Neulich mußte ich mir sagen lassen, daß geschlossene Silben immer lang sind. :-/ Gibt es dafür eine logische Begründung, oder ist das halt so definiert?
Insbesondere geht es (mir) dabei um Silben am Versende.
@Teutonius
Leider kann ich dir deine Frage nicht beantworten, habe aber meinerseits eine Frage: Was sind geschlossene, was offene Silben? (Mit Betonungsregeln habe ich mich bisher wenig befasst, doch werden sie zunehmend interessant für mich.)
Ja, Teutonius, das kann man so sagen. Aber Vorsicht:
Eine Silbe ist nicht geschlossen, wenn ein Vokal folgt.
Bsp: Das Wort Pygmalion besteht aus vier Silben:
Pyg ma li on (geschlossen, 2x offen, geschlossen).
Wenn aber das Wort aevum folgt, also „Pygmalion aevum“ verschieben sich die Silben:
Pyg ma li o nae vum, und die letzte Silbe des Namen ist offen (und trotzdem lang, weil der Vokal lang ist).
Die Schulregel (vor 2 Konsonanten ist eine Silbe positionslang) basiert auf der Trennung in Sprechsilben, weil zwei Konsonanten die eine Silbe schließen. Muta cum liquida müssen aber eine Silbe nicht schließen, weil eine Silbe mit dieser Konbination beginnen kann.
Also weg mit dem Begriff ‚Positionslänge‘!?
Aber, ist eine kurzvokalische Silbe, die nicht gerade zB. auf -s/l/m/n/ng, oder vllt. noch auf -d/b/g endet, sondern auf -t/p/c auch „lang“?
Den Link kann ich im Moment nicht einsehen. Irgendein Plugin fehlt.
Der Begriff „Positionslänge“ ist, soweit ich mich erinnere, recht interessant, weil er sich nicht auf die Position vor zwei Konsonanten bezieht, sondern wohl bedeutet hat, dass man dachte, die Dichter hätten sich abgesprochen und per Definition, durch eine Setzung (positio) festgelegt, dass solche Silben als lang gelten.
Na, stimmhafte Konsonanten (oder genauer nasale, frikat., liquid.) lassen sich auch wirklich lang aussprechen (dehnen), im Gegensatz zu Stopplauten vgl.: em/ef/es - et, ac ... u.a., die zumeist verschluckt werden: a(g)-ki(b)-pe-re, ...
Männliche und weibliche Silben gibts (zB.) in den Französischen Reimen („Alexandrinen“):
„Der französische Alexandriner zählt zwölf Silben bei männlichem bzw. 13 Silben bei weiblichem Versende; die zwölfte Silbe ist also immer betont.“
-> http://de.wikipedia.org/wiki/Alexandriner_%28Verslehre%29
Im Deutschen sind nicht Silben an sich männlich oder weiblich, sondern Kadenzen, also die Silben an Versenden.
Betont = männlich
unbetont = weiblich
Beispiel „Wünschelrute“, Eichendorff:
"Schläft ein Lied in allen Dingen,
die da träumen fort und fort,
und die Welt hebt an zu singen,
triffst du nur das Zauberwort."
Kadenzen: u, b, u, b bzw. w, m, w, m
Reimschema: a, b, a, b
harmonieren durch Gleichheit klanglich.