Bei
perfidus handelt es sich wohl um eine hypostatische Bildung, die auf ein
per fidem (z. B.
decipi) zurückgeführt werden kann.
Gemeint ist mit der Bemerkung im Georges („per = παρά“) nicht, dass hier eine Entlehnung aus dem Griechischen zugrunde liege, sondern dass man für die Präposition
per in diesem Zusammenhang die Bedeutung von griech. παρά annehmen könne. Als Hinweis hierfür wird in der Literatur die auf der in oskischem Dialekt verfassten Tabula Bantina (und nur hier) zu findende Wendung
perum dolom mallom (= sine dolo malo) angeführt. Hiernach wäre
per fidem decipi „ohne Treue / wider die Treue getäuscht werden“.
Eduard Fraenkel hat hingegen dargelegt (Rhein. Mus. 71 (1916), S. 198 f.*), dass man
per durchaus instrumental auffassen könne:
fides bezeichnet ja nicht bloß die Treue selbst, sondern auch das Treueversprechen. Somit könnte man
per fidem decipi als „durch ein (falsches) Treueversprechen getäuscht werden“ verstehen. Walde-Hofmann (
Lat. etym. Wörterbuch, Heidelberg ³1938, s. v. fido) folgt dieser Auffassung.
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http://www.rhm.uni-koeln.de/071/Fraenkel.pdf