Gestern wurde schon darauf verwiesen, dass im Lateinischen das Verb Vorrang vor dem Nomen hat; das habe ich nicht vergessen. Wenn ich also einen lateinischen Satz mit einem Gerundivum habe, habe ich im Deutschen wohl die Möglichkeit, ihn entweder mit einem Nebensatz oder nominal aufzulösen, z. B.
Civibus autem recte faciendi voluntatem intuli aut imposui necessitatem.
- Den Bürgern aber habe ich beigebracht, wie man richtig handelt oder ihnen die Notwendigkeit dazu auferlegt.
- Den Bürger aber habe ich richtiges Handeln beigebracht oder ...
Das eigentlche Problem bei der Übersetzung sehe ich darin, dass bei einer Version wie „den Willen zum rechten Handeln“ der Vorwurf kommen könnte, dass das Adverb zum Adjektiv umfunktioniert wurde, wozu ich aber keine Alternative sehe.
Es tut mir Leid, dass ich Verwirrung gestiftet habe.
gast hat Recht, wenn er feststellt, dass hier ein Gerundium vorliegt und kein Gerundivum. Die beiden Begriffe unterscheiden sich leider nur durch ein „v“. Ich frage mich, wie das bei den Römern ausgesehen hat (GERUNDIVM und GERUNDIVVM).
Manche meinen LECHTS und RINGS kann man nicht VELVECHSERN, WERCH ein ILLTUM!)
Jetzt nochmal:
- das Gerundium ist Subjekt oder Objekt, richtig?
Beispiel: Der Lehrer bringt dem Schüler das Lesen bei.
- Gehört das Verb zum Prädikat, ist es ein Gerundivum, richtig?
Nur das Beispiel mit der Auszubildenden habe ich noch nicht verstanden (glaube ich). Was hat das mit dem Gerundivium zu tun?
Genauer: Das Gerundium nimmt die Stelle des Subjekts oder Objekts ein. Ob es sich damit erschöpft, weiß ich im Moment nicht. Ich denke zum Beispiel noch an Genitivattribut.
Aber ist jetzt das Gerundivium das Prädikat oder gehört es gar nicht dazu?
- Kannst du bitte noch kurz dein Beispiel mit dem AZUBI erklären? Das hab ich vorhin gar nicht verstanden ....
Blicke glaub ich gar nix mehr ... :((
Im Satz „Der junge Mann ist ein Auszubildender.“ hat man ja als Bestandteil ein Partizip Präsens (bildend). In Verbindung mit der Substantivierung und dem „zu“ macht es das GerundiVum aus. Zugegeben: etwas wacklig. Vielleicht kann es jemand professioneller erklären. Ganz sicher sogar!
Verstehe: ein Gerundivium ist also ein Partizip mit Substantivierung + zu ?
der Aus-zu-bildene (Mann)
das Aus-zu-lesende (Buch)
das Aus-zu-fertigende (Dokument)
Danke für den Hinweis, ist echt schwer mit dem Unterscheiden !!
Welches muss man denn besser beherrschen, das Gerundium oder das Gerundivum? Aber wenn beide in etwas gleich sind, reicht es doch das Gerundium zu können , oder? (hoffentlich :))
Für die lateinische Sprache sollte man beides unterscheiden können. Wie du siehst, bin ich auch wieder bzw. noch am Lernen, obwohl ich mal das Latinum machte (vor langer Zeit). Die beiden sind eben nicht in etwa gleich, sondern nur die Begriffe sind (zum Verwechseln) ähnlich.
Soviel noch: Weder noch! Beim Gerundium geht es um Substantivierung, beim Gerundivum ist es komplizierter. Schon deswegen, weil es im Deutschen kaum vorkommt. Mir fällt nämlich nur der AZUBI ein! ;-))
Um deine/meine Verwirrung noch etwas zu perfektionnieren, denke ich, dass man auch nicht einfach sagen kann, ein AZUBI ist ein Gerundivum.
Ist Auszubildender Subjekt, handelt es m. W. nicht um ein solches, sondern nur als TEIL des Prädikats, also im Satz "Er ist ein AZUBI. In anderen Kontexten wird dann mit einer Passivkonstruktion übersetzt: Er muss ausgebildet werden.