Zwei meiner Nachhilfeschüler kamen unabhängig voneinander mit der Frage zu mir, ob es denn stimmt, dass es ein kleines Gebiet in der Schweiz gibt, in dem einige Leute heute noch Latein als Muttersprache sprechen. („Ich hab gehört, dass... Stimmt das?“)
Ich halte das für doch ziemlich abwegig, habe davon noch nie gehört und finde auch keinerlei Belege dafür.
Keiner der beiden kann sich daran erinnern, wann und wo er das gehört hat, aber da die beiden ursprünglich von der gleichen Schule kommen (zu der ich aber keinerlei Kontakte habe), vermute ich, dass sie das irgendwie aus der Schule, vielleicht sogar aus dem Lateinunterricht haben...
Ich finde das sehr verwunderlich...
Wenn das wirklich stimmen würde, könnte man das doch sicher irgendwo nachlesen, oder?
Also ich fände das ja äußerst famos, wenn es tatsächlich einen Ort gäbe, wo Latein noch gesprochen wird! Das wäre mal eine tolle Sprachreise im Sommer ;-)
Aber ich denke, wenn es so wäre, wäre das wohl bekannt..
Soweit ich weiß, ist Latein im Vatikan noch die Amtssprache, aber i.d.R. bedient man sich da wohl des Italienischen als Kommunikationssprache...
Wenn es nur darum geht, wo heute noch Sprachen gesprochen werden, die vom Lateinischen abstammen, würde darunter ja auch italienisch fallen. Ich denke nicht, dass meine Schüler das gemeint haben... Ich wüsste nur zu gern, woher sie diese im Eingangspost erwähnte Behauptung haben.
Gemeint ist bestimmt das Ladinische,
das Latein eines Cicero war ja zudem niemals „Umgangssprache“.
Das Latein, was wir in der Schule lernen, ist eine reine Literatursprache gewesen, im Alltag wurde sie nicht verwendet.
Aber das Ladinische ist doch wahrscheinlich mit dem Lateinischen nicht näher verwandt als die anderen romanischen Sprachen, soweit ich das auf die Schnelle überblicke. Warum soll das dann grade gemeint sein? Das erschleißt sich mir nicht so ganz.
@cara Anaticula,
bitte, mache Dir darüber keine Gedanken:
das „Ladinische“, das wohl Deine beiden Schülerinnen meinen,
ist NICHT das „Latein“, was in diesem Forum bevorzugt gemeint ist.
Die Menschen in diesen abgelegenen Tälern haben sich eine Mundart bewart,
die vom „Latein“ abstammt und dem ein wenig ähnlich ist,
und in der Schweiz als eigenständige Sprache anerkannt ist,
wie das Sorbische und Dänische in Deutschland
(jaja, Deutschland ist anerkanntes Mehrsprachenland!),
aber es ist eben nicht „Latein“.
;-)
ich hab gleich nachgefragt, als mir diese Frage gestellt wurde. Beide wussten nicht mehr, in welchem Zusammenhang sie das gehört haben... Die beiden trennen drei Schuljahre... Am wahrscheinlichsten ist es, dass es ein/e Lehrer/in war, den/die sie beide irgendwann mal im (Latein?-)Unterricht hatten oder so...
Es wurmt mich, glaube ich, hauptsächlich, dass ich dieses „Gerücht“ (oder wie auch immer man es nennen mag) nicht zu seinem Ursprung zurückverfolgen kann...
Aber ich frag trotzdem nochmal nach, ob nicht einem von beiden doch was einfällt, woher sie das haben.
Vielleicht wurmt es die Schüler genauso.
Hast Du das Lexicon recentis ... naja, das Neue Lateinlexikon, halt? Vielleicht könnt Ihr das moderne Latein selbst machen! ;-)
Das Lexicon rencentis Latinitatis steht schon lange auf meinem virtuellen Wunschzettel.^^
Die Mutter eines meiner Schüler meint sich erinnern zu können, woher diese „Info“ kam und will dem nun für uns auf den Grund gehen.. Es bleibt also spannend... ;-)
Vielleicht gibt es ja irgendwo in den Hochalpen ein gottverlassenes Tal, deren Bewohner seit 2.000 Jahren unbemerkt von der übrigen Entwicklung in Europa glücklich vor sich hinleben...
B-)
Wahrscheinlich könnte man glücklich sein, wenn man sich nicht z.B den Zwängen der heutigen Gesellschaft aussetzten muss. Es gibt meiner Meinung nach viel zu kritisieren...
Allerdings wird es wohl in jeder Gesellschaft Dinge zu kritisieren geben. Eine ideale Welt kann es nicht geben.
Ich glaube, dass es keine perfekte Welt geben kann, weil wir Menschen sind, und alle als diese Fehler aufweisen. Das hieße natürlich auch dass die Gesellschaft fehlerhaft wäre.
Mit „gesellschaftlichen Zwängen“ beziehe ich mich zum Beispiel auf den übermäßigen Materialismus unserer Konsumgesellschaft. Ein konkretes Beispiel: Man ist nur in der Schule in wenn man Timberland trägt.
Folglich sind gewisse Leute Marken „gewzungen“ Marken zu kaufen.
Hm, ja. Aber ist das nicht ein Selbstzwang, insofern, als man den Druck auf sich selbst ausübt. Es ist ja niemand im wahrsten Sinne des Wortes gezwungen, Timberland zu tragen, es ist ja niemand gezwungen - und das klingt jetzt besonder für Teenager unglaubwürdig - in sein zu wollen.
Man lässt sich also dahin prägen, dass man sich von außen vorschreiben lässt, was man zu tun hat und in die Definition von „in sein“ zu passen.
Und ich glaube, in einer Gruppe von Punks ist das nicht anders, aber sicher bin ich nicht, weil ich keine Punks kenne.
Aber, Patrici, das klingt so negativ, dass Du das Menschsein an sich als Fehler bezeichnest. Sagen wir, Menschen streben eher dazu, ihr persönliches Glück zu verwirklichen als die Gruppenharmonie aufrecht zu erhalten. Und weil das persönliche Glück eines jeden Menschen offensichtlich fast immer irgendwie auf Kosten der anderen Menschen zu haben sein muss, wird es wohl keine ideale Gesellschaft geben.
Selbst wenn ein Philosoph oder Guru die ultimative Ethik hätte, die zur Idealgesellschaft führen würde, würde es doch mindestens einen weiteren Philosophen oder Guru geben, der genauso seine Ideen hat - und schon streiten sich wieder zwei Weltanschauungen darum, wer die bessere ist.
Vielleicht hast Du, Patrici, doch Recht, dass Menschsein ein Fehler ist. ;-)
Ich stimme insofern zu, dass eine ideale oder, sagen wir mal, bessere Welt voraussetzen würde, dass die Menschen lernen, nicht auf Kosten anderer zu leben, sozusagen nach dem Kategorischen Imperativ. Eine solche Lernleistung würde ich nicht für alle Zeiten ausschließen wollen.
Das Menschsein an sich ist glaube ich kein Fehler - das klingt ja fast so, als würde man keine Existenzberechtigung besitzen. Das wollte ich damit natürlich nicht ausdrücken. Nur weil das Menschsein mit Fehlern verbunden ist, heißt es nicht, dass es selbst auch ein Fehler ist.
Ich stimme Dir und paeda vollkommen zu. Vielleicht werden alle Menschen einmal nach dem Kategorischem Imperativ handeln - fraglich wäre natürlich was die Menschen zu dieser Lernleistung bewegen soll.
Das frage ich mich vor allem, wenn ich sehe, wie Menschen oft miteinander umgehen. Wie Du, Arbori, schon festgestellt hast, ich scheine zu glauben, dass der Mensch nicht immer von sich aus gut ist. Ich bin fest davon überzeugt, dass zuerst die Rahmenbedingungen für den Menschen geschaffen werden müssen um gut sein zu können, um sich gut entwickeln zu können. Z.B. ist gerade dann viel Kriminalität, wenn es den Leuten nicht gut geht. Sei das seelisch oder in irgendeiner anderen Art und Weise existenziell. - Jetzt, wo die Krise in Griechenland ist, konnte man gut beobachten, wie die Kriminalität stark gestiegen ist.
Das große Problem ist auch, dass Menschen von schlechten Erfahrungen anscheinend eher geprägt werden als von guten. Genauso wie uns das schlechte Ausländerbild eher im Kopf bleibt als das von den zahlreicheren Integrierten, die still und heimlich - unerkannt - mit uns leben.
Ich glaube, wenn man möchte, dass Menschen lernen sollen, nach dem Kategorischem Imperativ zu leben, muss man bei sich selbst anfangen. Weil wenn man selbst gut zu anderen ist, wird auch gutes (zumeist) zurückkommen. Das ist leider nicht immer der Fall - wahrscheinlich weil diese Menschen schon so viele negative Erfahrungen mit anderen Menschen gemacht haben und frustriert wurden. „Warum soll ich nett zu anderen sein, wenn man es nicht zu mir ist?“
So.. ich hoffe das war recht gut und verständlich ausgedrückt ;) nicht dass es wieder zu Missverständnissen kommt!!
Was meinst du denn mit genau mit „verständlich im doppelten Sinne“? ;)
Aber um wieder zum Thema Latein in der Schweiz zurückzukehren, es gibt ja den Begriff „Lateinische Schweiz“
Vielleicht hat ihn jemand einfach falsch verstanden?
Lateinische Schweiz habe ich noch nie gehört.
Deutsche, französische, italienische, vielleicht rätoromanische Schweiz, ja. Ist mir die lateinische Schweiz bisher entgangen?
Mit verständlich im doppelten Sinne könnte ich mir vorstellen, dass gemeint war:
- man versteht, was du sagst
- die Argumentation ist rational (Verstand-gesteuert)
Ich glaube, dass Gerechtigkeit wichtig ist, denn wenn sich Menschen ungerecht behandelt fühlen, neigen sie zur Selbstjustiz oder Rache.
Ferner glaube ich, dass Erziehung grundlegend ist. (Am Anfang war Erziehung!) Darunter würde bei Erwachsenen auch Selbsterziehung, Arbeit an sich selbst, fallen. Die Gesellschaft, also die Mehrheit, sollte es aber dem Einzelnen nicht zu schwer machen, wenn er versucht, ein guter Mensch zu sein.
Unter „lateinischer Schweiz“, ein Sammelbegriff aus der Deutschweiz, versteht man die Teile der Schweiz, deren Sprachen vom Lateinischen abstammen.
Also die französichen, italienischen, und rätoromanischen Teile der Schweiz.