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nolens volens — 2511 Aufrufe
paeda am 20.10.13 um 22:57 Uhr (Zitieren) II
Mir nichts, dir nichts?

Eine andere Frage wäre natürlich, ob das die jungen Leute noch verstehen.
Re: nolens volens
Micha am 21.10.13 um 6:40 Uhr (Zitieren) I
wohl oder übel
Re: nolens volens
paeda am 21.10.13 um 9:36 Uhr (Zitieren) I
Vielen Dank, Micha!

Da „wohl oder übel“ eine andere Bedeutung hat als „mir nichts dir nicht“, würde ich mich jetzt noch interessieren, wie man Letzteres übersetzt. Kennst du die Wendung?
Re: nolens volens
Micha am 21.10.13 um 9:46 Uhr (Zitieren) I
eine genaue Übersetzung kenne ich nicht, das dürfte auch schwierig sein. Man könnte wohl so übersetzen:
in der Bedeutung „ohne Bedenken“: non dubitanter, sine dubitatione
in der Bedeutung „schnell, unversehens“: inopinato, improviso

Es gibt aber sicherlich noch weitere (vielleicht auch bessere) Übersetzungen.
Re: nolens volens
paeda am 21.10.13 um 10:04 Uhr (Zitieren) I
Danke, Micha! Wahrscheinlich kommt meine gedankliche Verbindung davon, dass nolens volens mitunter im Deutschen auch falsch verwendet wird.
Re: nolens volens
paeda am 21.10.13 um 10:08 Uhr (Zitieren) I
Noch eine Assoziation zu nolens volens, die offenbar nicht mit der wahren Bedeutung übereinstimmt:

... Mal sträubt sie sich, mal sank sie hin ...

Das wäre ja auch nicht unbedingt „wohl oder übel“, sondern eher eine Unentschlossenheit bzw. der Ausdruck eines inneren Konflikts.
Re: nolens volens
paeda am 21.10.13 um 10:09 Uhr (Zitieren) I
Das „Zitat“ ist nicht originalgetreu und ich kann es gerade nicht zuordnen.
Re: nolens volens
Kuli am 21.10.13 um 10:16 Uhr (Zitieren) I
Zitat von paeda am 21.10.13, 10:09Das „Zitat“ ist nicht originalgetreu und ich kann es gerade nicht zuordnen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Der_Fischer

Die Entsprechung zu nolens volens bei antiken Autoren offenbar nur parenthetisch im Konjunktiv, z. B.:

tu autem nolo existimes me adiutorem huic venisse, sed auditorem, et quidem aequum libero iudicio, nulla eiusmodi adstrictum necessitate, ut mihi, velim nolim, sit certa quaedam tuenda sententia. (Cic. nat. 1, 17)

„Ich will jedoch nicht, dass du meinst, ich sei als Unterstützung für ihn hergekommen, sondern nur als Zuhörer, und zwar als ein unparteiischer ohne vorgefasste Meinung, als einer, der von keinem Zwang, derart, dass ich irgendeine bestimmte Meinung, ob ich will oder nicht, verteidigen müsste, beeinflusst wird.“
Re: nolens volens
filix am 21.10.13 um 12:07 Uhr (Zitieren) I
Bei Petronius liest man „nec quid nec quare“, das sich auch als „mir nichts, dir nichts“, sofern dieses auf das plötzliche und unbegründet erscheinende Eintreten eines Ereignisses verweist, übersetzen lässt.
Re: nolens volens
rex am 21.10.13 um 17:29 Uhr (Zitieren) I
Im Georges (deutsch-lateinisch) finde ich in Spalte 1792:

mir nichts, dir nichts --> nullo negotio (ohne Not)
Re: nolens volens
rex am 21.10.13 um 18:13 Uhr (Zitieren) I
@paeda

nichts: Mir nichts, dir nichts: ohne Rücksicht auf mich und dich, ohne weiteres, ohne alle Umstände, ist wohl eine Verkürzung aus ‚ohne mir und dir zu schaden‘. Joh. Joach. Schwabe alias Vit. Blauroekkelius schreibt 1745 in seinem ‚Volleingeschanckten Tintenfäßl eines allezeit parat-seyenden Brieff Secretary‘ (5. 38):
„Bei den Zeitungsschreibern haißts mir ninx, dir ninx: die tractiert mer (= man) wie seins gleiches“. In der Bdtg. von ‚ohne weiteres‘, ‚im Nu‘ verwendet bereits Lessing die Redensart im ‚Nathan‘ (3,2):
Der (Wassereimer) ließ sich füllen, ließ sich leeren mir nichts, dir nichts...

Lutz Röhrich: Das große Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten. Band 2, Seite 1094.
Re: nolens volens
rex am 21.10.13 um 20:32 Uhr (Zitieren) II
PAEDA-SPEZIAL

Mir nichts, dir nichts: Klassische deutsche Lyrik

SCHILLER: aus „Aktäon"

...Wart! deine Frau soll dich betrügen,
Ein andrer soll in ihren Armen liegen,
Und Hörner dir hervor zum Kopfe blühn!
Entsetzlich! Mich im Bad zu überraschen
(Die Schande kann kein Ätherbad verwaschen)
Und mir nichts, dir nichts - fortzufliehn...

SCHUBART: aus: „Der kalte Michel"

...Und mir nichts, dir nichts, plötzlich
Floh er mit ihm davon.
Europa bleibt zurücke,
Sie machen bald ihr Glücke
Beim großen Washington...

TIECK: aus „Thalias Wehklage in Deutschland"

...Man sprach von Elegance, Diction und leisen Tinten,
Zum Unglück hielt ich mehr von Karpfen als von Stinten,
Ich mochte nicht so fein en miniature pinseln,
Noch in saumsel’ger Angst um mir nichts dir nichts winseln...

BÜRGER: aus „Fortunens Pranger"

...Ha, der Frechen! die so unverhohlen,
Mir nichts, dir nichts! falsche Münzen schlägt,
und aus Lumpenkupfer die Pistolen,
und aus Gold die Lumpenheller prägt...

IMMERMANN: aus „Tulifäntchen"

...Sterben wir, ist die Geschichte
Nicht so mir nichts, dir nichts aus...

Re: nolens volens
paeda am 22.10.13 um 0:01 Uhr (Zitieren) I
Erst einmal Danke an Kuli! Da hatte ich wohl die Personen vertauscht, denn ich dachte es wäre eine hinsinkende Frau! Aber nein, Goethe höchst persönlich vermählt sich mit dem feuchten Element! ;-) Dies ist wohlgemerkt ein Zitat aus dem Wikipedia-Link!

Die weiteren Beiträge muss ich erst noch lesen.
Re: nolens volens
paeda am 22.10.13 um 0:04 Uhr (Zitieren) I
Danke an filix für die ÜS von „mir nichts, dir nichts“ mit Quellangabe!
Re: nolens volens
paeda am 22.10.13 um 0:13 Uhr (Zitieren) I
Danke, rex, für die Mühe! Sieht nach größerem Aufwand aus!

Bisher hatte ich den Ausdruck nur intuitiv aufgefasst und, so viel ich weiß, auch nie aktiv verwandt.
 
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