die Verse ex Ponto 1, 7, 61-66 bereiten mir ziemliche Schwierigkeiten, die engl. Übersetzung von Kline ist da auch wenig hilfreich. Kann mir da jemand helfen? Danke!
Quid quod, ut emeritis referenda est gratia semper,
sic est fortunae promeruisse tuae?
Quod si permittis nobis suadere quid optes,
ut des quam reddas plura precare deos.
Idque facis, quantumque licet meminisse, solebas 65
officii causa pluribus esse dati.
Ferner (quid quod*): wie (ut) man denen, die sich verdient gemacht haben (emeritis), stets Dank erweisen muss (referenda est gratia semper), so (sic) fordert’s der eigene Status (est fortunae ... tuae), sich von sich aus verdient gemacht zu haben (promeruisse).
Wenn du mir also gestattest (quod si permittis nobis), <dir> einzureden (suadere), was du wünschst (quid optes): bete zu den Göttern (precare deos), dass (ut) du mehr (plura) gibst (des), als du zurückzahlen musst (quam reddas)!
Und das tust du (idque facis). Und so weit man sich erinnern kann (quantumque licet meminisse), warst du stets (solebas ... esse) vielen (pluribus) Grund (causa) zu erwiesener (dati) Pflichttreue (officii).
vielen herzlichen Dank! der Sinn des q u a m r e d d a s ist mir dennoch nicht klar (wem?) ich hätte mehr auf den krit. App. schauen sollen (dat_i, nicht dat_is): versum lacunae explendae confictum censent Roeper, Korn
Wörtlich: „Bete, dass du mehr gibst, als du zurückgibst (d. h. dass du über das hinaus, was ein Schuldverhältnis zu geben verpflichtet, von dir aus noch etwas gibst).“
Mit der Lesart datis in V. 66: „... warst du stets aufgrund deiner größeren Gaben die Ursache zu einem schlechten Gewissen (Pflichtgefühl)“
(Die Frage, ob die Verse echt sind oder interpoliert, ist hinsichtlich ihrer Bedeutung erst einmal nachrangig.)
Gibt es überhaupt noch schwierigere lateinische Texte?
Re: OVID , ex Ponto
filix am 8.11.15 um 12:37 Uhr, überarbeitet am 8.11.15 um 12:37 Uhr (Zitieren)
Die Loeb-Ausgabe liest in „sic est fortunae promeruisse tuae“ knapp noblesse oblige, den Inf. Perf. kann man wohl (wie in der Dichtung gelegentlich der Fall) im Präsens verstehen:
„Wie steht’s mit: Wie es Pflicht ist, Verdienten stets zu danken, so ist es Pflicht deines Standes, sich verdient zu machen? Wenn du mir also erlaubst, dir zu raten, was du wählen sollst: Bete zu den Göttern, dass du mehr gibst, als du zu erstatten hast. ...“
In Staatsexamina kann man sich damit wohl schnell die Note „ versauen“ (desu-are ? ).
Man könnte sie zum Aussieben in Zeiten hohen Lehrerüberschusses benutzen und tut es wohl auch.
Man muss schon sehr gute Zähne haben, um sie sich bei sowas nicht auszubeißen.
Kuli hat sie offenbar und vermutlich auch einen guten Zahnarzt. :)
Gemeint ist offensichtlich, dass er sich besonders an die angebotene Devise halten soll (und, wie der Dichter nach dem kühnen Rat gleich einräumt, auch hält): er weiß durch eigene Verdienste mehr Leute in seiner Dankesschuld, als er selbst anderen zu Dank verpflichtet ist.
Re: OVID , ex Ponto
Klaus am 8.11.15 um 12:52 Uhr, überarbeitet am 8.11.15 um 12:53 Uhr (Zitieren)