Ich habe einen kleinen Aufsatz verfasst, was „captatio benevolentiae“ bedeutet und wie Cicero diese Aufgabe in den Paragraphen §1-6 von seiner Verteidigung für Sextus Roscius erfüllt.
Diesen Text habe ich nun in Deutsch verfasst. Interessenhalber habe ich auch noch versucht diesen in Latein zu übersetzten, sodass ich mich freuen würde, wenn Sie meine lateinische Version korrigieren könnten bzw. Anregungen für eine weitere Bearbeitung geben würden.
Meine lateinische Version:
Assuetam constructionem causae consideramus, ut dictum „captatio benevolentiae“ meliore accipitur. Orator brevi praefatione aggreditur, etiam exordium. Quo orator clarat, quamobrem causam recipit. Ibi gratiam et benevolentiam inet quid quam „captatio benevolentiae“ appelatur.
Etiam in defensione pro Sexto Roscio Amerino Cicero aliquas technias usurpator, quibus audientes movere attemptat. Orationem incipit cum eius brevem magnitudinem et ingenium circumlinit in illa enumeratio: „neque aetate neque ingenio neque auctoritate“. Eius imperitam immo vero ad aliem honestas orationes, quas adsin propterea, quod officium sequuntur, stat: „cum tot summi oratores hominesque nobilissimi sedeant“. Ergo spectatorem delenire studet, ut ille compassionem novello et impertito oratori [Dativus Commodi], cui provocationem acceptat, intellegat. Haec forma ipsae ludibrii in exorso secundi paragraphi agnoscet: „ Audacissimus ego ex omnibus? Minime.“ Ibi denuo suum destinatum acuit: Laudatio et claritas sibi non necessarius est, si efficaciter absolvat, sed iustius condemnatio: „ Ne iustius quidem laudibus ita sum cupidus.“ (§2) et cum parallelismus in §5 „neque uti satis firmo praesifio defensus Sex. Roscius, verum uti ne omnio desertus esset“
Conspiccus usus verbarum est [describens causae]: „inuria novo scelere confalata“ et causam barbaricam damnat: „nullo iure invaserit“. Spectator imbrobum affectum contra adversarium evolvit et Ciceronem adiutat.
Summa summarum: Cicero ad sapientam spectatoris invocat et Cicero modestissimus esse videretur, qui tantum victoria iustitiae vult quid oratori necesse est. (---> Topos modestiae)
Um den Begriff deuten zu können, werfen wir einen kurzen Blick auf den klassischen Aufbau einer Gerichtsrede. Der Redner beginnt mit einer kleinen Einleitung, dem sogenannten „Exordium“. In dieser legt der Redner dar, was ihn dazu bewegt hat, den Fall zu übernehmen oder eine bestimmte Position einzunehmen. Dabei versucht er bereits von Beginn an die Aufmerksamkeit und das Wohlwollen des Zuhörers zu gewinnen. Dieses Vorgehen bezeichnet man als „captatio benevolentiae“.
Auch in Ciceros Verteidigung für Sextus Roscius lassen sich einige Tricks erkennen, mit denen er den Zuhörer versucht mit sich zu reißen:
So eröffnet er die Rede, indem er seine geringe Bedeutung und Fähigkeiten in folgender Enumeratio hervorhebt: „neque aetate neque ingenio neque auctoritate“. Seine Unerfahrenheit steht jedoch im völligen Kontrast zu den anderen großartigen und angesehenen Rednern, die lediglich anwesend sind, um ihre Pflicht zu erfüllen: „cum tot summi oratores hominesque nobilissimi sedeant“. Cicero versucht also den Zuhörer für sich zu gewinnen, sodass dieser Mitleid für den unerfahrenen und neuen Redner empfindet, der sich der gefährlichen Herausforderung stellt. Diese Art von Selbsterniedrigung findet man auch zu Beginn des 2.Paragraphen wieder: „ Audacissimus ego ex omnibus? Minime.“ Dabei betont er nochmals sein eigentliches Ziel: Es geht ihm nicht um den Lob und Ruhm, wenn er einen Freispruch erlangen sollte; es geht ihm lediglich um die gerechte Aufklärung dieses Falls, was er in §2 „ Ne iustius quidem laudibus ita sum cupidus.“ und schließlich druch ein Parallelismus in §5 „neque uti satis firmo praesifio defensus Sex. Roscius, verum uti ne omnio desertus esset“ zum Ausdruck bringt.
Auffällig ist außerdem die Wortwahl, mit der er das Verbrechen beschreibt: So nennt der den Fall als „uniuriam novo scelere conflatam“ und verurteil den Fall als unmenschlich, was durch Wörter mit negativer Konnotation dargestellt wird: „nullo iure invaserit“. Der Zuhörer entwickelt dadurch eine negative Einstellung gegenüber den Anklägern und unterstützt nun Cicero.
So lässt sich abschließend zusammenfassen, dass Cicero an die Weisheit des Zuschauers appelliert und wirkt daher als ein überaus bescheidener Mann, dem es nur um den Sieg der Gerechtigkeit geht, wie man es von einem Verteidiger verlangt. (Daher bezeichnet man diese Methode auch als „Topos der Bescheidenheit“)
Ein löbliches Ansinnen, bei dem du dir offenbar viel zuviel zugemutet hast. Den Text zu korrigieren würde dich vermutlich sehr ernüchtern. Der Text ist voller Germanismen, Grammatik-und Wortschatzfehler.
Dein dt. Text hört sich da weit besser an. :))
Vllt. findet sich aber auch ein Kollege, der sich die Korrektur antut.