Unter dem Titel „Amalia’s Tochter mag schöne Auto’s“ findet sich in der heutigen FAZ ein Bericht über einen Kongreß von Sprachwissenschaftlern in Mannheim zum Thema des vielfach behaupteten Verfalls der deutschen Sprache. Forscher sind dem empirisch nachgegangen und haben festgestellt, daß es ihn nicht gebe. Wo Änderungen stattfinden, seien dies normale Sprachentwicklungen, die bereits lange vor den letzten Jahrzehnten eingesetzt haben. Dies wird an etlichen ‚typisch modernen Fehlern‘ dokumentiert.
U.a. heißt es dort:
Na, dass die Magd auf dem Markt nicht nach CT gesprochen hat, behauptet ja niemand. Aber sie ist doch 1000-fach belegt in den uns erhaltenen Schriften, oder nicht? Ausnahmen gibt es in jeder Sprache, aber welcher Autor hat sich bspw gar nicht daran gehalten? Gibt es einen, der signifikant abweicht? Wir können ja eh nur die „hohen“ Schriften beurteilen.
enthält eine fehlerhafte doppelte Verneinung.)
Ansonsten hoffe ich auf eine Aufklärung durch Euch. In dem Artikel steht bzgl. Schrodts These keine weitere Begründung.
Trifft sie zu? Was natürlich nur heißen kann: bezogen auf die uns überlieferten Texte, nicht auf C. Romulus Normalus, dessen Sprechweise wir nicht kennen.
Vom „Verfall der deutschen Sprache“ zu sprechen, mag ich mir nicht anmaßen. Tatsache aber ist, dass die deutsche Sprache signifikante Wandlungen durchläuft. Das betrifft nicht nur den Wortschatz, sondern auch die Grammatik.
Hinzu kommt, dass durch die Schnelllebigkeit der Zeit der Sprachform weniger Beachtung geschenkt wird. Feinheiten gehen da sowieso unter. „Geschafft“ oder „geschaffen“; „sich freuen auf“ oder „sich freuen über“, solche Details sind purer Luxus geworden. Wenn ich alles notierte, was mir so auffällt, würde einiges zusammenkommen. Das heißt natürlich nicht, dass ich selbst immer fehlerfrei spreche, ich bemühe mich aber.
Es wäre halt einfach irritierend, falls es nicht passierte...
Das ist eine Diskussion wert! =)
Ich wage das nämlich anzuzweifeln:
Gerade für unser Zeitalter der Vernetztheit ist es bezeichnend, wie langsam sich die Sprache entwickelt:
Ich habe in einem anderen Thread in einem anderen Kontext einmal darauf hingewiesen, dass wir über die übliche „300-Jahres-Frist“ eigentlich schon hinüber sind: Alle 300 Jahre hat sich die deutsche Sprache bis jetzt derart verändert, dass die Sprachzustände - nähme man Stichproben zu bestimmten Zeitpunkten im 300-Jahres-Abstand - untereindander nichtmehr verständlich wären (vorausgesetzt, man hätte z.B. eine Zeitmaschine...).
Im Gegensatz dazu haben wir nun erstmals den Luxus einer nationalen Vernetzung solcherart, dass wir durch Literatur, Radio und Fernsehen einen Sprachzustand recht gut bewahrt haben. Das ist doch m.E. durchaus zu schätzen! Wir reden viel „Altertümlicher“, als wir es ohne Medien getan hätten. (Auch wenn immer angemerkt wird, dass gerade dieselben Medien für den postulierten „Verfall“ verantwortlich seien, was Unsinn ist.)
„einen Zehntel“ (statt „ein Zehntel“ oder „einen Zehnten“)
Ein Beispiel, das mir heute en passant in einem, wohlgemerkt, journalistischen Text auffiel.
Ein Beispiel für eine Vermischung aus „der Zehnte = der zehnte Teil“ von etwas„ und “ein Zehntel". Was herauskommt, ist eine Mischung der beiden Wörter.