Auf „attentio animi“, d.h. geistiger Anspannung, Konzentration usf. liegt bei diesem Zitat wohl kaum das Hauptaugenmerk. Es handelt sich vielmehr um die Art von Aufmerksamkeit, die nach Ovid aufgeputzte Theaterbesucherinnen erheischen: „spectatum veniunt, veniunt ut spectentur ipsae“ (Ars am. I, 99)
Ich sehe das ganz anders:
Dinge, die an sich schön sind (Kunst, Musik, Malerei etc.) - und die sind hier wohl gemeint, sprechen den animus (im Gegensatz zum corpus) an . Deshalb richtet sich der (gesunde) animus automatisch ( „nicht gefragt“)
auf sie. Sie wollen Aufmerksamheit nicht krampfhaft erzwingen, weil sie es nicht nötig haben im Gegensatz zu Ovids aufgedonnerten Theatertussis.
attentio animi ist weit mehr als nur geistige Anspannung, Konzentration o.ä. , zumal animus das gesamte seelisch-geistige Wesen des Menschen („Innenleben“) meint.
Ästhetik läuft stets über den animus, auch in den Fällen, die zu „ körperlichen Konsequenzen“ führen können.
(Der Schönheit kommt es nicht darauf an/ist es nicht wichtig , dass man sie wahrnimmt.)
Re: Quote aus Walter Mitty
filix am 13.11.15 um 10:19 Uhr, überarbeitet am 13.11.15 um 10:19 Uhr (Zitieren) II
Deine private vorkantische Theorie der ästhetischen Wahrnehmung lässt zwar tief blicken, insbesondere dort, wo gleich einmal das Gesunde vom Kranken geschieden wird, ändert aber nichts am Einwand. Das Originalzitat stellt ganz eindeutig auf das ab, was „spectare“ bei Ovid ausdrückt, ein neugieriges Betrachten der schönen Erscheinung:
"Sean O’Connell: They call the snow leopard the ghost cat. Never lets itself be seen.
Walter Mitty: Ghost cat?
Sean O’Connell: Beautiful things don’t ask for attention."
Re: Quote aus Walter Mitty
Klaus am 13.11.15 um 10:34 Uhr, überarbeitet am 13.11.15 um 10:38 Uhr (Zitieren)
Wie wäre es mit den Kompromissvorschlägen?:
Pulchritudinis non interest, ut spectetur.
Pulchritudo non rogat spectationem.