Hallo!
Ich habe eine allgemeine Frage und weiss auch gar nicht ob man das so einfach beantworten kann.
was ist der Unterschied zwischen fatum und fortuna?
Gibt es überhaupt einen Unterschied?
Ich versuch es mal: Fatum ist das unvorhersehbare, uns Menschen verborgene durch göttlichen Willen gelenkte Geschick, das auch oft negativ konnotiert ist, dichterisch sogar oft gleich Tod. Fortuna ist das Glück, das hin und her schwankt und nicht jedem hold ist, daher eben auch „schicksalhaft“ ist.
Vielleicht hilft das.
@gast0401
Nein ich kann es nicht alleine, daher meine Frage. Die Übersetzung für beide Worte ist im Wörterbuch gleich. Den Unterschied in der Wortbedeutung kann man nur als Muttersprachler (leider tot) oder als sehr belesener Altphilologe erkennen, da fatum in anderen Kontexten verwendet wird als fortuna.
Ich für meinen Teil kann diese Nuancen noch nicht unterscheiden und wollte andere LATEINER fragen, nicht den Link zum Georges,
Welche Bedeutung infrage kommt, entscheidet doch letztlich immer der Kontext. Deswegen liefert der Georges die entsprechenden Stellen.
Im übrigen würde ich mich an der Wortherkunft orientieren:
FATUM von FARI (sagen, verkünden)
FORTUNA von FORS ("Schickung,Geschick)
Nachtrag:
Es geht um die Nuancen, um die sich die Begriffe unterscheiden und die kann man dem Georges entnehmen.
Die Begriffsinhalte sind eben nicht völlig identisch trotz
vieler Parallelen.
Ja, genau, dein Kommentar ging ganz schön unter.
Ich verstehe aber nicht, wie ‚Schicksal‘ einmal ‚durch göttlichen Willen gelenkt‘ und einmal ‚zufällig‘ sein soll.
@Protesilaus,
Du musst dich in die Gedankenwelt und den Vorstellungen der vorchristlichen Antike hineindenken:
Zwar galten die Götter als unsterblich und sehr mächtig, aber eben nicht als allmächtig:
Sie unterlagen aber einer unpersönlichen, völlig abstrakten „Macht“
(im Deutschen mit dem Wort „Schicksal“ nur unzureichend wiederzugeben).
die Griechen nannten es „μοίρα“ („moira“).
Die Göttinnen dazu werden „Moiren“ genannt.
Diese sind unerbittlich und unbeeinflußbar.
Bei den Römern hießen sie „Parzen“, bei den Germanen „Nornen“
(„Urd“ (das Gewordene), „Verdandi“ (das Werdende) und „Skuld“ (das Werdensollende), d. h. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.)
Das menschliche „Schicksal“ war das „fatum“ („fari“ ->„sagen“),
also das, was die Götter für den einzelnen beschlossen haben.
Dieses kann u.U. zum Guten gewendet werden, wenn man sich die Götter gewogen macht
oder es kann sich zum Schlechten neigen, wenn man die Götter erzürnt oder auch nur eifersüchtig macht.
Die antike Vorstellung schwankte also zwischen Determiniertheit und Indeterminismus...
„Fortuna“ war die personifizierte Vorstellung von „Glück“ in Form einer Göttin,
wobei „Glück“ nicht unbedingt nur positiv besetzt war.
„Fortuna“ wurde sehr oft mit einem „Füllhorn“ dargestellt,
verkörpert also eher die materiellen Gaben (Wohlstand, Reichtum).
Die Römer hatten eine „trias“, um ihr Zusammenleben zu regeln:
„fas“ - „ius“ - „lex“
Wenn man mal die Aeneis von Vergil gelesen hat, müsste es eigentlich klar sein, was fatum und was fortuna ist.
Fatum ist das, was von dem Gott Jupiter festgesetzt ist. Sehr deterministisch gedacht: dies und jenes ist festgesetzt, es wird unabänderlich eintreten. So gern Juno in der Aeneis das fatum verhindern möchte, sie schafft es nicht.
Fortuna dagegen hat damit nichts zu tun. Es ist das Glück oder Zufall, hat nichts mit dem Schicksal zu tun. Denen, den die Göttin Fortuna wohlwill, denen ist sie eine Göttin der Rettung und des Glücks.
Das fatum ist festgesetzt. Sprüche wie ‚Das muss wohl Schicksal gewesen sein...‘ sind völliger Quatsch. Denn meist meint man damit einen Zufall, einen glücklichen Umstand. Aber das Schicksal des Aeneas zum Beispiel ist es nach Laium zu kommen und die Stadt Rom zu gründen. Ist kein Glück, kein Zufall, sondern sein Schicksal! Er wird sicher nach Rom gelangen, daran ist nichts zu ändern.
Vergleichbar mit: Wir werden alle mal sterben, das ist unausweichlich. Das ist das Schicksal jedes Menschen, unser fatum. Damit hat fortuna, Glück oder Zufall nichts zu tun.
Ich möchte zum Thema noch anmerken, dass ich die Schwierigkeiten mit den Begriffen gut verstehe, denn wir diskutieren ja immer noch darüber, wie frei der Mensch eigentlich in Wirklichkeit ist.
Um den genauen Unterschied zu kennzeichnen:
fatum = grober, von den Göttern festgelegter Rahmen/Verlauf des Lebens (z.B. einer Person)
Bsp.: Aeneas soll das spätere Rom gründen.
fortuna = genauer, vom Zufall bzw. Glück u. Unglück bestimmter Verlauf des Lebens
Bsp.: u.a. viele durch Juno verursachte Missgeschicke des Aeneas, wie zum Bsp. die Zerstörung der Schiffe
Die fortuna kann das fatum zwar hemmen, dessen Inhalt jedoch nicht verhindern.
Juno stellt in der Aenaeis die Verkörperung dieses Schicksals dar, das fatum jedoch wurde von Juppiter unabänderlich beschlossen.
Wenn also irgendwo fortuna benutzt wird ist eher der Zufall gemeint als das Lebensschicksal. Auch wenn man das im allg. Sprachgebrauch manchmal anders macht.