Die Frage nach dem Prädikat lässt sich schlicht nicht durch ein bisschen rumgoogeln und ein paar Links beantworten. Die kurze Antwort ist: Es kommt auf die jeweilige Grammatik an. Dass Grammatik eine geklärte Sache sei, die man schnell mal nachschlagen kann, kommt außerhalb der Schule, wo einem das vorgegaukelt wird, einfach nicht hin.
Also: Welches Prädikat? In der klassischen Grammatik? Einer didaktischen? Welcher? Im Kontext der germanistischen Linguistik? Der Transformationsgrammatik? Dependenzgrammatik? LFG, HPSG, …? Selbst wenn das geklärt ist, kommt es auf den jeweiligen Autor an.
Frag Deinen Lehrer oder Dozenten und verwende seine Definition, so lange Du mit ihm arbeitest.
Ganz so schwammig stellt sich die Sache im vorliegenden Fall glücklicherweise nicht dar. Auf alle Fälle lässt sich sagen, dass das „est“ im Beispiel, da es hier nicht als Vollverb auftritt, allein nicht die Funktion des Prädikats erfüllen kann.
Ob man nun annimmt, dass das Prädikat in Kopula + Prädikatsnomen besteht (so habe ich es gelernt, und ich glaube, dass diese Auffassung im Lateinunterricht vorherrscht) oder ob man die Kopula als etwas vom Prädikat Verschiedenes ansieht, ist wohl tatsächlich eine Frage der Betrachtungsweise.
Kuli, das war nicht als Kritik an Deinem Beitrag gedacht, sondern als allgemeiner Hinweis. Ich würde auch sagen, dass das, was Du schriebst, recht verbreitet ist.
Nach ein paar Jahren in der Linguistik wird man aber recht vorsichtig. Beim Beispiel hier gehts noch — bei der Kopula ist man sich halbwegs einig, aber das heißt nicht, dass man nicht auf andere Ansichten gefasst sein müsste —, aber sobald man z.B. Sätze mit transitiven Verben untersucht, wirds recht schnell haarig.
Ein Beispiel aus einer etwas anderen Ecke: Im Deutschunterricht sind z.B. Dativobjekte und Genetivobjekte recht geläufig, man könnte also davon ausgehen, dass man diese Begriffe ohne Probleme übernehmen kann. Für die klassische Grammatik gibt es sie jedoch schlicht nicht. Objekte stehen im Akkusativ. Basta. Der Genetiv ist der Kasus des abstrakten Bezugs usw. Beide Seiten sind sich natürlich sicher, zu wissen, wie der Hase läuft. Aber das nur am Rande.
Also: War nur allgemeiner Senf, keine Kritik an Deinem Beitrag. Schadet vielleicht nicht, im Hinterkopf zu haben, dass vieles, was man sich schnell mal ergoogelt und was in der Schule noch ganz klar war nach wie vor den ein oder anderen Kordhosenträger beschäftigt. Manchmal ein Leben lang. :)
Da ist sicher was dran, aber bei transitiven Verben fingen bei mir beispielsweise die Unterschiede zwischen den Ansichten des Dozenten des Lateinkurses und der Dozentin des Griechischkurses schon an. — in der, sagen wir, Landesliga also. Deshalb der Tipp, gleich den Dozenten zu fragen. Es stimmt aber, wie gesagt: Bei der Kopula ist die Sache nicht so wild.
Trotzdem vielleicht nicht verkehrt, wenigstens von der Bundesliga gehört zu haben.