Ich sollte folgenden Satz übersetzen:
„Heilig ist, was lebendig ist“. Kann man das so sagen:
„Sanctus vivus est“? Oder nur „Sanctus vivus“? Oder ist das total falsch?
Dankeschön!
Geht um einen Songtitel, wobei sich unser Gitarrist das wirklich stechen wollte. Wichtig ist, dass das „V“ vorkommt, da es um Vegetarismus geht.
Man muss schon Phantasie bemühen, um diese Aussage in den Kontext einer vegetarischen Botschaft zu bringen. Da gibt es meiner Meinung nach bessere Sprüche.
Man muss schon Phantasie bemühen, um diese Aussage in den Kontext einer vegetarischen Botschaft zu bringen. Da gibt es meiner Meinung nach bessere Sprüche.
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Es muss auch nicht offensichtlich sein und wir wollen auch nicht mit einer Moralpredigt antanzen. Wenn man den ganzen Text liest, versteht man ihn oder auch nicht, aber es ist ein Statement unsererseits. Muss jeder mit sich selber ausmachen ob er Fleisch essen will und ich verdamme auch niemanden, wenn er es macht. Es geht eigentlich darum, dass jede Art von „bewusstem“ Leben auch das Recht hat zu leben.
Die Aussage: „Alles, was lebt, ist heilig“ ist ja so falsch nicht.
Jeder Buddhist stimmt dem ohne zu zögern zu.
Pflanzen produzieren ja Früchte, die verspeist werden sollen.
Man kann pflanzliche Kost essen, ohne die Pflanze selbst zu schädigen.[/quote]
Dem stimme ich natürlich zu. Wollte aber verhindern, dass sich das Ganze in eine Rechtfertigungs-Orgie aufbauscht. Bei diesem Thema sind die Meinungen meist so verhärtet, dass man sich kaum auf einen Konsens einigen wird. So wie ich nicht erwarte, dass sich jemand für seinen Fleischkonsum rechtfertigen soll, so will ich mich nicht dafür rechtfertigen müssen, warum ich ein Vegetarier bin.
sag das mal den Praedatoren, darunter den 43000 Spinnenarten, und beschäftige dich gefälligst mit den evolutiven Aspekten der Lotka-Volterra-Gleichung, bevor du hier diesen abgestandenen Nonsense wiederkäust
heilig ist ein Begriff , der „der Zweideutigkeit bzw. der Ambivalenz von Affektivität (unterliegt)“ (Freud); er verweist aber auf das Göttliche, das hierzulande mit der Schöpfungsvorstellung verbunden ist; danach hat Gott aber die Welt aus Praedatoren und Beutetieren geschaffen; der inkriminierte Satz enthält also ein Art contradictio in adiecto.
Gereizt hat mich jedoch der herauszulesende Vorschlag, die Welt in eine lückenlos parasitäre zu verwandeln - diese Tendenz schien bei Dir ja schon früher durch
Die Aussagen liegen auf verschiedenen Ebenen. arbiter spricht auf der Ebene naturwissenschaftlicher Beschreibung, em auf der Ebene moralischer Bewertung bzw. Entscheidung („Ich entscheide mich, Leben als unantastbar anzusehen“). Aussagen dieser unterschiedlichen Aussagearten können einander m.E. nicht widersprechen.
Falls arbiter meinen sollte, alles, was es sinnvollerweise über die Welt zu sagen gebe, seien naturwissenschaftliche Aussagen, so wäre dieser Grundsatz gewiß keine naturwissenschaftliche Aussage. Eher eine moralische Entscheidung.
Ist nur ein Widerspruch, wenn Gott den Menschen als Praedator erschaffen hätte.... Aber wir wurden mit einem eigenen Willen gesegnet, selber zu bestimmen wo wir uns positionieren und dank der Luxus-Gesellschaft in der wir uns befinden, kann diesbezüglich jeder seinen Weg gehen.
Das stimmt nur bedingt. Manche dürfen fast alles, andere fast nichts. Pauschale Aussagen sind also nicht angesagt.
Dass es Prädatoren auf dieser Welt gibt, und dies auf jeder Lebensstufe, scheint mir auch unumstritten.
Vegetarier haben daher einen schwereren Standpunkt als Fleischesser, die sich auf die Seite der Prädatoren stellen nach dem Motto: I’d rather be a hammer than a nail.
Ich bin mir des provokativen Inhalts meiner Aussagen bewusst! ;-))
sacer hat tatsächlich die Doppelbedeutung von heilig und vogelfrei. Eine Verwendung des Wortes für eine „vegetarische Botschaft“ würde ich deshalb als missglückt einstufen.
Im Bezug auf die Ernährung kann man bei uns sehr wohl frei wählen. Wenn man sich aber selber eine Doktrin, sei es religiöser/politischer/wasauchimmer Art, auferlegt, ist das nicht die Norm, sondern der Ausnahmezustand. (sollte es jedenfalls)
Bestreitet auch niemand. War auch eine kleine Provokation meinerseits, da ich nicht gläubig bin und der Schöpfungslehre eher mit Skepsis gegenüberstehe.;-)
Ist keine vegtarische Botschaft, weil dies nicht das Ziel ist. Heilig steht in dem Kontext für etwas besonders wertvolles. Es geht schlussendlich um Leben und Tod, bez. um leben lassen/töten und deren Folgen.
Wenn die Analyse der ideengeschichtlichen Voraussetzungen und der Implikationen der Vorstellung von der „Heiligkeit“ des bloßen Lebens zu erforschen, ein Anliegen ist, dann wohl unter anderen eines Agambens; diese Analyse kann in einer auf die Moralität der Nahrungsmittelbeschaffung eingeschränkten Debatte möglicherweise einiges erhellen, was bloß auf Gesinnung ausgerichtetes Denken verkennt oder verdunkelt. A. kommt in seinen Arbeiten immer wieder auf die Differenz von Tier und Mensch und die Beziehung derselben zum Begriff des Lebens zurück und fragt sich etwa, wie die wissenschaftlich sich entfaltende Entdeckung der Animalität des Menschen in der Gegenwart auf seine Bestimmung zurückwirkt.
Warum die Ambivalenzen der „Sakralität“, die auch im Wörterbucheintrag aufblitzen, der Gegenwart offenbar unerträglich erscheinen, ist seinerseits eine Untersuchung wert.
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hä?
Von der Klärung dieser brennenden Frage wird allerdings niemand satt.
Im übrigen wird die Diskussion von denen, die sich - gezwungenermaßen ökologisch korrekt - von Heuschrecken oder Maden ernähren, wohl als hochgradig skurril angesehen werden müssen
Die Welternährungsfrage, die die Diskussion wiederum auf eine moralische Ebene verschieben soll, ist ja hiervon gar nicht betroffen. (Denn die ließe sich mit bloßer Pflanzenproduktion weitaus ressourcenschonender und preiswerter gewährleisten als über eine Pflanzenproduktion, die aufgebaut wird zur Ernährung von Tieren, die gezüchtet werden zur Ernährung von Menschen.)
Gegen die Fragestellung [„wie die wissenschaftlich sich entfaltende Entdeckung der Animalität des Menschen in der Gegenwart auf seine Bestimmung zurückwirkt“] sind dennoch Einwände zu erheben. Ist die Eingliederung des Menschen unter die Tiere wirklich eine Neuerung der naturwissenschaftlich geprägten Neuzeit? Mindestens bei Aristoteles und seinen Nachfolgern finden sich Stellen, in denen der Mensch als Tier mit bestimmten Eigenschaften definiert wird (Politik, Nikom. Ethik, bestimmt auch in den physiol. Schriften). War dem Menschen nicht von jeher seine Verwandtschaft mit den Tieren bewusst (man mag auch an die Tierfabeln denken, an gemeinsame Schöpfungsmythen)?
Und ist andererseits die Sonderstellung des Menschen von der Rückführung der Gattung Mensch auf tierische Vorfahren wirklich betroffen? Mit anderen Worten: Ist die Grenzziehung Mensch-Tier eine naturwissenschaftliche Frage? Denn, mag der Mensch mit den Tieren auch in einem Großteil seiner physiologischen Vorgänge Übereinstimmungen aufweisen, so muss darin nicht notwendig das Kriterium für die Animalität des Menschen gesucht werden. So wenig, wie man einen Tisch unter die Vierbeiner rechnen würde. (Anzunehmen wäre eine Gleichung: Mensch = Tier + x bzw. Tier = Mensch - x.)
Zunächst war das einzig der Verweis darauf, dass diese Themen sehr wohl im Werk des genannten Autors berührt werden.
@Kuli Mit „Entdeckung“ war nun nicht gemeint, dass man in der Geschichte des Denkens erst in der Neuzeit darauf verfallen wäre, den Menschen in Bezug auf das „animal“ in seinem Unterschied zu bestimmen, sondern die Frage, wie die wissenschaftliche Erforschung (die sich doch nicht auf Physiologie beschränkt) auf diese Differenz zurückwirkt, wenn sie diese terra incognita der animalitas, d.h. den Grund,
gegen den sich der sein Wesen ausmachende Unterschied abhebt, zu durchdringen sucht und dabei ihrerseits neue Konzepte entwickelt. Die Auswirkungen auf die philosophische Bestimmung des Menschen sind nicht zu unterschätzen - und zwar gerade dort, wo sie versuchen, die „Sonderstellung“ desselben auf eine Grundlage zu stellen, die jenseits der Konfiguration des „animal + x“, namentlich des „animal rationale“, des Tiers, das von anderen Tieren durch Sprache und Vernunft geschieden ist, liegt. So analysiert, um nur ein Beispiel zu geben, Agamben in „L’aperto. L´uomo e l´animale“ den Einfluss von biologischer und zoologischer Forschung namentlich der von Driesch, Müller, J. von Uexküll u.a. auf Heideggers Bestimmung von Dasein/In-der-Welt-sein zwischen ‚weltarmem‘ Tier und ‚weltbildendem‘ Mensch, zwischen relativer Offenheit und Offenbarkeit et cetera.
Die philosophischen Wesensbestimmungen des Menschen leiden in der Regel daran, daß sie sich auf den ‚Normalmenschen‘ beziehen, aber nicht auf alle Menschen. Säuglinge, geistig schwer Behinderte, gar Anzephale usw. fallen dann heraus.
Es gibt kein Kriterium, das einerseits auf alle Menschen und andererseits nur auf Menschen zutrifft.
Deshalb erscheint mir die von Wittgenstein eingeführte Methode des Definierens über sog. Familienähnlichkeiten (vgl. PU am Beispiel von ‚Spiel‘) besser geeignet.
Für die Abgrenzung zum Tier resp. zu anderen Tieren ergibt sich daraus ein eher gradueller Unterschied, kein Wesensunterschied. Darauf baut dann der skandalumwitterte Peter Singer auf.
Dein Einwand muss dann auch für die ‚animalitas‘ der vielen, verschiedenen Tiere gemacht werden, denn dass die eine Tierheit e.g. Insekten, Dinosaurier und Primaten umfasst, ist noch viel fragwürdiger. Er gilt aber eigentlich einer Idee von Begriff und Definition überhaupt, für die das Problem des Menschen (Nietzsche hätte womöglich gesagt zwischen Tier und Übermensch) nur einen Anwendungsfall unter anderen darstellt, beantwortet aber die Frage, wie sich gerade diese Konfiguration von „animalitas“ und „humanitas“ in der Geschichte des Denkens eingestellt hat, nicht.
Für einen Igel ist die Unterscheidung von animalitas und erinaceitas ein besonderer Anwendungsfall, der schon immer im Denken der Igelheiten war. Wie sie sich eingestellt hat ... das weiß der große Igel allein!
Tatsächlich verstehen Igel das Problem der Menschen nicht, dass sie sich nicht als Tiere und anderen Nicht-Igel-Tieren sehen wollen.
Was die biologische Unterscheidung zwischen Mensch und Tier angeht:Wikipedia