klass. auch ohne per:
Hi cum tantopere de potentatu inter se multos annos contenderent, (BellGall 1,31)
Re: Sieben Jahre lang...
LateinLehrer am 19.2.13 um 20:25 Uhr (Zitieren) II
´per´ im lateinischen heißt `während`, also heißt ´per septem annos` `während sieben Jahren´. `multos` heißt `viel/e´, also heißt `septem annos` ´nach sieben Jahren`...
Ich hoffe, ich konnte dir helfen :)
LG, LateinLehrer
@Lateinlehrer:Das verstehe ich nicht. Warum soll„septem annos“ nach sieben Jahren heißen?
septem annos= sieben Jahre
post septem annos=nach sieben Jahren/sieben Jahre später
klar gibt es das. macht zwar inhaltlich keinen sinn aber es existiert natürlich. Ist die Antwort auf den Dativ.... Aber ich hab verpeilt, dass der Akkusativ gefordert war.
II) übtr.: A) in bezug auf die Zeit, zur Bezeichnung der ununterbrochenen Fortdauer, u. zwar: 1) zur Angabe der Zeit, durch die hindurch eine Tätigkeit sich erstreckt, durch... hin, durch... hindurch, lang, während, ludi decem per dies facti sunt, Cic.: incendium per duas noctes tenuit, Liv.: quam provinciam tenuistis a praedonibus liberam per hosce annos, Cic.: Romae regnatum est per septem reges, Eutr.
2) zur Bezeichnung der Zeit, in deren Dauer ein einzelnes Ereignis fällt, während, im Verlauf, in, cum per ludos scorta raperentur, Liv.: per eos dies C. Figulus praetor Brundisium venit, Liv.: per diem perque noctem, Gell.: per illa tempora... pro sua quisque potentia certabant, Sall.: duo fuerunt per idem tempus dissimiles inter se, im Verlaufe derselben Zeit,
Ich sehe, es geht dir nicht um’s Rechthaben, so ist’s recht/Recht! So stelle ich mir konstruktive, gewaltfreie Kommunikation vor, danke dir!
Mich brachten deine Beispiele auch zum Nachdenken und mir ist klargeworden, dass der Dativ - keine wirklich neue Erkenntnis, aber dieses Mal bewusster - vom Verb abhängt. Es gibt eben besondere Verben - die, um die du gerungen hast, sie zu finden -, die den Dativ auslösen (können). Diese Gruppe teilt sich noch einmal in solche, die den Dativ nur für Personen erlauben, z. B. geben, mitteilen, usw. - und solche, die auch Nichtpersonen im Dativ beinhalten.
Um auf den strittigen Ausdruck zurückzukommen:
Den sieben fetten Jahren folgten die sieben mageren. ;-)))
PS: Im Nachhinein sehe ich meine Oberflächlichkeit und bin schockiert darüber: Deine Sätze sind ja verbunden durch „denn“ und nur, weil du einen Absatz gemacht hast, schienen sie mir getrennt. Da muss ich gleich noch einmal nachdenken!
Und was spräche dagegen, Personen Dingen gegenüberzustellen? Zumeist sind es bei Personen doch eh nur all die Sinnrichtungen von „sagen“, die bei Dingen nicht anwendbar sind, oder? (mitteilen, befehlen, danken, antworten usw.)
Personen versus Dingen, auch wenn es ungenau ist wegen der angedeuteten fließenden Grenze, JA! So werden ja auch die Vokabeln gelernt. Aber nein, man lernt sie wie folgt und damit ungenau:
JEMANDEM ETWAS geben
JEMANDEM ETWAS anvertrauen usw.
Dein Beispiel: Ich gebe der Pflanze Wasser ist dabei nicht berücksichtigt, was, wie wir gesehen haben, zu vorübergehenden Unstimmigkeiten führen kann.
Na, dass man die Vokabeln so lernt, liegt ja auch schon alleine daran, dass ETWAS ETWAS GEBEN bzgl der Kasus nichtsaussagend wäre :-D Na ja, und man gibt ja Lebenden öfter etwas als Dingen.
Das waren meine Gedanken in der Zwischenzeit auch: etwas etwas geben würde keinen Sinn machen als Ausdruck. Also haben wir eine Lücke in der deutschen Sprache entdeckt.
Im Englischen gibt es das Problem nicht: I water the flowers twice a week. Genial, oder?
Ach ja, zu deinem Beispiel „Man gibt ja Lebenden öfter etwas als Dingen“ heißt aber nicht, dass es ausgeschlossen ist:
Ich gebe der Fassade einen neuen Anstrich.
Und was machen wir jetzt mit dem, was zwischen Lebenden und Dingen ist wie z. B. Pflanzen, Wasser und Anderem, was nicht eindeutig den Menschen oder Tieren zuzuordnen ist? Und Tiere sind ja auch keine Personen und doch Lebende. Unsere Diskussion ist fast philosophisch geworden und manche werde schon den Kopf schütteln! Na ja ...
Genau das ist das Geniale: Anstatt zu sagen „Ich gebe den Pflanzen Wasser“ macht es die englische Sprache unkompliziert und umgeht damit die Probleme mit dem Dativ.
Wenn man die Beiträge zusammensetzt, kann man den Unterschied eventuell ausmachen.
multos annos = viele Jahre lang
multos per annos = Im Laufe vieler Jahre
Bei Fragen nach Bedeutungsunterschieden wären die Antworten in der Gegenüberstellung eindeutiger.
Im besagten Fall ist der Bedeutungsunterschied nicht auf Anhieb signifikant.
Zu „Errare humanum est“: Ich denke, es gibt größere und folgenschwerere Irrtümer. ;-))
Viele Jahre lang habe ich vergeblich versucht, ihre Liebe zu erobern.
Im Laufe vieler Jahre habe ich versucht, ihre Liebe zu erobern.
Ich versuche gerade den Unterschied im Deutschen festzumachen. Irgendwie erwarte ich bei der 2. Version mehr als nur EIN Ereignis im Laufe dieser Jahre:
Im Laufe vieler Jahre haben eine Menge Männer versucht, ihre Liebe zu erobern.
Was sagst du, paeda?
Und: Bist du bereits erobert? :-D
@Jonathan:
Meinem Sprachgefühl nach sehe ich das so:
„Viele Jahre lang“ drückt aus, dass ein stetiges Handeln oder Bemühen statt fand.
„Im Verlauf vieler Jahre“ drückt aus, dass in diesem Zeitraum einzelne oder mehrere Handlungen/Bemühungen statt fanden.
Annotatio: Paeda per diem et per noctem lingua Latina occupata esse videtur!
Oh, ONDIT, mit solchen Sprüchen stößt du bei mir auf harten Widerstand. Ich glaube kaum, dass du derjenige bist, der zu entscheiden hat, ob das Thema genug durchgekaut ist, oder nicht. Also bitte überlass die Entscheidung denen, die darüber diskutieren möchten. Wenn du nicht dazuzählst, schau einfach nicht hier hinein. Und wie du siehst, gab es eine Antwort (Klaus), woraus ersichtlich ist, dass ich nicht der Einzige bin.
Du bist doch nicht etwa eifersüchtig auf die wundervolle Beziehung zwischen mir und Paeda? :-D
@ Klaus: ja, dem würde ich beipflichten, so in etwa wollte ich es auch ausgedrückt haben.
Re: Sieben Jahre lang...
Marcus studiosus am 21.2.13 um 10:44 Uhr (Zitieren) II
Ich möchte hier auch noch einmal deutlich machen, dass auch für mich selbst nicht ersichtlich ist, was der Unterschied ist. Glaubt man einen Unterschied erkannt zu haben, finden sich genug Beispiele, die diesen Unterschied genau umgekehrt (mit per <-> ohne per) audrücken oder zumindest so übersetzt werden.
Die Querelen scheinen mal wieder auf die Erkenntnis hinauszulaufen, dass es eben Theoretiker und Pragmatiker gibt, und natürlich pragmatische Theoretiker und theoretische Pragmatiker. ;-))
Ich gehöre zu denen, die gerne tief schürfen und ergründen, die aber von der Lebensrealität oft genug davon abgehalten werden.
Bezüglich „(per) multos annos“ tendiere ich dazu, der Interpretation Klaus' zuzustimmen. Und Marcus studiosus würde ich zum Mediator(en) bestimmen.
Bibulus hat immer mal wieder darauf hingewiesen, dass das Forum ein Lateinforum bleiben soll, insbesondere soll man sich hier mit politischen Äußerungen mäßigen und auch nicht zu viel flirten. ;-))
Naja, damals als ich das Forum entdeckt hatte (vor 4 oder 5 Jahren), habe ich kaum Spaß daran gefunden, hier zu schreiben, da es sehr unpersönlich war. Alle sprechen als würde sie sich gegenseitig Aufsätze zusenden. So lebensfremd und so gar nicht wie ein forum, i (n.) :-D Ich schreibe hier ja schon seit Jahren mit, nur ständig unter anderem Namen. Erst seit ein paar Monaten bleibe ich bei Jonathan. Wie auch immer. Wenn das der Wunsch der Moderatoren ist, kann ich mich natürlich nicht widersetzen. Guten Tag, meine Damen und Herren. Ich empfehle mich.
Diese Reaktion scheint mir untypisch für dich, Jonathan. Bisher habe ich dich engagierter erlebt. Vielleicht wäre es eine Gelegenheit, um einen Konsens zu ringen.
Consensus, qui fori praescripta observat: latine facite vestras delicias
@Marcus studiosus: Ich sehe das wie du, dem „per“ kommt allenfalls verstärkende Funktion zu, es differenziert nicht eindeutig zwischen verschiedenen durativen Aspekten - hast du ein Beispiel parat, um dies zu illustrieren?
In einem freien Forum sollten demokratische Prozesse möglich sein. Am Beispiel der Kaffeetasse konnte man diese auch gut verfolgen. Zuerst gab es Widerstände und Einwände, doch durch Argumentation und Werbung für die eigene Position hat sich das Blatt gewendet. Ich meine damit nicht, dass aus diesem Forum eine Partnerbörse oder ein politisches Forum werden sollte, denn die Verbesserung meiner Lateinkenntnisse ist mir durchaus ein Anliegen.
Leider reichen meine Lateinkenntnisse nicht aus, um auf lateinisch zu antworten; immerhin habe ich verstanden.
Zunächst: Um einen Becher ging es nicht, sondern um eine richtige, gestylte Kaffeetasse. Symbolisch sollte sie sein für gewichtige Beiträge auf Anfragen.
Die Diskussionen, die sich über Wochen hinzogen, hast du sicherlich mitverfolgt oder auszugsweise gelesen.
Ich kenne nur diesen Lorbeerkranz, mit dem man Geld spenden können sollte. Meinst du das? Ach, das wird nun doch nicht durchgesetzt? Ich hab mich da völlig neutral verhalten und auch rausgehalten.
Übrigens kenn ich kein richtiges Wort für Tasse. Und ich wollte kein griechisches nehmen :-D
Von Lorbeerkränzen hab' ich nichts mitbekommen, obwohl ich die Debatten einigermaßen verfolgte.
Zu deiner Frage: Ja, die Möglichkeit gibt es jetzt, dass kompetente Stammforisten dezent fragen können, ob sie mit ihrem Beitrag weiterhelfen konnten, und dann derjenige, der davon profitierte, diesen Beitrag finanziell honorieren kann.
Lernst du auch griechisch? Musst du wahrscheinlich in deiner Ausbildung!
Mit der Vokabel für Tasse bin ich auch überfragt. Vielleicht gab es so etwas noch nicht im alten Rom. Da weiß Bibulus bestimmt Bescheid!
Die ollen Griechen hatten sowas ähnliches:
einen Krater (langes e, Betonung auf e) κρατήρ,
ursprünglich ein Gefäß zum Mischen von Wasser und Wein,
also nicht unbedingt in der Größe einer Mokka-Tasse... http://de.wikipedia.org/wiki/Krater_%28Gef%C3%A4%C3%9F%29
Natürlich haben die Römer das dann auch übernommen...
ja, und dann gab es natürlich noch die κύλιξ, kylix -> calix -> „Kelch“ (eher aber eine Schale)
Re: Sieben Jahre lang...
Marcus studiosus am 23.2.13 um 13:01 Uhr (Zitieren) IV
Ich bin mir gar nicht mehr so sicher. Die Dauer wird in der Regel wohl immer mit dem bloßen Akkusativ angegeben.
(Viele, viele Verwendungen, hier die letzten aus meiner Liste:)
Cicero, qui omnes superiores dies praeceptis Caesaris summa diligentia milites in castris continuisset (Caes, BG, VI, 36)
... an allen vorangegangenen Tagen ... (über eine Dauer, die alle vorherigen Tage umfasst)
paucos dies ibi morati neque flumen transire ausi domum revertuntur (Caes, BG, VII, 5)
... einige Tage lang ... (über eine Dauer von einigen wenigen Tagen)
ut complures dies frumento milites caruerint (Caes, BG, VII, 17)
... (für) mehrere Tage ... (über eine Dauer von mehreren Tagen)
sic se complures annos illo imperante meruisse (Caes, BG, VII, 17)
... über mehrere Jahre ... (über eine Dauer von mehreren Jahren)
Caesar Avarici complures dies commoratus summamque ibi copiam frumenti et reliqui commeatus nactus exercitum ex labore atque inopia refecit. (Caes, BG, VII, 32)
... mehrere Tage lang ... (über eine Dauer von mehreren Tagen)
Ac Romulus cum septem et triginta regnavisset annos (Cic, Rep,II, 10 [17])
... 37 Jahre lang ... (über eine Dauer von 37 Jahren)
Sic ille cum undequadraginta annos summa in pace concordiaque regnavisset (Cic, Rep, II, 14 [27])
... 39 Jahre lang ... (vgl. oben)
Atque ita cum tres et viginti regnavisset annos, est mortuus (Cic, Rep, II, 18 [33])
... 23 Jahre lang ... (über eine Dauer von 23 Jahren)
cum duodequadraginta regnavisset annos (Cic, Rep, II, 18 [36])
... 38 Jahre lang ... (vgl. oben)
summus dolor plures dies manere non potest? (Cic, Fin, II, 93)
... mehrere Tage ... (über eine Dauer von mehreren Tagen)
qui iucunde vixerit annos decem (Cic, Fin, IV, 30)
... 10 Jahre lang ... (vgl. oben)
quod et Staseam Neapolitanum multos annos habueri (Cic, Fin, V, 8)
... viele Jahre lang ... (vgl. oben)
Dagegen stehen, was ich bis jetzt gefunden habe, die Verwendungen mit per:
ad eum frequenter per eos dies ventitaturos se esse dixissent (Cic, Rep, I, 9 [14])
... häufig (frequenter) innerhalb dieser Tage ... (Innerhalb der Zeitspanne dieser Tage)
Itaque illorum responsis tum et ludi per decem dies facti sunt (Cic, Cat, III, 20)
... innerhalb von 10 Tagen ... (innerhalb der Zeitspanne von 10 Tagen)
So komme ich zum Schluß, dass der bloße Akkusativ die reine Dauer angibt, über die sich eine Handlung, sei sie fortdauernd oder sich wiederholend, ausdehnt. Die Verwendung mit per allerdings erscheint mir einen eingrenzenden Charakter zu haben, wodurch zuerst die Zeitspanne eingegrenzt wird, in welcher sich die Handlung, meist wiederholt aber nicht ausfüllend oder abschließend, ereignet.
Das gilt natürlich nur, solange man Gegenbeispiele findet. Und die kommen, leider, sowieso. Vermutlich schon das nächste 8-) Aber für heute war’s das.
Danke für die Mühe - m.E. ist schon das letzte Beispiel „...per decem dies facti sunt“ problematisch, denn Cicero will doch nicht ausdrücken, dass „innerhalb von zehn Tagen“ Spiele veranstaltet wurden, sondern „dass die Spiele < volle> zehn Tage hindurch“ gedauert haben, geht es doch in der Passage darum, dass das prophezeite Unheil von Rom abgewendet werden soll, ohne dabei Kosten und Mühen zu scheuen - entsprechend setzt er fort: „... neque res ulla, quae ad placandos deos pertineret, praetermissa est“. Wenn Livius in Ab urbe condita XXXIX, 37 schreibt „...muris velut compedibus circumdatis vincti per centum annos servistis“, will er sagen, dass „...ihr hundert Jahre lang/hundert Jahre hindurch Sklaven gewesen seid“, im Sinn eines ununterbrochen andauernden Zustandes, nicht „dass ihr innerhalb von hundert Jahren Sklaven gewesen seid.“
Re: Sieben Jahre lang...
Marcus studiosus am 23.2.13 um 14:22 Uhr (Zitieren) II
Das mit dem ludi facti sunt: Ich war mir zunächst auch unsicher, ob hier nicht nur die Dauer gemeint ist. Mit der, zugegeben, etwas fadenscheinigen Begründung, dass Cicero hier vielleicht die zehn Tage festgelegt hat, um diesen Zeitraum, um welchen es geht, zu beleuchten, in welchem Spiele gefeuert wurden (viele, innerhalb bzw. während dieser 10 Tage), und darüber hinaus eine andere Sache beleuchtet. Hier geht es, wie bei per eos dies, um den eingrenzenden Charakter, der nicht die Dauer der Handlung angibt, sondern die länge der Zeitspanne, in dem die Handlung(en) geschiet(geschehen); sei es nun ausfüllend oder nicht. Die Überlegung war auch ausgehend von paulisper, Adv., was auch eine begrenzte Zeitspanne beschreibt.
Das mit Livius ist dagegen genau jenes Beispiel, das alles über den Haufen wirft. Aber warum steht dort per? Ist es die Handlung, die sich erstreckt? Oder ist es eine Handlung, die sich vielleicht sogar über den eingrenzenden, hier mit „hundert Jahre“ festgelegten, Zeitraum erstreckt? Vielleicht wird nur gesagt, dass sie „durch huntert Jahre hindurch (mindestens)“ Sklaven waren? Weißt du, worauf ich hinaus will?
noch einmal zu erinnern ist daran, dass solche PRobleme meist bei isolierter Betrachtung einzelner Wörter entstehen; dass es sich hier um eine adverbiale Ergänzung handelt, dass also der präzise Sinn sich erst aus der Kombination mit dem jeweiligen Verb ergibt. Sehr schön an Marcus´Beispielen zu sehen: Bei (com-)morari kann man sich ein per kaum vorstellen, bei regnare nur allenfalls, zum facti-Bsp. hat filix das Nötige gesagt, etc.
ich weiß es nicht;
vier Wochen lang wurde ich mit Telefonanrufen belästigt -> per;
ich machte vier Wochen lang Urlaub auf Zypern -> kein per;
mehrere Jahre lang war ich bei der Telekom beschäftigt -> per nur dann, wenn ich sagen will, dass das für mich eine (zu lange) Zumutung war
Re: Sieben Jahre lang...
Marcus studiosus am 23.2.13 um 14:55 Uhr (Zitieren) II
So würde ich das auch sehen, arbiter. Aber ob das so funktioniert, ist wohl tatsächlich Auslegungs- und Geschmackssache und von dem abhängig, was und wie man das ausdrücken will.
auch hier stellt sich im Dt. ja nicht von selbst Eindeutigkeit ein, sondern erschließt sich aus Kontest, Wortstellung und Betonung.
Er verstarb innerhalb weniger Tage (= in kurzer Zeit, unbestimmt) -> paucis diebus obiit
Die Steuern mussten innerhalb einer Woche entrichtet werden (= in einer präzis festgelegten Frist) -> vectigalia intra septem dies pensitanda erant
der präzise Sinn, das, was der Sprecher sagen will, ist nur kontextabhängig zu ermitteln (manchmal auch nicht...)
- spätestens nach 120 Stunden ?
- mach schon mal am 4. Tag den Ofen an ?
- am 3., 4. oder 5. Tag, genaueres kann ich nicht sagen ?
- ich werde jedenfalls am darauffolgen WE an der Grillfete teilnehmen können ?
- irgenwann in den nächsten Tagen, wann genau, ist ja nicht so wichtig ?
Der bloße Abl. temporis kann jenseits seiner Hauptfunktionen (u.a. auf die Frage „Wann?“ zu antworten) sowohl
a) den Zeitraum, innerhalb dessen etwas geschieht oder nicht geschieht, bezeichnen, somit „trans“, „intra“ und „per“ in dieser Bedeutungshinsicht vertreten,
als auch
b) den Zeitpunkt nach Verstreichen eines Zeitraumes benennen, d.h. auf die Frage Nach welcher Zeit?' antworten.
Zu a) In ad Fam. V, 20 heißt es etwa „...postea certior sum factus triginta diebus deferri necesse esse ...“ - „... nachher wurde ich darüber informiert, dass sie binnen dreißig Tagen gemeldet werden müssen ...“. De nat. deor. II,24 "negat enim esse ullum cibum tam gravem
quin is nocte et die concoquatur„ - “Er behauptet nämlich, dass keine Speise so schwer sei, dass sie nicht binnen einer
Nacht und eines Tages verdaut würde."
Zu b) in Pro Sex. Roscio 105 „Ad Volaterras in castra L. Sullae mors Sex. Rosci quadriduo, quo is occisus est, Chrysogono nuntiatur“ - „Der Tod des Sextus Roscius wurde zu Volterra, im Lager des Lucius Sulla dem Chryosognus vier Tage nach dessen Ermordung gemeldet.“
Noch ein Beispiel zur kontextuellen Klärung des jeweils Gemeinten - in Pro Milone, 44 liest man: „Vos ex M. Favonio audistis Clodium sibi dixisse, et audistis vivo Clodio, periturum Milonem triduo. Post diem tertium gesta res est quam dixerat.“ - „Ihr habt von M. Favonius gehört, dass Clodius zu ihm gesagt habe, und ihr habt es auch zu Lebzeiten des Clodius gehört, dass Milo binnen drei Tagen/in (nach) drei Tagen umkommen werde.“ Erst der nächste Satz präzisiert den Sinn der Zeitbestimmung: „Nach dem dritten Tag ist geschehen, was er angekündigt hatte.“ Manche übersetzen das mit „Nach genau drei Tagen ...“.
Um kurz zur ursprünglichen Frage zurückzukommen:
„per“ verstärkt entweder den Akkusativ der Dauer oder es markiert den Zeitraum, innerhalb dessen etwas geschieht oder nicht geschieht. In der Regel kann der bloße Abl. temp. nur letztere Funktion übernehmen. Da keine solche Regel ohne Ausnahme ist, heißt es bei Caesar: „Ex eo proelio circiter hominum milia CXXX superfuerunt eaque tota nocte continenter ierunt“ - „Ungefähr 130000 Mann überlebten diese Schlacht und marschierten ohne Unterbrechung die ganze Nacht lang.“
Ich habe nichts gegen Ausführlichkeit, falls meine Meinung von Belang sein sollte. Für mich ist nun der Unterschied zwischen dem Ablativ temporis, dem Akkusativ temporis und der Verstärkung mit per recht deutlich geworden, und ich möchte meinerseits allen danken, die sich die Mühe gegeben haben, zur Klärung beizutragen.