Meine Frage bezieht sich nicht unmittelbar auf Latein. Ich habe sie mir gestellt, weshalb nämlich manche Autoren doppelte Überschriften nutzen, wie etwa Tolkien bei >>The Hobbit or There and Back Again<<, da ich erst letztens über einen weiteres Buch gestolpert bin, das ebenso einen Doppeltitel führt.
Kann jemand hierzu etwas sagen, was Doppeltitel für eine Sinn haben?
Diese Doppeltitel haben eine sehr lange Tradition. Vgl. z.B. "Leviathan oder von der Materie, Form und Gewalt
des kirchlichen und bürgerlichen Staates" von Thomas Hobbes.
Ja, suspicans, daran hatte ich auch gedacht neben dem Gedanken, daß der zweiten Teil eines Doppeltitels ersteren ergänzen könnte, so daß der Inhalt klarer wird. Der Link das ist auch recht interessant. Ich wußt gar nicht, daß Doppeltitel so oft vorkommend sind und eine so lange Tradition haben.
Da „Doppeltitel“ weder in der deutschen Literatur noch in spezifischen Bibliographien und schon gar nicht in der Bibliophilie einen Platz als terminus technicus gefunden hat, gibt es leider auch keine „Doppeltitel-Tradition“. Auch Klausens Link bringt keine Erleuchtung: Die dort gefundene Erwähnung ist ephemer und inakzeptabel.
Wenn Marcus am Hobbit-Beispiel den Begriff des „Doppeltitels“ eingeführt hat, so ist ihm das kaum anzulasten. Woher sollte er wissen, dass es sich bei „The Hobbit or There and Back Again“ ganz schlicht und einfach um den Originaltitel handelt. Hätte hier nicht Graculus als Bildungsbürger erklärend eingreifen müssen? Im Gegenteil. Er nimmt quasi aus der „kalten la mäng“ heraus den Doppeltitel-Faden auf und spinnt ihn sogar weiter, indem er Hobbes´ Leviathan-Titel – sogar nie als Untertitel bezeichnet – einfach so zum Doppeltitel „upgradet“.
Mein lieber G.: Leviathan or the Matter, Forme and Power of a Commonwealth Ecclesiastical and Civil und Leviathan oder Stoff, Form und Gewalt eines kirchlichen Gemeinwesens und Leviathan sive de material, forma, et potestate civitatis ecclesiasticae et civilis sind Titel und keine Doppeltitel des Hobbes-Werkes.
P.S. Widerspruch wäre mir ausgesprochen genehm (frei nach Wilhelm Busch).
Ich jedenfalls verstehe unter doppeltem Titel (Doppeltitel) denjenigen Titel, der durchaus den Originaltitel, wie ihn der Autor sich dachte, bildet, und sich aus zwei durch ein „oder“ verbundenen Teilen zusammensetzt, so daß es so scheint, als ob einer „überflüßig“ wäre.
Arnold Rothe: Der Doppeltitel. Zu Form und Geschichte einer literarischen Konvention. Wiesbaden 1970.
Wenn ich mir so anschaue, wie verzweifelt rex seit einigen Tagen um die Aufmerksamkeit seines Stalkingopfers winselt, bin ich fast versucht, Graeculus' Schweigen als grausam zu bezeichnen.
Re: Doppeltitel mit oder
filix am 24.8.14 um 16:21 Uhr, überarbeitet am 24.8.14 um 16:23 Uhr (Zitieren) I
Die vermeintliche Ephemeride Doppeltitel erweist sich zudem als ausgesprochen zählebig:
„An die Thebais schloß sich ein zweites cyklisches Gedicht eines unbekannten alten Sängers unter dem Doppeltitel: die Epigonen oder die Alkmäonis, wie schon erwähnt, in Form und Inhalt wesentlich und unmittelbar an.“ (Geschichte der hellenischen Dichtkunst von Hermann Ulrici, 1835)
„Werfen wir noch einen letzten Blick auf den Roman und auf Jean Paul. Bei ihm begegnet der Doppeltitel allenthalben. Mit der Kombination inkongruenter Titelhälften, wie wir sie aus Hesperus oder fünfundvierzig Hundsposttage kennen scheint Jean Paul die überständig gewordene Titelkonvention des 18. Jahrhunderts ironisieren zu wollen.“ (Der Doppeltitel in: Abhandlungen der Geistes- und Sozialwissenschaftlichen Klasse, Ausgabe 13, 1969)
„Nach der Makrostruktur des Titels lassen sich folgende Titeltypen unterscheiden: Einfachtitel, die aus einer einzigen - vom Graphem über das Wort bis zum Satz oder Satzgefüge reichenden - Titeleinheit bestehen (z. B. Der Mann, der zuviel wußte); Doppeltitel mit „oder“ (z.B. Candide ou l’optimisme) ... " (Übersetzung: Ein Internationales Handbuch, De Gruyter 2004 )
Die Posse Rex oder die Selbstüberlistung kann also in die nächste Szene gehen.
Auf rex alias secundus alias circumferens reagiere ich nicht mehr. Kuli („Stalking“) und filix („Posse“) haben - wie ich meine - sehr Deutliches dazu gesagt. Ob das nun eine Grausamkeit meinerseits ist, kannst Du sicher selbst beurteilen.