Ein wenig Strafarbeit lässt vermuten, dass das Ovidzitat zunächst in der frz. rhetorischen Theorie der Wahlsprüche des 17. Jahrhundert als möglicher Kandidat für die Schweiz gehandelt wurde - die nach dem Dreißigjährigen Krieg gefestigte Souveränität der alten Eidgenossenschaft spiegelt sich wohl auch in dieser Wahrnehmung. So taucht es in Pierre le Moyens
De L’Art Des Devises auf -
http://dibiki.ub.uni-kiel.de/viewer/resolver?urn=urn:nbn:de:gbv:8:2-1340551 - und wird in dem Werk
Les entretiens d’Ariste et d’Eugène des philologisch ambitionierten Jesuiten Dominique Bouhours, der Boileau, La Bruyère et Racine beeinflusst haben soll, als Beispiel für Wahlsprüche, die sich Republiken geben könnten, gebracht:
„Les Républiques , dit Eugene, peuvent porter des devises? Oui, repartit Ariste ; & celle des Suisse pourroit prendre une Cavalle fougueuse sans mors & sans bride, avec ces Paroles:
Dominum generosa recusat.“
„Republiken, sagte Eugene, können auch Wahlsprüche führen? Ja, antworte Ariste, jene der Schweizer könnte eine heißblütige Stute ohne Kandare und Zaum mit diesen Worten annehmen: Die Stolze sträubt sich gegen einen Herrn“.
Von da an beginnt die Verwirrung - in der
Symbolographia, sive de Arte symbolica sermones septem Jakob Boschs zeichnen sich zu Beginn des 18. Jahrhunderts erste Zuschreibungsschwierigkeiten ab:
„Equa sine freno posteriores pedes elidens. L. DOMINUM GENEROSA RECUSAT. Montmor. Videtur Author Gallus respexisse ad seditionem Nepolitanam, cui favebat Gallia, sub Duce Guisio. P. Bohoursius attribuit Reip. Hevetiorum“.
Im 19. Jahrhundert wird endlich in der Kompilation
Die devisen und motto des späteren mittelalters: ein beitrag zur spruchpoesie von Joseph Maria von Radowitz die Devise Pisas daraus, ohne dass es dafür irgendwelche Indizien gäbe.