Den Familienbegriff der Antike finde ich viel besser als den heutigen. Wenn ich es richtig verstehe, gehörten alle zur Familie, die einen Sozialverband bildeten, d. h. miteinander zu tun hatten.
Heute ist es ja so, dass Dienstpersonal im engeren und weiteren Sinn nicht mehr „dazu“ gehört und das finde ich ziemlich diskriminierend.
Ich möchte damit selbstverständlich der Sklavenzeit nicht das Wort reden!
Also es soll ja noch so etwas geben wie Tradition. Klingt leider schon etwas verstaubt, aber als angehender Archäologe/Philologe hab ich damit kein Problem. ;-)
Zum Punkt: Wenn seit 20 Jahren immer derselbe Gärtner (oder Ähnliches) durch meinen Garten fegt, kann man das m.E. schon zu dem von paeda gemeinten Sozialverband zählen.
Btw.: Du hast wohl nicht den „Paten“ gesehen, oder Jonathan? ;-)
Zusatz:
Ich sehe meinen Semesterjahrgang (wahrscheinlich aufgrund der schier unübersichtlichen Anzahl von Leuten ;-) ) auch als eine Art Familie. Wenn man den Begriff so ausweitet, spielt natürlich eine gewisse Subjektivität mit.
Zusatz Ende
wer hat denn 20 Jahre lang denselben Gärtner? ^^ Das klingt nach einem Klischee (große reiche amerikanische Familie, die in einem großen weißen Haus wohnt, anliegend an einem weiten Grundstück). Aber gut, DANN würde ich ihn wohl auch dazu zählen :-D
Wen ich aber 100% nicht zu meiner Familie zähle, sind meine Kommilitonen :-|
Und wenn der Gärtner selbst eine Familie hat, wird er dann zu beiden zählen oder wird seine ganze Familie in die„große, reiche Familie“ aufgenommen? :-)
Richtig :-D Ich glaube, dass sich der Familienbegriff dahingehend verändert hat, dass man verschieden Familien haben kann: zum einen die Blutsverwandtschaft, aber dann auch soetwas, wie von seker erwähnt wurde. Aber eine Vermischung kommt mir heute befremdlich vor.
Tatsächlich habe ich ein Beispiel. Ich war heute in einer reichen Familie, die u. A. fünf Tage in der Woche à acht Stunden eine Putzfrau in ihrem schönen Haus beschäftigt. Es ist natürlich kein Haus, sondern eine extravagante Villa. Die Kinder nennen die Putzfrau beim Vornamen, obwohl sie schon älter ist. Wirklich zur Familie wird sie aber trotzdem nicht gehören. Nun ja, der Zweispalt ist nicht wirklich lösbar, ich geb’s zu!
Viel wichtiger würde ich nicht sagen, denn die psychologische Komponente sollte nicht gering geachtet werden. Uneingeschränkt stimme ich aber zu, dass ein gerechter und angemessener Lohn und eine menschenwürdige Absicherung zu begrüßen ist/wäre, was heutzutage erneut keinesfalls gewährleistet ist bei den vielen prekären Beschäftigungsverhältnissen.
Vor Allem gibt es eine immer größere Schieflage in der Verteilung. Gestern habe ich im Radio gehört, und das heißt ja schon etwas, wenn es in den Medien eingeräumt wird, dass ein Manager heute im Schnitt 200mal soviel verdient wie ein Arbeiter. Das Missverhältnis hat sich also verzehntfacht, wobei ich der Meinung bin, dass das Zwanzigfache durchaus reichen würde.
paeda liefert ein schönes Beispiel dafür, wie weit die Konditionierung im Menschenpark schon gediehen ist.
Menschenwürdiges Leben heißt für mich, selbst verantwortlich zu sein für Lebensunterhalt und Daseinsfürsorge. „Menschenwürdige Absicherung“ ist insoweit eine contradictio in adiecto, erinnert an „artgerechte Tierhaltung“.
Sind gerechter und angemessener Lohn dasselbe ? Nicht einmal die Befürworter können sagen, was darunter zu verstehen ist, seit Jahrhunderten wird darüber gestritten; also eine naive (oder absichtlich verdummende) Forderung.
Die Forderung nach Begrenzung der Managergehälter ist solange nichts als Sozialneid, solange a) nicht gesagt wird, wo und inwiefern sie Schaden anrichten, b) nicht nachgewiesen wird, dass bzw. welche Vorteile eine Begrenzung hätte, und c) wofür eine etwaige konfiskatorische Besteuerung verwendet werden sollte (beliebt der Slogan: mehr Geld für die Bildung! - wo sinvoller wäre: mehr Bildung !)
Man könnte also, wenn man wollte, erkennen, dass diese Forderungen nicht nur sinnlos, sondern auch moralisch zweifelhaft sind; dazu kommt der unangenehme Beigeschmack, der durch den Verdacht entsteht, die Verfechter setzten sich auf das hohe Roß moralischer Überlegenheit, wo doch - neben dem Neid - nur krasses Eigeninteresse, ggflls. auch Organisationsinteresse eine Rolle spielt.
Also ganz abgesehen davon, um was es in diesem Thread eigentlich geht, DAS HIER schokiert mich :O
Es geht doch überhaupt garnicht darum, ob hohe Gehälter irgendjemandem „schaden“, der sie nicht selbst bekommt. Es ist schlicht grotesk, bzw. m.E. einfach falsch, dass irgendjemand eine Arbeit tun kann, die mehr als hunderte Male so viel wert sein kann, wie die, die ein anderer verrichtet. Das ist doch wohl eine Frage der Ethik. Ein Artzt rettet Leben. Das ist vielleicht die einzige „Arbeit“, die im eigentlichen Sinne „unbezahlbar“ wäre. In den Händen von Politikern liegt unser aller Zukunft. Auch diese Arbeit sollte uns was wert sein. Aber ein Manager? Wieso denn gerade der?
Soll die Verwendung des Begriffes „Menschenpark“ eine Anspielung auf Peter Sloterdijks „Regeln für den Menschenpark“ sein? Zufälligerweise habe ich „sie“ gelesen.
Konditioniert fühle ich mich nicht, es sei denn, niemand kann sich gesellschaftlicher Konditionierung entziehen.
Trost ist mir, dass es hier verschiedene Äußerungen zum Thema gibt. Anscheinend habe ich Bibulus' Hinweise auf politische Zurückhaltung immer noch nicht ganz verstanden. Es fällt mir, zugegebenermaßen, schwer, aber ich werde es vielleicht noch lernen!
Kostet mehr Bildung nicht mehr Geld? Sollten Dozenten nicht angemessen entlohnt werden? Sollen wir zu Schiefertafeln zurückkehren?
Haben die exorbitant bezahlten Manager die Ökonomie in gute Bahnen gelenkt?
Wonach sollte sich angemessene Bezahlung richten? Nach Nützlichkeit für die Gesellschaft oder nach dem Selbstbewusstsein der sich für unentbehrlich gehaltenen Forderer?
Vielleicht noch ein paar Worte zu den obigen Ausführungen.
Eine Begrenzung von Milliardenvermögen hätte den Vorteil, dass es den unteren Einkommen nicht weggenommen werden müsste. Es handelt sich ja ganz offensichtlich um eine Umschichtung von unten nach oben.
Schnallt man den Gürtel bei den anderen nicht immer enger, so können diese auch besser für sich selbst sorgen und Verantwortung tragen.
Was Griechenland betrifft: Sollte man die Reichen und Superreichen nicht beteiligen an der Staatssanierung? Wie sieht es da aus mit der Eigenverantwortung?