Klaus am 7.12.15 um 12:28 Uhr, überarbeitet am 7.12.15 um 12:58 Uhr (Zitieren)
Da die alten Römer keine Geldscheine kannten, kannten sie natürlich auch nicht unseren Begriff von Kleingeld. Damit die Küsse von Melanie keinen „negativen Beigeschmack“ bekommen, sollte sie sich lieber einen anderen Kussspruch ausdenken.
Re: Hilfe
filix am 7.12.15 um 13:12 Uhr, überarbeitet am 7.12.15 um 13:17 Uhr (Zitieren)
Der Begriff des Kleingelds hängt doch nicht an einer bestimmten physischen Repräsentationsform des Werts, sondern an der Teilbarkeit desselben - ob Kleingeld als Quadrans oder Satoshi auftritt, ist zweitrangig.
Dass „nummulus“ grundsätzlich einen negativen Beigeschmack habe, geht aus dem Georges-Eintrag nicht hervor. Wenn Cicero in ad Att. 1, 19 schreibt: „tu si tuis blanditiis tamen a Sicyoniis nummulorum aliquid expresseris, velim me facias certiorem“, so fordert er den Adressaten einfach auf, ihn darüber zu informieren, wenn dieser durch schmeichelhaftes Verhalten die Sikyonier dazu bewegen vermag, etwas Kleingeld locker zu machen.
Zur Diskussion um umgangssprachliche abschätzige Begriffe im Sinne von Peanuts und dgl. siehe https://books.google.de/books?id=kKTaOLQvL_0C&pg=PA192#v=onepage&q&f=false
Unabhängig von filix´ Ausführungen stelle ich mir die Frage ob man „ Küsse sind das Kleingeld der Liebe“ so wörtlich übernehmen kann. Es ist ja eine Übertragung, die im Lateinischen ganz anders lauten kann als im Deutschen. Man müsste also eine lateinische Entsprechung suchen, die es wahrscheinlich gibt..;-)
Was spräche denn gegen die „wörtliche“ Übertragung dieser Abwandlung einer Stelle aus Fort comme la mort von Guy de Maupassant, in der die rencontres quotidiennes als petite monnaie de l’amour bezeichnet werden? Warum sollten die „nummuli“ aus einem entwickelten Münzgeldwesen, das sich auch in der Sprache niederschlägt, ungeeignet sein, die angestrebte metaphorische Bedeutung anzunehmen?
Du hast noch immer nicht verstanden, dass das Belegprinzip bedeutet, dass man die Verwendung von „nummuli“ im Sinne von Kleingeld nachweisen kann/muss (was geschehen ist), den Einsatz des so verstandenen Begriffs in der frei gebildeten Metapher jedoch nicht. Hier geht es nicht um lexikalisierte Metaphern oder Redewendungen.
Es ging mir auch um den Nachweis der metaphorischen Bedeutung von nummuli bei den Römern im Sinne der dt. Vorlage. Wenn schon, denn schon.
Offenbar hast du mich missverstanden. Sorry.
Re: Hilfe
filix am 8.12.15 um 13:30 Uhr, überarbeitet am 8.12.15 um 13:32 Uhr (Zitieren)
Neue Metaphern zu bilden, ist gewiss ein gefährliches Geschäft - schon Aristoteles warnt in der Rhetorik vor fahrlässigem Gebrauch, der in Kauderwelsch und unentwirrbarer Rätselhaftigkeit enden kann - aber das sollte einen doch nicht so ängstlich machen, dass man nur Wörter dafür zulässt, die schon einmal metaphorisch gebraucht wurden. Ich kann dafür keine vernünftigen Gründe entdecken.
Im Übrigen liegt es nahe, dass etwas so Ubiquitäres wie das Geld bzw. sein umfangreiches Vokabular ein besonders geeigneter Kandidat für derlei Bildungen schon in der Antike ist. Von „tace sis, faber, qui cudere soles plumbeos nummos“ (Plautus Most. 894) - „Schweig, (Münz)meister, der du nur Bleimünzen zu prägen pflegst (= fade Scherzchen, heiße Luft)“ bis Quintilians „Consuetudo uero certissima loquendi magistra, utendumque plane sermone, ut nummo, cui publica forma est“ - „Der Gebrauch ist jedoch gewiss die unzweifelhafteste Lehrerin der Sprache, man muss sich der Sprache so bedienen wie einer Münze, die ein bei allen gebräuchliches Gepräge besitzt“ lassen sich genug Beispiele finden.
Das Schlimmste ist, filix, wenn man sein großes Fachwissen als Lateiner nur unverständlich weitergibt oder nur im Fachjargon. Ich kenne das auch als Mediziner: Laien und Patienten muß man sein Wissen verständlich weitergeben...das ist das A und O und sie danken es einem. Hier im Forum sind ja nicht nur Lateinstudierte..