Latein Wörterbuch - Forum
relativpronomen — 1931 Aufrufe
Rogaor am 26.4.13 um 21:36 Uhr (Zitieren) II
Hallo,

ist in dem Satz „Librum aperi, ut discas quid alii cogitaverint; librum claude, ut ipse cogites.“ das „quid“ nicht eigentlich Relativpronomen (= id, quod alii cogitaverint) und sollte eigentlich „quod“ heißen?

Re: relativpronomen
filix am 27.4.13 um 11:25 Uhr, überarbeitet am 12.5.14 um 3:00 Uhr (Zitieren) II
„discere“ zählt in gewissem Sinn zu den Verben des Wissens, die auch einen indirekten Fragesatz im Konjunktiv regieren können, der den Gegenstand desselben ausdrückt. Man betrachte folgende Stellen:

„ prius quaeso disce, quid sit vivere“ (Terenz: Heaut.)
„Zuerst lern bitte (einmal), was es heißt zu leben!“

disce, quid Esquilias hac nocte fugarit aquosas ...“ (Properz: Eleg. IV,8)
„Lern/Erfahr/höre/wisse, was in dieser Nacht den wasserreichen Esquilin aufscheuchte...“

„Pertinet ad profectum tuum a disertissimo viro discere, quid laudandum quid reprehendendum, ...“ (Plinius minor: ep. 8,13)
„Es dient deiner Weiterentwicklung von einem dermaßen beredten Mann zu lernen, was zu loben, was zu tadeln ...“

„... nil audire velim, nil discere, quod levet aegrum,“ (Horaz Epist. 1,8)
„... nichts hören, nichts lernen/wissen will ich, was/das dem Kranken abhelfen könnte.“

„Supervacuum forsitan putas id discere, quod semel utendum est“ (Seneca minor: ep. XXVI)
„Vielleicht hältst du es für unnütz, etwas zu lernen, das man nur einmal brauchen kann.“
Re: relativpronomen
paeda am 27.4.13 um 19:06 Uhr (Zitieren) II
Da auch ich durch die Beispiele gelernt habe, möchte ich mich dem bisher ausgebliebenen Dank anschließen.

Nur eine kleine Frage zur Übersetzung, für die ich immer dankbar bin: Kann ein Hügel aufgescheucht werden? Esquilin ist doch ein Hügel, oder gibt es hier noch eine andere Bedeutung?
Re: relativpronomen
Klaus am 27.4.13 um 19:52 Uhr (Zitieren) II
Der Esquilin war/ist wohl ein bevorzugtes Wongebiet in Rom. Esquilin= die Bewohner des Esquilin
(Beispiel: "ganz Rom stand Kopf)
Re: relativpronomen
Bibulus am 27.4.13 um 20:08 Uhr (Zitieren) II
Zitat von Klaus am 27.4.13, 19:52Der Esquilin war/ist wohl ein bevorzugtes Wo[h]ngebiet in Rom. Esquilin= die Bewohner des Esquilin
(Beispiel: "ganz Rom stand Kopf)


Die „domus aurea“ Neros stand auf dem Esquilin, war also die erste Adresse Roms.
Re: relativpronomen
Klaus am 27.4.13 um 20:34 Uhr (Zitieren) II
Ist dies eine Methapher oder ein anderes Stilmittel? Ich bin kein Experte im Thema „Stilmittel“
Re: relativpronomen
paeda am 27.4.13 um 20:36 Uhr (Zitieren) II
Meiner Meinung nach ist es eine Personifikation, wenn ein Hügel für dessen Bevölkerung steht.
Re: relativpronomen
Klaus am 27.4.13 um 20:38 Uhr (Zitieren) II
Danke paeda!
Re: relativpronomen
paeda am 27.4.13 um 20:42 Uhr (Zitieren) II
Libenter!
Re: relativpronomen
filix am 27.4.13 um 21:00 Uhr (Zitieren) II
Es handelt sich um eine Metonymie.
Re: relativpronomen
paeda am 27.4.13 um 21:18 Uhr (Zitieren) II
Was spricht gegen Personifikation?

Könnte man hier von einem Spezialfall der Personifikation wegen der Namensübereinstimmung sprechen?

Re: relativpronomen
filix am 27.4.13 um 21:42 Uhr (Zitieren) II
Wieso wegen der Namensübereinstimmung? Der grundlegende rhetorische Vorgang ist hier, dass die Namensbezeichnung des Hügels für die Bewohner desselben steht. Bei der Personifikation steht das personifizierte Subjekt für nichts anderes, es wird bloß mit menschlichen Eigenschaften ausgestattet. „Die Natur schläft.“
Re: relativpronomen
paeda am 27.4.13 um 21:53 Uhr (Zitieren) II
Zur Namensübereinstimmung":
Ich dachte einfach an die Verbindung „ Berlin - Berliner“ als Beispiel. Einen Esquiliner mag es aber nicht gegeben haben.

Was ist der Unterschied, ob ich sage:
„Die Natur schläft.“ oder „Der wasserreiche Esquilin wurde aufgescheucht.“? Zwar steht der eine Satz im Aktiv und der andere im Passiv, aber aufscheuchen kann ich doch auch nur Lebewesen.

Bei Stilmitteln finde ich die Abgrenzungen manchmal schwierig bis umstritten.
Re: relativpronomen
filix am 27.4.13 um 21:57 Uhr (Zitieren) II
Aber die Natur steht hier nicht für etwas anderes, im zweiten Fall, und das macht die metonymische Beziehung aus, steht der E. für die Einwohner des E., welche aufgescheucht werden können. In der gedanklichen Auflösung der metonymischen Beziehung erlischt, was du als Personifikation verstehen willst. Das ist im Fall der personifizierten Natur so nicht möglich.
Re: relativpronomen
paeda am 27.4.13 um 21:59 Uhr (Zitieren) II
PS: Laut WIKI fällt das Beispiel unter Synekdoche als Unterkategorie der Metronymie.

Re: relativpronomen
paeda am 27.4.13 um 22:03 Uhr (Zitieren) II
Danke, filix, du hast mich überzeugt! Wie könnte es auch anders sein?

@Klaus

Du hast dich bei der falschen Person bedankt! Tut mir Leid, doch bin ich mir hier so gut wie sicher, dass Einspruch erhoben wird, wenn ich nicht richtig liege.
Re: relativpronomen
Klaus am 27.4.13 um 22:58 Uhr (Zitieren) II
Ergo gratias ago ad filicem.
Frage in die Runde: „ Seit welcher Zeit gehört das Thema “Stilmittel„ in den Schulunterricht“? Meine Schulzeit liegt Jahrzehnte zurück, darüber habe ich nichts gelernt. Und nun bewhrheitet sich das Sprichwort: „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr!“
Re: relativpronomen
paeda am 28.4.13 um 14:16 Uhr (Zitieren) II
@Klaus

Meine Schulzeit liegt auch schon ziemlich lange zurück, doch die gängigen Stilmittel wurden meiner Erinnerung nach sowohl in Deutsch als auch im Lateinunterricht behandelt. Allerdings war ich auf einem sogenannten humanistischen Gymnasium. ;-))

Dem Spruch „Was Hänschen nicht lernt, ...“ stimme ich nur bedingt zu, denn ich meine, dass man in jungen Jahren zwar leichter/schneller lernen kann, so man will, aber in älteren/reiferen Jahren die Lebens- und Lernerfahrung mit einfließen lassen kann.

Was die Stilmittel anbelangt, so finde ich sie mitunter auch ziemlich kompliziert, wie du meinen Beiträgen entnehmen kannst, und schon die Namen sind zum Teil fast unaussprechbar für Leute, die kein Graecum haben.
Re: relativpronomen
tidno am 28.4.13 um 16:08 Uhr (Zitieren) II
Quod in iuventute non discitur, in matura aetate nescitur.
(Cassiodor)
Re: relativpronomen
Ondit am 28.4.13 um 16:09 Uhr (Zitieren) II
assentior
Re: relativpronomen
paeda am 28.4.13 um 17:42 Uhr (Zitieren) II
Das Triumvirat ist sich einig! ;-))

Ob tidno und Ondit ein oder zwei Personen sind, ist mir noch ein Rätsel. Prechts Buchtitel hat was für sich und ich frage mit kleiner Abwandlung: Wer ist er, und wenn ja wieviele? ;-))
 
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