ich komme bei einem Satz aus Tertullian nicht weiter.
„tunc xystici contemplandi, non in gymnasiis, sed in igne iaculati, nisi quod ne tunc quidem illos velim visos, ut qui malim ad eos potius conspectum insatiabilem conferre, qui in dominum desaevierunt.“
Der erste Teil ist klar, den habe ich hier nur gepostet, um etwas mehr Kontext zu geben. T. vergegenwärtigt sich, dass am Ende alle im Höllenfeuer brennen werden. So auch die Athleten:
„Dann müssen die Athleten betrachtet werden, nicht in den Gymnasien, sondern wie sie im Feuer den Spieß schleudern.“ Und dann wird es kompliziert. Da bekomme ich ein paar einzelne Brocken zusammen, aber die Satzstruktur leuchtet gar nicht ein. Was soll das nisi quod und das ut qui. ...?
... sondern ins Feuer geworfen (sed in igne iaculati - vgl. Georges: „iaculātus, a, um, passiv, Lucan. 3, 568. Tert. de spect. 30. “), außer (nisi) dass (quod) ich nicht einmal dann (ne tunc quidem) will (velim), dass jene erscheinen (illos ... visos [esse]), weil ich ja (ut qui) vorziehe (malim) lieber auf jene (ad eos potius) den unersättlichen Blick (conspectum insatiabilem) zu richten (conferre), die (qui) gegen den Herrn (in dominum) gewütet haben (desaevierunt).
Also eigentlich „... der (qui) ich nämlich/ja (ut) vorziehe (malim) ... “ - wobei der Konj. einen kausalen Nebensinn erzeugt.
Wie erklärt sich der Inf. Perfekt „visos <esse>“? (Nietzsche las noch „vivos“)
Neuer Menge § 479 (6): „Bei den Verba voluntatis steht oft mit bes. Nachdr. der Inf. Perf. Pass. (zumeist ohne esse), um den Ggst. des Wunsches als schon vollendet zu bez. Im Dt. setzt man in diesem Fall zu dem Verb ‚wollen‘ das Verb ‚wissen‘ od. ‚sehen‘“
Gemäß dieser Anweisung muss es dann wohl heißen: „außer dass ich jene nicht einmal dann betrachtet zu haben wissen will“
Auch muss man wohl gar nicht mit Georges annehmen, dass Tertullian hier ein ungewöhnliches P. P. P. zu iaculo/r verwendet. Denn, wenn er in seiner Höllenvision alle Insassen in dem für ihr Leben typischen Habitus zeigt, bezieht sich auf iaculati wohl gleichermaßen auf in igne wie auf in gymnasiis. Man kann dann ähnlich wie vir_plebis übersetzen: „Dann können die Athleten betrachtet werden, die [dann] nicht [mehr] auf den Turnplätzen ihre Wurfspiele gemacht haben, sondern [nun] im Feuer [machen]“
Danke. Nostra aetate sagen wir allerdings eher „Ich will das erledigt haben/wissen/sehen!“. Bei „sehen“ oder „betrachten“ widerstrebt das jedoch dem Sprachgebrauch so stark, dass die Übersetzer es zu Recht unterschlagen.
Kuli, sehr schöne Ausführung. Teil 2 ganz besonders. :) Empfinde ich ebenso.
Ich muss aber nochmal nach Haken: Was bedeutet ganz genau dieses „ut“ in „ut qui malim“?
Tertullian schreibt echt „krasses Zeug“, wobei ich auch feststellen muss, dass alles irgendwie noch mit einem Augenzwinkern geschieht. Auch diese Höllenpassage entbehrt einer gewissen Komik nicht!
„ut“ heißt hier „ja“, „nämlich“ - Georges: „ut [...] 4) zur Angabe eines Grundes, ausgedrückt a) durch einen relativen Satz, der nämlich, magna pars Fidenatium, ut qui coloni additi ... “