens ist es ohnehin „falsch“: Meiner „Gesprächserfahrung“ nach wird einziger viel öfter gesteigert als ungesteigert benutzt. Und wenn es die breite Masse verwendet, dann ist es nicht falsch. (zumindest gibt sich ja der Duden als „Beobachter“ - denn mehr kann er ja auch nicht sein). Der Eintrag sollte wohl eher lauten: „... wird oftmals gesteigert.“
Dem muss ich doch - bei aller Annerkennung der Arbeit, die ihr hier im Forum leistet - vehement widersprechen, beziehungsweise es als „Unfug“ hinstellen. Wenn DAS nämlich passiert, ist meines Erachtens das Lernziel nicht wirklich erreicht, zumindest nicht bei einem eventuellen Lateinstudenten. Das Gegenteil ist der Fall: Jeder, der sich eingehender mit Sprachen, auch der lateinischen, beschäftigt, muss früher oder später erkennen, das logisch wohl im Bezug auf die meisten Facetten der Sprache ein in höchstem Maße unpassendes und unangebrachtes Adjektiv ist. Was soll denn das Deiner Meinung nach sein, „logisch“?
Wenn der lateiner sagt „Ich sehe dich kommen“, dann kann er anstatt „sehen“ die meisten erdenklichen Verben verwenden und auch „kommen“ durch irgendeinen anderen Infinitiv ersetzen, und er kann also sagen *„Ich weiß dich morgen nicht kommen werden“.
Der Deutsche kann das nicht. (Er muss vielmehr nachdenken, wo er die Grenze überschreitet. Ist „ich rieche dich kochen“ noch korrekt?). Wir machen lieber „dass-Sätze“. Ist das nun logisch? Nein. Ist es unlogisch? Nein. Es ist konvention. Fertig aus. Bei einem Mathematischen Problem kann die Lösung „logisch“ sein, d.h. sie folgt aus Gesetzmäßigkeiten, die keine Lösung als die richtige zulassen, auch wenn sie noch nicht entdeckt oder dem Rechnenden nicht bekannt sind.
In einer Sprache gibt es - was das LEXIKON angeht! - nichts, was sich „durch sich selbst bedingt“, stattdessen ist WILLKÜR die oberste „Maxime“ der Sprachentwicklung.
Bei „der Einzigste“ würde ich sogar noch einen Schritt weiter gehen: Der Ausdruck ist mittlerweile vollends idiomatisiert, und der Komparativ nicht mehr motiviert, sondern lässt sich als eine Art der Intensivierung verstehen, wie sie sich auch z.B. in „auf immer und ewig“ und dergleichen findet. Das ist genausowenig „logisch“, aber das verlangt ja auch niemand. Diese Intensivierung ist ein elementarer Bestandteil der Sprachgeschichte, auch und gerade des Lateinischen!
Sprechern werden ausdrücke zu schwach, anstatt kürzeren beginnen sie längere zu verwenden und vulgärere, so wird aus dem equus ein caballum, aus dem caput eine testa (dieselbe „Geschirrmetapher“ im Übrigen, die sich ja auch im Deutschen findet: dt. kopf - engl. cup). Anstatt keinem Artikel verwendet man plötzlich Demonstrativpronomina („a illo botiliario frangant lo cabo“ in einer umgangssprachl. Parodie auf die Lex Salica).
Und auch Präpositionen und Konjunktionen sind davon nicht ausgenommen. Als den Lateinsprechern das Wort ANTE irgendwann zu „schwach“ vorkam, sagten sie nunmehr *ab ante „von vor“, daraus das fr. avant. Auf italienischem Gebiet reichte auch das irgendwann nicht mehr, und man sagte sogar *de ab ante „von von vor“, hieraus ital. davanti.
Die Sprachgeschichte ist (leider?) keine Geschichte der Logik, und „einzigster“ finde ich hierfür noch ein sehr gemäßigtes Beispiel. „Regeln“ sind lediglich ab dem Moment „Regeln“, ab dem sich die Sprecher daran halten. Werfen sie sie über den Haufen, ist das „Gesetz“ dahin, die Konvention geändert.
Zu deiner Anspielung: jemanden etwas lernen würde ich zwar nicht schreiben, aber es ist immerhin kein Beispiel ohne Parallele: Zu Hause frage ich nicht nur „Wer hat dir das gelernt?“, sondern auch „Wie heißt man denn das?“. Und das ist keine neumodische aus mangelnder Sprachkompetenz resultierende Erscheinung, die den gerne postulierten „Verfall der deutschen Sprache“ anzeigt, sondern eine durchaus alte Ausdrucksweise (ich habe mein Deutsch nicht bei RTL oder auf KiKa gelernt, sondern bei meinen Eltern - und ein „gutes Schwäbisch“ von meinen Großeltern. Und ja, ich habe mich als kleines Kind auch über diese Ausdrucksweisen aufgeregt. Aber sie waren VOR MIR da.)
Da muss man allerdings vorsichtig sein, der Duden will ja nicht (nur) die Alltagssprache kodifizieren, sondern vor allem hochsprachliche Normen aufzeigen.
Der Analyse würde ich weitestgehend zustimmen und dennoch gefällt mir so manche Sprachentwicklung nicht.
Beispielsweise fällt mir der neuere Gebrauch von „ganz“ auf: die „ganzen“ Leute. Klingt für mich schief, und ich weiß nicht, ob ich mich noch daran gewöhnen kann!
Mich würde in diesem Zusammenhang interesieren, wie der Gebrauch des Genitiv im Deutschen in der Schule gehandhabt wird. Ist es falsch, zu sagen: „Der Mantel von meinem Vater“? Es fällt den Schülern oft schwer, den lateinischen Genitiv zu gebrauchen, wenn sie den deutschen nicht kennen.
Da muss man auch zwei Dinge auseinanderhalten: Bei uns an der Schule wurde auf ein gehobenes Deutsch in sehr geringem Maße nur wert gelegt. Allerdings mag das auch daran liegen, dass ohnehin viele junge Leute nicht mehr sehr diealektal sprechen und man sich auch in der Schule automatisch ein wenig zurücknimmt mit dem Dialekt. Ich weiß noch, dass mir mal eine Lehrerin sagte: „Ein könig schmeißt nicht! Er WIRFT!“ Das mit dem Genitiv ist aber noch mal eine andere Sache. Man würde Dialekte im Allgemeinen und die Sprachkompetenz normaler Sprecher sehr verkennen, wenn man einen „simplen“ Gegensatz Gehobene Sprache vs. Umgangssprache postulieren wöllte.
Die Nuancen sind ja viel subtiler, und die Wahl des „Dialekt-“ und „Umgangssprachlichkeitsgrades“ hängt von vielen Faktoren ab. Das kann selbst die Zusammensetzung der Klasse oder der Lehrer sein, so dass in verschiedenen Kursen eine verschiedene Ausdrucksweise vorherrscht.
Mit „dem Mantel meines Vaters“ würde ich mich zugegebenermaßen in einem Klassenzimmer schon fast unwohl fühlen. Der Genitiv gehört in die Schriftsprache, in öffentliche Vortäge, ich benutze ihn eventuellt, wenn ich meinem Professor im Unterricht an der Uni gegenübersitze, wenn ich mich gewählt ausdrücken will.
In der Klasse würde er - zumindest im Süden - wohl eher nicht passen.
In der Schule allerdings ist es schon relativ „gehoben“, wenn ich „deN Mantel von meineM Vater“ erwähne, und mich also immerhin zu einer hochdeutschen Aussprache „hinreißen lasse“ und eine korrekt grammatisch konstruiere, und nicht „deR Mantel vommeim Vadder“ anziehe.
Denn selbst das ist noch immer nicht das, was ich zu Hause sagen würde. Da würde es vemutlich von meinem Vater seinem Mantel reden, und wenn mich jemand fragen würde: „Ist das dein Buch?“, dann könnte mir passieren, dass ich antworte: „Nein, das ist einem Freund von mir seins“.
Eine andere Ausdrucksweise herrscht in der Schule also durchaus vor - aber ein Genitiv ist eindeutig nicht mehr Bestandteil der dortigen Umgangssprache. Dafür „rede“ ich immer noch in der Schule, aber „schwätze“ zu Hause, von der Schule gehe ich „nach Hause“ und von einem Freund oder einer Party gehe ich hôm oder hooim.
@ Paeda:
Dass Dir „so manche Sprachentwicklung nicht gefällt“, ist durchaus verständlich: Zu allen Zeiten ist Intellektuellen der angebliche Verfall der eigenen Muttersprache bitter aufgestoßen und Sprachentwicklung bietet selten eine offensichtliche Bereicherung der Muttersprache ohne, dass anderes dafür wegfällt.
Dabei müssen wir uns aber vor Augen halten:
- Die „Verschlechterung“ der Sprache ist etwas sehr subjektives. Was ist eine „schlechte“ und was eine „bessere“ Sprache? Jede Sprache der Erde ist im Grunde gleich komplex, wenn in ihr alles ausgedrückt werden kann, was andere Sprachen auch ausdrücken können. Sie funktioniert also. Dabei ist Sprachveränderung in den meisten Fällen eine Bereicherung: „Der einzigste“ bietet uns beispielsweise ähnliche Möglichkeiten wie das englische „The very beginning“ oder „I am most satisfied“. Niemand würde sagen: „Hey, das ist unlogisch! Es kann nicht mehr anfangen als anfangen!“ - stattdessen würde man Dir ein gutes Englisch attestieren.
Wir wollen gerne, dass alles logisch ist, und müssen uns vergegenwärtigen:
LOGIK schafft in einer Sprache UNREGELMÄSSIGKEITEN.
(Eigentlich „falsche“) Analogiebildungen schaffen REGELMÄSSIGKEITEN und scheinen dann logisch.
Ich glaube ich habe an anderer Stell im Forum schon einmal darauf hingewiesen, dass der Genitiv von DEUS eigentlich *DEVI heißen müsste. Ist es nun „logisch“, dass man es ausgeglichen hat und seither DEI sagt?
Nein. Rein Sprachgeschichtlich wäre DEVI logischer.
(Damals noch unter anderem Namen, http://www.albertmartin.de/latein/forum/?view=24042#33)
Ein Dilemma ergibt sich außerdem bei der negativen Sichtweiße, die manche vertreten: Wenn wir Sprachentwicklung gezwungenermaßen als Verfall von altem, „gutem“, ansehen wollen, dann macht es gerade dadurch keinen Sinn, anzunehmen, vorherige Sprachstadien seien „besser“ oder „reiner“ gewesen und folglich wert, bewahrt zu werden. Vielmehr zwingt diese eigene Sichtweise zur Annahme, alle Sprachen seien „schlecht“, die aus irgendeinem vorherigen zustand erwachsen sind. Da dürften wir nicht einmal mehr Urindogermanisch sprechen, denn immerhin kämen wir da ja „nur“ ca. 6000 Jahre in die Vergangenheit. Eine Lächerlichkeit angesichts der Zeit, seit der Menschen sprechen, und in der sich ja derart viele Missverständnisse eingeschlichen haben können... :P
lustig, wenn Clavileo und schreibt; nachvollziebar, wenn er aus den Schwierigkeiten seiner sprachlichen Sozialisation ein Grundsatzprogramm entwickelt; bebauerlich, dass ihm dabei die Kategorien verschwimmen.
Abgesehen davon, dass hier Thesen inkriminiert werden, die niemand aufgestellt hat:
Komplexität ist keineswegs gleichzusetzen mit Funktionalität. Affen z.B. (und viele andere Lebewesen, Beispiele aus seinem Umfeld hat C. gegeben) verstehen sich blendend, auch wenn sie nur über einen sehr restringierten Code verfügen.
Der Ausgangspunkt der Diskussion war eine schriftliche formulierte Frage, deren Beantwortung offensichtlich nicht der Bereicherung einer aktuellen Gesprächssituation dienen sollte. Insofern sind alle Ausführungen über die (mündliche) Sprachentwicklung und Sprachgebrauch, seien sie zutreffend oder nicht, hier nicht von Interesse. Festzuhalten ist jedoch, dass die Konvention, in der schriftlichen Hochsprache gewisse Regeln einzuhalten, selten bekämpft wird bzw. gewöhnlich nur ironischerweise oder aus Design- oder Marketinggründen verletzt wird („hier werden Sie geholfen“). Dies erfolgt, um den Aufmerksamkeitswert zu steigern und macht , nebenbei bemerkt, ja nur Sinn, wenn die Abweichung von der Regel bemerkt wird, letztere also bekannt ist.
?
Hm. Mir scheint das Gegenteil der Fall zu sein. Bekannt ist, dass in allen Sprachen sich der Hang zur Regulierung, d.h. zur Ausmerzung von Unregelmäßigkeiten, im Laufe der Zeit auswirkt (Einfalt statt Vielfalt). Zweitens ist zweifelhaft, ob die Bereicherung des Lexikons durch Neues den Verlust des Alten aufwiegt. Drittens ist es zwar denkbar, dass die Abnahme von Gelegenheiten zur mündlichen Kommunikation und die schwindende Lesekultur zwar einer sich ausbreitenden Regellosigkeit Vorschub leisten könnte, dass dadurch aber eine Bereicherung - in welchem Sinne auch immer - stattfinden könnte, eine These von frappanter Blauäugigkeit.
Wer einen Dialekt als „Schwierigkeit sprachlicher Sozialisation“ ansient, offenbart sich allerdings als jemand, dessen Beschäftigung mit Sprache nicht allzu eingängig gewesen ist. Mach Dir noch einmal Gedanken zum Thema, und antworte dann weniger beleidigend und fachlich angemessen. ;)
Das mit den Beispielen verstehe ich jetzt nicht ganz.
Falls ich sie tatsächlich gebracht habe, waren sie vielleicht wenigstens relevant.
Zu den Affen kommentiere ich nichts, gesagt sei nur, dass die „sprachliche“ Kompetenz von Menschenaffen bemerkenswert ist und wir können garnicht ahnen, was in diesen Wesen steckt. Man informiere sich, so man will, über KANZI, ein Bonobo-Weibchen. Diese Tiere als Beispiel für eine mangelnde Komplexität in Sachen Ausdruck anuführen ist in zweierlei Hinsicht Unfug, erstens, weil das Gegenteil der Fall ist, und zweitens, weil wir über SPRACHE sprechen. Nicht über irgendwie geartete Kommunikation.
Ich sehe, dass die Diskussion bei Dir auf kein Interesse stößt. Also kommentiere einfach nicht.
Falls Du den Anlass der Diskussion verstehen möchtest: Es war Bibulus' SCHRIFTLICH formulierte Antwort, die kritisiert wurde. Wer sich über Sprache anhand des DUDEN Gedanken macht und diesen für eine Art Bibel hält, der braucht sich über Sprache gar keine Gedanken zu machen und studiert lieber Medizin oder ähnliches. Da kann er dann sagen: „Aber so stand es im Buch!“.
Das hat auch niemand behauptet.
Was nicht eingehalten würde, wäre ja auch keine Regel.
Es will auch niemand diese Regeln „bekämpfen“.
Als einzelner einfach etwas „falsches“ zu sagen, habe ich nie rechtfertigen wollen und das verstehst Du auch, wenn Du meine Ausführungen noch einmal ließt.
Erstens scheint für Dich Regulierung das Gegenteil von Bereicherung zu sein. Das ist Unfug und diese Ansicht wurde zuletzt anfang des 20. Jahrhunderts vertreten. Aber wenn Du Cicero triffst, dann sage ihm doch bitte, dass der Genitiv von iter eigentlich *itinis und nicht itineris lautet. Vielleicht teilt er deine Ansicht und ändert das in seinen Schriften.
Zweitens () ist das schlichtweg nicht der Fall.
Der Hang zur Regulierung ist vorhanden. Auswirken allerdings tut er sich nicht derart, dass alles einfach einfacher wird.
Sobald die Sprache zu sehr simplifiziert wird, entstehen neue Unregelmäßigkeiten. Ein Kreislauf beginnt.
Die synthetischen Futurformen des Latein beispielsweise verschwanden mit der Zeit. Ein analytisches Futur entstand, anstatt *loquam (ja, loquere
ist umgangssprachlich belegt) sagte man *fabulare habeo oder *parabolare habeo und aus dem Zusammenwachsen der Wörter endstand wiederum ein synthetisches Futur mit hablaré (hablar- < fabular-) im Spanischen und parlerò (parlar- < parabolar-) im Italienischen.
Die Sprachentwicklung hört nie bei der Vereinfachung auf!
Die Ansicht, dass der Verlust von Altem „aufgewogen“ werden muss, ist eine antiquierte und unwissenschaftlich.
Wenn überhaupt, dann muss die FUNKTION von Altem aufgewogen werden. Und auf was nicht verzichtet werden kann, das verfällt auch nicht ersatzlos.
1) Es breitet sich heutzutage nicht mehr Regellosigkeit aus als je zuvor. Wie kommst Du auf so eine Idee
2) Es ist höchstenfalls von „frappanter Blauäugigkeit“, die allgemein aufgestelle These zu vertreten, dass der Gebrauch umgangssprachlicher Sprachformen im elektronischen Schriftverkehr den gerne postulierten „Verfall der Sprache“ auslöse
Wenn ich schreibe, wie ich spreche - was ich hier im Übrigen nicht tue, nur um auf meine mangelnde sprachliche Sozialisierung zurück zu kommen, ich hoffe, Du kannst verstehen, was ich schreibe - dann tue ich genau das, was man über Jahrhunderte tat. Die Idee zu sprechen, wie man schreibt, ist vielleicht funktional, aber abgesehen davon, dass sie aucht überhaupt nicht alt ist, sondern erstmals im Mittelhochdeutschen vor ca. 600/700 Jahren aufkam, ist sie nichts, was dem System Sprache irgendwie entspräche.
Wer hat denn je behauptet, ich würde Dialekt sprechen, weil ich ihn schreibe!? Ich schreibe ihn, weil ich ihn spreche. Allerdings nicht hier im Forum.
SMS- und Chatsprache sind ein Reflex der Alltagssprache und nicht umgekehrt, selbst wenn einzelne Ausdrücke ins gesprochene deutsch Eingang gefunden haben. Das ist dann allerdings eher eine Bereicherung als „schade“ oder gar verwerflich.
III) Dass eine Sprache neue Ausrucksformen annimmt, ohne, dass damit in den Augen der Sprecher eine Bereicherung einhergeht, ist eine unhaltbare, unwissenschaftliche und unsinnige These.
Sprachwandel ist immer motiviert.
Erkläre mir aber einmal, warum lateinische Fremdwörter im Deutschen intelektuell und „gut“ sind, englische Ausrücke aber einen Verfall anzeigen? Oder worauf willst Du hinaus?
Entschuldigung, fall sich manches hart formuliert habe, aber Arbiter ist ja nie sehr wählerisch in seiner Ausdrucksweise, da bin ich es auch nicht. Niemand möge sich beleidigt fühlen.
Zeugt es von sprachlicher Kompetenz, wenn einem für „begrenzt“ kein anderes, deutsches Wort einfällt, als ?
Das zeigt ganz offenbar den Einfluss von zu viel Arbitscherschen Lesekultur auf die deutsche Sprache :O
Ich muss mich noch ein letztes Mal verbessern:
Es war die Aussage, Latein erziehe zu einem „logischen Sprachverständnis“, bzw. die Forderung, Sprache solle „logisch“ sein, die der Auslöser meines „Einspruchs“ war.
Diese Aussage wurde so nicht gemacht. Ich habe geschrieben, Lateinunterricht lehre logisches Sprachverständnis. Man kann wohl nicht daran zweifeln, dass im Lateinunterricht in stärkerem Maße auf die Durchdringung grammatischer Strukturen wert gelegt wird, als bei anderen Fremdsprachen.
Trotzdem, danke für deine Ausführungen. Ich habe einiges daraus gelernt.
Ich habe wohl etwas ausgeholt. Es sah mir so aus, als sei die Aussage, im direkten Bezug zu Latinifex' Antwort als Widerspruch gegenüber dessen Auffassung („einzigster“ darf sein) gemeint und wolle implizieren, dieser Ausdruck sei falsch, weil er „unlogisch“ sei (und ein Lateinunterricht hätte so ein „unlogisches“ Denken quasi „aberzogen“, à la „Wer Latein gehabt hat, der solle wissen, dass...“).
Es steht außer Frage, dass der Lateinunterricht ein systematisches Durchdringen von Sprache fördert, ein „Sprachverständnis“, und damit hast Du natürlich Recht, insoweit Du das meintest. Ich wollte lediglich darauf hingewiesen haben, dass aus diesem Verständnis, diesem Durchdringen, Fassen in Kategorien und Fachtermini (die natürlich unvollkommen bleiben müssen!) nicht die Erkenntnis resultieren sollte, dass etwas „logisch“ sei, und gleichsam vorhersehbar, sondern diejenige, dass manches „unlogisch“ aber existent ist, nichts alternativlos „richtig“ sein kann und durch konsequente „Logik“ zu rechfertigen. (Diese vermeintliche Logik ist ja eine inner-indogermanische, teils eine inner-romanische und in vielem eine eigen innerlateinische. Sobald wir uns mit anderen Sprachen der Erde beschäftigen, müssen wir uns schon bald darüber Gedanken machen, ob wir unsere Auffassungen dazu, was ein logisches Subjekt und ein Objekt ist, so halten können,
darüber, was eigentlich ein Nominativ tut, etc.)
Die im Lateinunterricht trainierten Kompetenzen befähigen natürlich zum präzisen Analysieren von Strukturen. Das aber kann immer nur ein Konstatieren dessen sein, was dabei entdeckt wird, die Terminologie kann helfen in Kategorien zu fassen, was uns zusammengehörig scheint, niemals soll oder kann sie aber ein Korrektiv dem sein, was schon existiert oder sich im Begriff ist, herauszubilden.
Deshalb war mir der Begriff „logisches Sprachverständnis“ ein Dorn im Auge. Weil er scheinbar Gegensätzliches vermengt, weil er scheinbar zu implizieren sucht, dass man mehr könne als deskriptiv zu arbeiten, nämlich, habe man die Sprache einmal „verstanden“, einen späteren Zustand nach mathematischer Manier aus einem früheren vorhersehen könne. Wenn das der Fall wäre, dann gäbe es wohl nicht nur historische Sprachwissenschaften - sondern auch „futuristische S.“
Ich denke aber, wir haben uns jetzt gegenseitig verstanden ;) :)