Bei Persius heißt es zu Beginn seiner sechsten Satire:
mire opifex numeris ueterum primordia vocum
atque marem streptium fidis intendisse Latinae,
mox iuuenes agitare iocos et pollice honesto
egregius lusisse senex.
Kann mir jemand die Struktur des Satzes erklären (keine Sorgen, übersetzen will ich das schon alleine) und vor allem sagen, was Litinae hier bedeuten soll - Dativ oder Genitiv....was ist das Bezugswort? Was ist mire? Was soll intendisse hier bedeuten (Spezialbedeutung)?
Zur Konstruktion: Die Infinitive hängen von „opifex“ (intendisse), das hier als quasi adjektivischer Ausdruck eines Vermögens aufgefasst wird, bzw. „egregius“ (agitare, lusisse) ab. Cf. KS II.1, S. 504ff. - https://archive.org/stream/ausfhrlichegram09khgoog#page/n520/mode/2up Die Nachahmung in der verlinkten Übersetzung finde ich grenzwertig, wir würden mittlerweile eher „ein Meister darin, der Worte ...“ oder dgl. schreiben.
Vllt. kann filix noch eine gut nachvollziehbare, textnahe/möglichst wörtl. Übersetzung reinstellen.
Ich komme mit einigen Wortbedeutungen nicht wirklich klar.
In solchen Dingen ist er ja ein ausgewiesener mirus opifex.
Ich würde mich sehr darüber freuen.
PS:
Ich finde die Stelle auch brutal schwer und könnte sie nie sinnvoll übersetzen.
Schwierig erscheint mir die Deutung von primordia, das Übrige ist ziemlich eindeutig. Intendisse steht als Zeugma.
„Wunderbarer (mire) Meister (opifex) darin, die Urtümlichkeit (primordia) alter Ausdrücke (veterum ... vocum, gen. explic.) ins Versmaß (numeris, abl. instr.) zu zwängen (intendisse) und (atque) die mannhafte Tonart (marem strepitum) latinischer Saiten (fidis Latinae, koll. Sing.) aufzuziehen (intendisse), ein Virtuose (egregius) darin, bald (mox) jungenhafte (iuvenes) Scherze (iocos) zu treiben (agitare), und (et) <dann wiederum> mit gravitätischem Daumen [der die Saiten anschlägt] (pollice honesto) sich als alter Herr (senex) aufzuführen (lusisse).“
Re: Pers. 6, 3 ff
Klaus am 26.10.15 um 12:06 Uhr, überarbeitet am 26.10.15 um 12:09 Uhr (Zitieren)
Ein Versuch:
Oh bewundernswerter Meister (darin), die Anfänge altehrwürdiger Worte in Versen wiederzugeben
und den männlichen Klang der lateinischen Lyra zu steigern,
bald iugendliche Scherze zu treiben
und mit geschicktem Daumen als ehrbarer Greis zu spielen.