ich suche schon seit geraumer Zeit eine Übersetzung für „Du bist der Weg“ was soviel heißen soll wie:
allein du selbst bist der Weg zu dem was du auch immer finden möchtest/ musst.
Also Weg nicht als Straße gemeint, sondern vielmehr der Weg den man im Leben geht...
Ich hoffe ihr wisst wie ich das meine und könnt mir helfen...
Nur noch mal um sicher zu gehen, ob ich das richtig verstehe...
„Du bist der Weg“ - könnte ich mit - „Tu ipsa via es“ übersetzen, was soviel heißt wie: Du bist der Weg - auf eine Frau bezogen...
Jedoch bedeutet ipse, ipsa und ipsum alles „selbst“
Also könnte ich auch schreiben
„Tu ipsum via es“ und es würde bedeuten - Du bist der Weg - Aber man könnte es auch als - Du selbst bist der Weg übersetzen ?
Und was ist wenn ich aus ästetischen Gründen stattdessen lieber das ipse oder ipsa nehmen möchte, würde es dann noch - du bist der Weg - bedeuten, oder doch bezogen auf ein Geschlecht - männlich oder weiblich - Du bist der Weg - Lisa z.B. oder -Du bist der Weg- Alex bedeuten ?
An Thomas:
Und wenn Du aus ästhetischen Gründen lieber ästetisch schreibst statt ästhetisch, bedeutet es dann noch dasselbe?
Du kannst doch nicht mit Worten und Sprache machen, was willst Du!
Die Sprache beruht auf Konventionen, d.i. Regeln; diese Konventionen sind aber überindividuell, nicht individuell. „Man kann nicht allein einer Regel folgen.“ (Wittgenstein)
Nein. „autobus“ ist die konventionelle Schreibweise im Französischen und „otobüs“ ist die konventionelle Schreibweise im Türkischen. Gleiches Wort, gleiche Aussprache, unterschiedliche Schreibweise.
„Man kann nicht allein einer Regel folgen“ Doch, man kann. Man kann nur nicht erwarten, dass die Regel deshalb, weil man sie alleine konsequent befolgt, von anderen als verbindlich angesehen und gleichfalls befolgt wird.
Zwischen dem diskutierten Beispiel (das hier niemanden am Verständnis hindert) und einer Privatsprache liegt ein weites Spektrum an Abweichungen von der Konvention. Die Zahl derer, die dieser Abweichung folgt (alleine) kann als Kriterium nicht genügen, sie muss m.E. um eine graduelle Abstufung der qualitativen Devianz ergänzt werden, um das Problem zu erfassen. Umgekehrt ergibt sich bei einer sprachlichen „folie à deux“ ja auch nicht aus n > 1 sofort eine Universalität der Regel. D.h. auch hier verfehlt eine bloß quantitative Begrenzung derer, die die Regel befolgen, das Phänomen.
an Graeculus...
zunächst vielen dank für deine Hilfe.
Wenn du schon Wittgenstein rausholst solltest du eins wissen, er war der Großonkel von Heinz von Foerster.
Er begründete das grundlegende hermaneutische Prinzip: „ Der Hörer nicht der Sprecher bestimmt die Bedeutung einer Aussage“
Also egal was ich sage, es kann falsch verstanden werden.
Wenn nun Wittgenstein schreibt, dass wir diese Konventionen überindividuell treffen, vergisst er den subjektiven Charakter eines jeden Gespräches.
Eine Kovention trifft nur ein Individuum.
Außerdem müssen diese Regeln ja irgendwo herkommen? Oder? Sprache ist immer eine individuelle Form.
Und wenn Wittgenstein schreibt überindividuell dann vergisst er den Menschen selbst.
Es freut mich aber das du Wittgenstein liest und wenn du die Zeit findest lese noch Heinz von Foerster, sehr zu empfehlen.
Weiterhin finde ich es sehr übertrieben zu sagen, ich mache mit einer ganzen Sprache und deren Worte was ich will, wenn ich ein Wort, welches 3 Synomyme besitzt, adaptiere !
Es war eine Frage der Bedeutung, ob dies möglich wäre und ob dies dem Kontext entspricht, welchen ich selbst mit - du bist der Weg - erreichen möchte.
Du selbst hast den Kontext des Satzes nicht verstanden, wenn du das Fragezeichen nicht mitliest.
Und mit verlaub, wenn ich um 1.40 Uhr am morgen ästhetisch ohne „h“ schreibe, dann ist das natürlich mein Fehler und wenn sich dir dadurch ein völlig neuer Sinn dieses Wortes ergeben hat, dann tut mir das natürlich leid.
Da wir alle den Worten erst die Bedeutung geben, welche sie Besitzen, darf ich annehmen, dass ich in einem Dialog, mit einer Sprache die ich nicht kenne, gewiss einen Fehler machen darf oder ?
Es ist nicht gut zu viel zu trivialisieren, aber ich stimme dir zu, es ist notwendig um zu wissen was der Andere meint ;)
Danke auch an Paeda.
Ich hoffe natürlich, dass ihr mir trotzdem noch helft meinen Spruch in dem Sinne zu Formen, in dem ich ihn gerne hätte.
Grammatik-, Rechtschreib-, Stil- und sonstige Fehler kommen in den Threads in großer Menge vor. Da ist das fehlende „h“ in der Tat eine Kleinigkeit, zumal es, wie ich es in meinem Beispiel aufzuzeigen versuchte, leicht durch eine Konvention wegretuschiert werden könnte.
Allerdings ist mir selbst Sprachästhetik auch wichtig, und ich bemühe mich, so gut ich kann.
Was machst du denn, wenn du dich mit Wittgenstein beschäftigst?
Wenn Du aus (individuellen) ästhetischen Gründen eine grammatisch regelwidrige Formulierung bevorzugst, betrittst Du den Bereich dessen, was Wittgenstein „Privatsprache“ nennt. Niemand kann Dich daran hindern.
Wir können lediglich sagen, daß dies ein Regelverstoß wäre, der die Verständlichkeit gefährdet.
Für diejenigen, dies es noch nicht kennen:
[Quelle: Peter Bichsel, Kindergeschichten. Neuwied 10. Aufl. 1980, S. 18-27]
Die Kindergeschichte von Bichsel zeigt u.a. zwei Dinge:
a) man kann sich als einziger an bestimmte Regeln halten - der Preis, den man dafür entrichtet, verunmöglicht die komplexe Handlung „sich an eine Regel halten“ nicht. Die Frage ist, wie weit man das treiben kann in Bezug auf „sich an eine Regel halten“,
d.h. wo ist der Punkt erreicht, wo die individuelle Regelung dessen, was es heißt „sich an eine Regel halten“, Strukturen angreift, die zu einem irreversiblen Auflösungprozess führen. Paradoxer Grenzfall: „Meine Grundregel lautet: mich nie an Regeln zu halten.“
b) die Regelhaftigkeit selbst garantiert eine Rekonstruktion der Verschiebung durch einen Beobachter, der sich von der unmittelbaren Unverständlichkeit nicht beirren lässt. Das ist das Dechiffrierungsproblem. Erst wenn eine Dechiffrierung nicht mehr möglich ist, kann von der Privatsprache im Unterschied zur Geheimsprache die Rede sein.
tut mir Leid für meine ungeschickt formulierte Frage. Mich hat es einfach spontan interessiert, ob du dich beruflich oder privat mit Wittgenstein beschäftigst.
Zur Geschichte von Peter Bichsel: Geschrieben für Kinder? Ich weiß nicht, ob ich die Botschaft 1969 im jugendlichen Alter schon verstanden hätte.
Den Protagonisten finde ich etwas untypisch, denn alte Leute stellen ihre Welt ja eher selten auf den Kopf. Na ja, darauf kommt es hier vielleicht weniger an. Die Story ist vielseitig interpretierbar. Sie wirft viele Fragen auf:
- Wie soll man’s mit der Tradition halten? Mit den mores maiores?
- Welches Risiko geht man ein, wenn man Herkömmliches über Bord wirft?
- Wo verläuft die Grenze zwischen notwendigen und schädlichen Neuerungen?
- Wieviel Gesellschaft verträgt ein Individuum, wieviel Individualität eine Gesellschaft?
Man könnte in diesem Zusammenhang sicher noch mehr kritische Fragen stellen und auch über Vieles nachdenken.
mich wundert es, dass es noch Leute gibt die sich so mit Sprache auseinander setzen !
Ganz ehrlich, ich bin wirklich sehr beeindruckt das jemand Wittgenstein noch kennt, da die meisten aus meinem Freundeskreis angesprochen auf solche Dinge eher freundlich nicken und dann das Thema wechseln.
Ich kenn leider Peter Bichsel überhaupt noch nicht, werde mich von deinem Anstoß aus gern mit ihm auseinander setzen.
Darf man fragen wie alt du bist und wie lange du dich schon damit auseinandersetzt ?
Zu deiner Frage:
beruflich ... nicht ganz, privat dagegen aus Feuer und Flamme für eine Sache
Mein Alter? Oh je! Die „6“ habe ich noch nicht davor!
Wie lange ich mich damit auseinandersetze? Kann ich so nicht sagen. Immer mal wieder mit unterschiedlicher Intensivität. Das Leben gibt nicht immer die Spielräume für alles, was man gerne tun würde.
Vielleicht muss ich doch noch einmal nachfragen, ob du mit deiner Frage die Sprache oder die Philosophie meintest.
Meine Beschäftigung mit Sprache ist kontinuierlicher als meine Beschäftigung mit der Philosophie, wobei bei mir unter Sprache auch fremde Sprachen fallen.
jemand schrieb du seist Philosoph, ich glaube ihm nicht...
denn du meinst meine Frage sei beantwortet, aber wer außer ich kann das entscheiden ? Und was ist mit den Tausend Fragen die daraus folgen, die sich alle auf die erste Frage beziehen ?
Ich finde die Geschichte sehr schön die du gepostet hast. Sie zeigt das alles im Leben zwei Seiten hat.
Es ist niemals gut zu sehr auf einer Seite zu stehen.
Es ist nicht gut alle Wörter neu zu erfinden und es ist nicht gut alle Wörter festzulegen.
Wenn ich meine eigene Geschichte schreiben sollte auf „Ein Tisch ist ein Tisch“ würde ich schreiben, dass die Welt in kein Wort zu fassen ist und die Dinge und Wunder die passieren, nicht erklärt werden können, weil das was wir Sprache nennen, nicht dazu ausreicht.
Und ich wage es auszusprechen, dass gerade innerhalb einer Sprache, die man sein ganzes Leben lang gesprochen hat, ein Metaphysischer Terminus über allem schwebt.
Ich weiß das ich nichts weiß
Niemand weiß was ich weiß und niemand weiß was du weißt.
Wenn ich sehe was filix für Möglichkeiten unserer Sprache nutzt, dann werde ich neidisch... und gleichzeitig frage ich mich, ob es Sinn macht , dass ein Wort die Bedeutung beibehalten sollte oder ob die „Geheimsprachen“ die wir heutzutage in Wissenschaft, Politik und Wirtschaft nutzen, wirklich ein tieferes Verständnis der änderen Person mir gegenüber bewirkt.
Dies Entscheide bitte jeder für sich selbst und nicht für den Anderen.
Zu Punkt 1) würde ich dir insofern widersprechen wollen, weil - ganz allgemein gesprochen - Kommunikationsformen mit dem Beruf nicht in einem logischen Zusammenhang stehen.
Was Punkt 2) betrifft, so hat er m. W. nur darauf verwiesen, dass deine deutsche Vorgabe schon übersetzt wurde. Du scheinst es anders interpretiert zu haben.
Ok, du wirst Graeculus länger kennen als ich.
Und wenn du sagst das er nicht so ist, wie ich es empfunden habe, dann belassen wir es dabei.
Ich würde trotzdem gerne noch ein paar Fragen stellen, weil ich mir diesen Spruch gerne tätowieren lassen möchte, weshalb ich so darauf poche es ganz genau zu wissen.
Hier nochmal aus dem anderen Beitrag
Wenn der Lateiner eine allgemeine Aussagen machen will,
und vor dieser Wahl steht, nutzt er die masculine Form.
„tu ipse via es“.
Man kann das aber umgehen,
indem man „tu eadem via es“-> „Du bist ebenderselbe, genau der Weg“
nimmt
1 Frage:
Wenn ich also „tu ipse via es“ verwende, dann ist dies die allgemeine Form die allerdings damals als männlich bezeichnet wurde.
Wenn ein Lateinprofi das für sich übersetzen würde, dann würde er lesen „ Du bist der Weg“ ?
Oder gibt diese Interpretation noch einen Spielraum ?
2 Frage:
Wenn ich „tu eadem via es“ verwende bedeutet es dann auch „ Du bist der Weg “ oder bedeutet es exakt genau das was bibulus meinte also
- Du bist ebenderselbe, genau der Weg - weil ich das irgendwie nicht so schön finde.
3 Frage:
Ist die Groß und Kleinschreibung der von euch vorgeschlagenen Lösungen so exakt korrekt ?
Im Satz „Tu ipse via es“ bezieht sich „ipse“ auf „tu“. „Tu“ muss eine männliche oder eine weibliche Person sein. Zwangsläufig. Da ipse nicht neutral ist, muss es sich nach dieser Person ausrichten.
Die Übersetzung dazu lautet: Du selbst bist der Weg!
Man schreibt nur das erste Wort und Eigennamen groß oder alles in Großbuchstaben, wie es die Römer früher praktizierten. Allerdings gab es damals auch keine Leer- oder Satzzeichen.
Hoffentlich konnte ich deine Fragen für dich verständlich beantworten.