Ob die Substantive nun auf das PPP oder das PFA zurückgehen, ist anscheinend umstritten (fraktura, -factura etc.). Das „r“ spricht eigentlich für das PFA, obwohl der Zukunftscharakter schlecht nachvollziehbar ist. Die etymologischen Wörterbücher unterscheiden sich dahingehend.
Das ist ja mal ein interessantes Thema! War mir nie aufgefallen, dass die ganzen -ur-Ableitungen aussehen wie PFAs... :) Interessant, finde ich die Idee, von der ich gerade gelesen habe, dass sie eher mit den Nomen Agentis Bildungen auf -tor zu tun haben...
El la portet al Signur Tenente, chi radunet sul mo-
maint sieus cunvschins per vair, che eh' and crajan da fer cun la melfactura, chi eira fortfinedamaing crudeda in lur mauns
Eine Kompositabildung mit bloßem Nominativ kommt einem ja schlicht nie unter:
Wer Kunst macht ist ein artifex, kein *arsfex.
Wer Brücken baut ist ein pontifex, kein *ponsfex
Manufaktur ist insofern kein adäquater Vergleich, weil dort ja nicht Hände hergestellt werden, wie in einer *Mel(l)ifaktur Honig hergestellt werden soll.
Mit der korrekten Kasusendung zu argumentieren, finde ich auch nicht angebracht, es heißt schließlich nicht *artemfex oder *pontemfex, arti- und ponti- sind überhaupt keine flektierte Formen.
Stattdessen nehme ich an, dass diese Bildungen einfach in Analogie zu eventuellen älteren formal ähnlich oder gleichen Bildungen realisiert sind, wo der eigentliche Wortstamm (z.B. art-, pont-) ohne die in Komposita überfällige Nominativendung -s (cf. ars < *art-s, pons < *pont-s wie arx = arc-s od. nix = nig-s) auftritt, an die aber der im Lateinischen beliebte Bindevokal -i- tritt (=Anaptyxe?).
Im Sinne dieser Argumentation müsste man wiederum melifactura annehmen, wie *melifex analog zu artifex, *melificere wie *artificere (cf. immerhin artificium, artificiosus).
Die frage ist natürlich, ob in vergleichbaren Bildungen den Lateinern selbst die erste Silbe als „verkommener“ Genitiv schien, und sich daher aus Ausgleichsgründen ein formal nicht sinnvolles zweites -l- eingeschlichen hätte, um zu den „Pseudogenitiven“ arti- und ponti- passend zu scheinen.
Hier sind auch noch ein paar Ausdrücke aus dem Georges für die Bienezucht:
[478] Bienenwärter, apiarius; apium custos, curator, procurator; alveorum cultor. – B. sein, apes nutrire; alvaria curare. – Bienenzelle, cella. – Bienenzucht, res apiaria (das Bienenwesen übh.). – apium cultus. apium od. alveorum cura (Bienenpflege).
Also das „i“ bei Pontifex usw. soll tatsächlich einen Genitiv darstellen. Es habe sich in den o- und u-Stämmen entwickelt und sich dann auf die anderen übertragen: causidicus.
Deutsche Beispiele wären: Freundeskreis oder Freiheitsdrang.
Bzgl. der Endung -tura (dt.: -tur) habe ich nur in Erfahrung bringen könnten, dass es sich um eine zusammengesetzte Endung handelt: frac|tu|ra
Daher glaube ich, dass PFA ausgeschlossen ist. Es wird schon das PPP sein, was die Grundlage bildet, wie auch für die Endung -tio.
Als dt. Beispiel sei Ewigkeit genannt: Ew|ig|keit
Somit könnte das -tu vom PPP kommen und das -ra eine neue Endung sein, die angehängt wurde, um es zu substantivieren. Aber das ist nur eine Vermutung.