Latein Wörterbuch - Forum
Carminis textus — 3865 Aufrufe
Jonathan am 24.3.13 um 21:23 Uhr (Zitieren) VI
Hodie carmen celeberrimum per radiophonum audivi et stupui cuiusdam versus causa.

Und deine Tränen waren Kajal
(Bosse, Schönste Zeit)

Non nescio, quid „Kajal“ sit! Sed cogito, quomodo lacrimae „Kajal“ esse possint. Grammatica versus mihi videtur falsa esse.

Quis mihi versum explanare potest? (Forsitan in ascopera sto! :-D )

Bitte um Korrektur, falls sich Fehler eingeschlichen haben.
Re: Carminis textus
paeda am 24.3.13 um 21:27 Uhr (Zitieren) IV
Interroga matrem filiae tuae. Sciet!
Re: Carminis textus
Jonathan am 24.3.13 um 21:31 Uhr (Zitieren) VI
Eam iam rogavi. Non scit :-(
Re: Carminis textus
Graeculus am 24.3.13 um 21:57 Uhr (Zitieren) IV
Vermutung:
Kajal schmückt, verziert die Augen. Und die Tränen einer schönen Frau ...
Re: Carminis textus
filix am 24.3.13 um 22:05 Uhr (Zitieren) V
... als Kurt Cobain starb? Die Tränen lösen beim Weinen den Kajal an und die schwarzen Rinnsale auf den Wangen ergeben das Bild.
Re: Carminis textus
Graeculus am 24.3.13 um 22:13 Uhr (Zitieren) IV
Hm. Die Vorlage sagt: „deine Tränen waren Kajal.“ Das ist ja für Jonathan das Problem. Mein Versuch läuft darauf hinaus, den Schmuck der Augen als tertium comparationis zwischen Kajal und Tränen aufzufassen.
Sicher bin ich mir natürlich nicht.
Re: Carminis textus
rico am 24.3.13 um 22:22 Uhr (Zitieren) III
Also das ist ja bloß nen Songtext, ich weiß nicht...sind die grammatisch immer ganz ausgefeilt?!.....
Meine Interpretation

Da fehlt vielleicht einfach eine Präp.

z.B. deine Tränen waren AUS Kajal (eben weil er durch Kurt Cobains Tod durch die Tränen verlaufen ist und die Tränen, wie den Kajal, schwarz gefärbt waren)

Grammatisch natürlich naja...:D Man muss erstmal denken...vielleicht ist das die Absicht dahinter...
Re: Carminis textus
Graeculus am 24.3.13 um 22:24 Uhr (Zitieren) V
Ach so, das Lied (das ich nicht kenne) hat etwas mit Kurt Cobain zu tun? Dann ziehe ich meinen Vorschlag zurück.
Re: Carminis textus
filix am 24.3.13 um 22:42 Uhr (Zitieren) III
Also jenseits einer Theorie der Prädikation in lyrischen Texten wird die Stelle nicht aufzuklären sein. :)
Bei „Schmuck der Augen“ als t.c. geht alles Bildhafte, in diesem Fall alle (durch Tränen möglicherweise zudem verlaufene) Schwärze des Kajal flöten. Das Einfügen der Präposition ruiniert den Satz jedoch endgültig.
Re: Carminis textus
paeda am 24.3.13 um 23:07 Uhr (Zitieren) IV
Ich sehe es wie filix: Trauer, Tränen und als Folge der aufgelöste Kajal, der ja nicht wasserfest ist, da aus Kohle (im Gegensatz zu Eyelinern.)
Re: Carminis textus
Bibulus am 24.3.13 um 23:09 Uhr (Zitieren) IV
Ich glaube, ich habe das Lied vor kurzem im Radio auch gehört.
Re: Carminis textus
Jonathan am 25.3.13 um 10:29 Uhr (Zitieren) IV
Ja, also erst einmal danke für die rege Teilnahme :-D Das Bild, was gezeichnet werden soll, habe ich natürlich auch verstanden, sh. Bilderlink von Filix.

Mir geht es rein um die Grammatik. Meiner Meinung kann das ja nur prädikativ funktionieren:

Cicero war Senator.
Deine Tränen waren Kajal.

Aber das haut dann wieder inhaltlich nicht hin. Ich dachte ja noch, dass KAJAL ein Adjektiv sein könnte:

Wie sind die Tränen? Sie sind kajal(isch) / (ver)kajal(t)!

:-D
Re: Carminis textus
paeda am 25.3.13 um 10:32 Uhr (Zitieren) IV
Jonathan, es geht hier um lyrics! ;-))
Re: Carminis textus
Jonathan am 25.3.13 um 10:38 Uhr (Zitieren) IV
Ja schon, aber soooo frei??? Mhh, muss ich mich damit abfinden? Vielleicht schreib ich Bosse 'mal an. Ob sie mir antworten?
Re: Carminis textus
Graeculus am 25.3.13 um 11:29 Uhr (Zitieren) IV
Lyrik ist oft nicht leicht zu erschließen, und an Versen wie „Nah ist und schwer zu fassen der Gott“ oder „The harmonicas play the skeleton keys in the rain“ haben sich ja schon ganz andere die Zähne ausgebissen.
Letztlich kommt es wohl darauf an, ob Lyrik irgendetwas in einem anspricht - etwas, das auf einer tieferen Ebene liegen kann als das dem reflexiven Bewußtsein Zugängliche.
Re: Carminis textus
paeda am 25.3.13 um 12:40 Uhr (Zitieren) IV
Den Bosse-Text finde ich nicht so anspruchsvoll und tiefgründig wie deine philosophischen Beispiele, Gracule.

Es handelt sich hier immerhin um ein aus der Realität gegriffenes und erfahrbares Phänomen im Gegensatz zu mit Koans vergleichbaren Aussagen, oder - Beispiel 2 - Metaphern, die nicht auf Anhieb oder jedem gleich zugänglich sind.
Re: Carminis textus
Graeculus am 25.3.13 um 12:48 Uhr (Zitieren) IV
Ich habe ja auch im vorliegenden Falle vermutet, daß es sich um eine Metapher handeln könnte. Das Gedicht sagt mir auch nicht so viel wie die angedeuteten Gedichte von Friedrich Hölderlin und Bob Dylan.
Das zweite ist ein interessanter Fall auch für eine Übersetzung: skeleton key = Skelett-Schlüssel? oder = Dietrich? oder = Skelett-Tonart?
Da es um ein Musikinstrument geht, tendiere ich zu „todkranke Tonart“ o.ä.
Re: Carminis textus
Jonathan am 25.3.13 um 12:50 Uhr (Zitieren) IV
Keys sind doch auch die Tasten. (Klavier bspw.)
Re: Carminis textus
Graeculus am 25.3.13 um 12:54 Uhr (Zitieren) IV
Auch das noch. Paßt aber nicht gut zur Harmonika, oder? Sofern Bob Dylan seine mouth harp meint.
Re: Carminis textus
paeda am 25.3.13 um 13:06 Uhr (Zitieren) IV
@Jonathan

Ja, „key“ ist mehrdeutig: Schlüssel, Taste und Schlüssel im übertragenen Sinn.
Re: Carminis textus
paeda am 25.3.13 um 13:12 Uhr (Zitieren) IV
@Graeculus

Vielleicht „Leitmelodie“ für skeleton keys im besagten Kontext?
Re: Carminis textus
Jonathan am 26.3.13 um 20:39 Uhr (Zitieren) IV
Ich habe mal in einer Gemeinschaft von Fans dieses Liedes von Bosse nachgefragt. Zugegebenermaßen habe ich etwas provokant nachgehakt, was denn so ein text bedeuten solle. Es gab bereits Antworten:

halt die fresse und hör was andres


Is doch egal wie tränen kajal sein könn hauptsache das lied is geil


einfach nur das wenn man kajal trägt und weint die tränen aus kajal sind... is dir warscheinlich schon selbst klar... aber bevor man sich beschweren soll, sollte man am besten was anderese hören ... wenn du auf bessere lyrics stehst sollteste dir bushido oder so anhören oder was auch immer da aktuell ist ..


Naja, ich glaube, da bekomme ich keine Antwort auf meine Frage :-(
Re: Carminis textus
Holger am 11.12.14 um 20:20 Uhr (Zitieren) II
Mir scheint die ganze Aufregung etwas übertrieben und die Frage nach grammatischer Korrektheit bei lyrischen Texten unangebracht. Hierbei handelt es sich - wie der Gattungsbegriff schon zeigt - nun einmal um Lyrik und nicht um Sachtexte, die der standardsprachlichen Grammatik genügen müssen.
Typisches Merkmal von Lyrik ist doch GERADE die verdichtete Sprache, so wie sie auch hier meiner Meinung nach vorliegt: Am naheliegendsten wäre es, die Textstelle wie schon rico als Ellipse zu deuten und hier die Präposition „aus“ mitzudenken. Bei dieser Deutung liegt zusätzlich noch eine Hyperbel vor, da die Tränen natürlich nicht ausschließlich aus Kajal bestehen, sondern durch den Kajal schwarz (die Farbe der Trauer) gefärbt sind.
Viel spannender als die Frage nach der ausgelassenen Präposition scheint mir hier die Beobachtung, dass in diesem Vers in Verbindung mit den beiden folgenden wohl mehr oder weniger bewusst eine Apokoinu-Konstruktion eingesetzt wird:
"Und deine Tränen waren Kajal
am Tag, als Kurt Cobain starb,
lagst du in meinen Armen."
Bei diesem Stilmittel wird ein Teil - das Koinon - gleichzeitig auf zwei andere Teile bezogen. Das Koinon ist hier der zweite Vers („am Tag als Kurt Cobain starb“), der sowohl für den ersten als auch für den dritten Vers als adverbiale Bestimmung der Zeit dient:
„Und deine Tränen waren Kajal am Tag, als Kurt Cobain starb.“
„Am Tag, als Kurt Cobain starb, lagst du in meinen Armen.“
 
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