Das Tempus im zweiten Matrixsatz („glaubte“) stellt sozusagen die Minimalbedingungen der indirekten Rede wieder her - es wird ein nicht unmittelbar präsenter Inhalt referiert (die vergangene Annahme), während im ersten Satz der Unterschied zur direkten Rede so gering ist, dass der Konj. als unangebracht empfunden wird. Siehe auch http://www.albertmartin.de/latein/forum/?view=31928#7
filix am 9.4.15 um 12:50 Uhr, überarbeitet am 12.5.15 um 12:09 Uhr (Zitieren)
Ja, das ist allerdings ein interessantes Thema. Im Neuen Menge §470 führen die Autoren ausgerechnet mit so einem Grenzfall in die oratio obliqua ein:
Oratio recta: Marcus bonus est
Oratio obliqua: Marcum bonum esse dico.
Übersetzung: Ich sage, dass Markus gut ist.
Das ist wenigstens didaktisch ausgesprochen ungeschickt. Viele denken hier wohl
zunächst an einen (regelwidrigen) Kniefall vor dem alltagssprachlich dominierenden Gebrauch des Indikativs.
Wie sich dieses Problem im Lat. darstellt, dürfte übrigens gar nicht so leicht zu ermitteln sein, zunächst weil die Hauptsätze ja zumeist in den AcI wandern. Bei solchen Nebensätzen jedoch, die nur deshalb in den Konjunktiv gesetzt werden, weil sie Teil einer oratio obliqua sind, lässt sich die Frage stellen, ob bei besagter Konstellation (Verb des Matrixsatzes in der ersten Person Ind. Präs., keine Distanzierung durch Adverbien usf.) dies unterbleibt oder nicht.
Wie ließe sich denn die oratio obliqua beser einführen? Am besten so, dass gleich der Gebrauch des Konjunktivs im Deutschen mit besprochen werden kann.
Mein mangelndes didaktisches Talent ist ja hier hinlänglich bekannt - aber es ist wohl einleuchtender mit der „Urszene“ der indirekten Mitteilung, also dem Bericht von A an B über von dem abwesenden C Gesagtes zu beginnen.
Jeder Lateinlehrer sollte mindestens 1 Stunde opfern, um den Konjunktiv der indir. Rede im Dt. systematisch zu erklären oder seinen Kollegen im Fach Deutsch darum bitten.
Das wäre eine sicher gute langfristige Investition.
Der Duden beinhaltet ja nicht nur den berühmtesten Band, den über die Rechtschreibung, sondern u.a. auch einen Grammatik-Band. In der zwölfbändigen Duden-Reihe, die ich habe, ist es der Band 4.
Danke für eure Mühen, ich glaube, ich werde meine Muttersprache in gewohnter Weise gebrauchen, und wenn ich einen Fehler mache, wird rex mich sicher in der geziemenden Weise aufmerksam machen.