Hoc mihi faciendum fuit = Das hätte ich tun sollen/müssen.
Hoc mihi faciendum erat = Das habe ich tun müssen.
Ist diese Unterscheidung zutreffend?
Re: hatte/hätte?
Nein, ist sie nicht, sofern darin die Behauptung steckt, der Unterschied im Tempus der beim Gerundivum stehenden Form von „esse“ bilde den Unterschied zwischen dem bloßen Indikativ und dem möglichen Eintreten des Indikativs für den dt. Konjunktiv bei Ausdrücken/Konstruktionen mit der Bedeutung 'können, müssen, dürfen, sollen ..." ab.
Ein Beispiel aus der Literatur:
„direptis bonis regum damnati proditores sumptumque supplicium, conspectius eo, quod poenae capiendae ministerium patri de liberis consulatus imposuit, et qui spectator erat amovendus, eum ipsum fortuna exactorem supplicii dedit.“ (Livius 2,5)
„Nach der Plünderung des königlichen Besitzes wurden die Verräter schuldig gesprochen und die Bestrafung vollzogen, welche einiges Aufsehen dadurch verursachte, dass das Konsulat dem Vater das Amt aufbürdete, die Strafe an den Kindern zu vollziehen; doch <gerade> den, der als Zuschauer hätte nicht zugelassen werden dürfen/hätte entfernt werden müssen, bestimmte das Schicksal zum Vollstrecker der Todesstrafe.“
Es wird behauptet, dass das Imperfekt bei genannten Ausdrücken bisweilen den durativen Aspekt hervorhebe - i.e. dass, was man hätte tun müssen/sollen, noch nicht irreversibel versäumt sei und die Verpflichtung fortbestünde. „Ich hätte die Arbeit schon gestern abgeben müssen/sollen (muss/soll und kann es aber heute noch)“ versus „Ich hätte ihr hinterher springen müssen (dafür ist es aber nun zu spät)“, weshalb Cicero etwa „Interfectum esse L. Catilinam et gravissimo supplicio adfectum iam pridem oportebat“ schreibe, nicht „ ... oportuit“