Bei der Übersetzung eines Satzes, in dem im Lateinischen der Dativ, im Deutschen der Genitiv stehen würde, fällt mir zum ersten Mal bewusst auf, dass ja eigentlich beide Fälle eine Zuhörigkeit bzw. einen Besitz bezeichnen. In diesem Zusammenhang ist die Beobachtung, dass der Genitiv durch den Dativ immer mehr verdrängt wird, noch interessanter.
Lateinisches Beispiel: nupta Menelao
Was sagen die linguistisch Interessierten und die Sprachwissenschaftler dazu?
Ich glaube nicht, dass der Genitiv durch den Dativ verdrängt wird, sondern durch Ersatzkonstruktionen. Dass die den Dativ enthalten, liegt aber doch an der Präposition.
Ich glaube nicht, dass der Dativ eigentlich einen Besitz bezeichnet. Ich kann aber sehen, warum Du meinst, dass sich die beiden Kasusfunktionen ähnlich sind. In Deinem Beispiel entsteht m.E. beim Deutschen eine Verwirrung, weil er nicht „fühlen“ kann, dass auch Substantive die Kasus regieren, die die Verben regiert haben. nubere steht mit dem Dativ, warum sollte das PPP nicht mit dem Dativ stehen. Es passiert aber auch im Lateinischen, dass die substantivische Natur deutlicher wird.
Danke für den Hinweis. Ich sehe, dass im Lateinischen sich die Vertonung verschiebt, je nachdem, ob die Genitiv- oder Dativkonstruktion verwendet wird. Im Deutschen würde man ja beide Sätze mit „Der Acker gehört (meinem) Vater“ übersetzen und die Betonung könnte höchstens stimmlich erfolgen.
„Der Acker ist meines Vaters.“ (wessen ist der Acker?) -> „Mein Vater besitzt einen Acker.“
vs
„Der Acker (“genau dieser Acker!„) gehört meinem Vater.“
Ich dachte bei der Verdrängung des Genitivs an Phänomene, die wohl auch in den Büchern „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“ thematisiert werden. Ersatzkonstruktionen gibt es natürlich. Wenn die Ersatzkonstruktionen aber Präpositionalausdrücke sind, die den Dativ nach sich ziehen, gibt es den Genitiv doch immer weniger und vielleicht irgendwann nicht mehr.
Die Reflexionen darüber sind aber interessant!
Ich merke gerade, dass ich so kurz vor Mitternacht nur noch eingeschränkt denken kann und bevorzuge es, mich leichterer Lektüre zuzuwenden (Reclam-Übersetzung der Originalfassung von Euryalus und Lucretia ;-))
Gute Nacht! Vielleicht gibt es ja mal wieder eine Gelegenheit zu diesem Thema!
Bei dem Satz „Der Acker seines Vaters hat ... Ar“ könnte man doch ebenso gut sagen „Der Acker, der seinem Vater gehört, hat ...“. Einen inhaltlichen Unterschied kann ich heute auf jeden Fall nicht mehr ausmachen.
Ich wünsche dir eine gute Nacht, ob du Sie aktiv (wahrscheinlich) oder passiv verbringst! :-)