Na ja, „fortitudo“ ist eher „Tapferkeit“. Und so eine substantivlastige Konstruktion wirkt recht „unlateinisch“. Wenn du „semper“ mit hineinnimmst, fragt man sich auch, was das bedeutet: Sie bringt immer Tapferkeit hervor ... Die ganze Zeit?
Die Faustregel lautet: wenn ein lat. Verb existiert, das einen Vorgang bezeichnet, den wir im Dt. mit Objekt ausdrücken, dann nimmt der Lateiner das einfache Verb.
Dass man eben ein Verb wählt, das das bereits enthält, was wir durch Prädikat und Obj. od. Prädikativum (stark machen, Stärke erzeugen) ausdrücken: firmare, fulcire, corrobare usw.
Gut so. Aber das ist fast das erste, was man in Stilübungen lernt, dass im Dt. „Substantivstil“ und im Lat. „verbaler Stil“ vorherrschen.
Kann man, muss man aber nicht. Es gibt sicher zahllose Ausnahmen. Bei Dichtern und Sprüchen findet man sie häufig.
PS:
Substantivstil ist kein schönes Deutsch. Man findet ihn v.a. in Sachtexten, Beamtendeutsch etc..
Meine Deutschlehrerin sagte immer, man soll ihn meiden, wenn sich verbale Möglichkeiten bieten.
"C. Zurückhaltung des Latienischen in der Anwendung von Substantiven
Sowohl der Vorrat an Substantiven als auch die Neigung zu substantivischer Gestaltung der Rede ist im Lat. insgesamt geringer als im Deutschen. Hauptsächliche Merkmale dieses Unterschiedes sind:
1. Dem dt. Substantiv entsprechen im Lat. andere Ausdrücke, besonders verbale[b][/b] Wendungen.
Infinitiv § 164
AcI § 171 Nr. 6
Partizip § 181 Nr. 2
Nebensatz § 233 ff.
Adjektiv § 110 f.
Das ist sicher das Ergebnis statistischer Erhebungen, die aber nichts über den Einzelfall aussagen können. Was tendenziell so ist, muss nicht immer so sein.
Cicero muss zudem nicht immer das Maß aller Dinge sein. Lat. Grammatiken orientieren sich mWn an Cäsar und Cicero. Würde man andere Autoren, etwa Tacitus oder Livius, miteinbeziehen, sähe Manches anders aus, vom Spätlatein und MA-Latein oder gar modernen Latein ganz zu schweigen. Auch die lat. Sprache ist bei den klassischen Autoren nicht stehen geblieben.
Suum cuique.
Re: Übersetzung für ein Tatoo
Klaus am 31.3.16 um 18:29 Uhr, überarbeitet am 31.3.16 um 18:29 Uhr (Zitieren)
@Jennifer Vanessa:
Du hast jetzt 4 Vorschläge:
1.FAMILIA ME FORTEM REDDIT= Die Familie macht mich stark
2.MEI ME FORTEM FACIVNT= Die Meinem machen mich stark
3.Familia fortitudinem semper efficit. = Die Familie bewirkt immer Stärke/ruft Stärke hervor
4.Familia animus firmatur.= Durch die Familie wird die Seele gestärkt.
Wenn du in anderen Lateinforen anfragst, bekommst du noch mehrere Antworten.
Lasst uns alle Grammatiken wegwerfen und jeden Fall gänzlich isoliert betrachten. Wozu Regeln anhand tausender Belege aufstellen, warum nicht hier etwas Mittellatein hinzugeben, da etwas Vulgärlatein.. vielleicht gab es Cicero gar nicht.
Daher sollten wir bestimmt auch jeden Einzelfall möglichst GEGEN (nichts muss ja, ALLES kann) die Norm klassischer Prosa bewerten und ihn so handhaben. Ausnahme hier, Ausnahme da, ist ja ein Einzelfall. (Was wäre eigentlich ein Nichteinzelfall?)
Was man in einem Stilkurs I anfangs standardlich vorgehalten bekommt, sollte man in einem Lateinforum selbst bei geringem Anspruch anwenden.
Wenn ich A tötete, wäre A tot. Natürlich sieht etwas anders aus, wenn man etwas anderes miteinbezieht. Tacitus und Livius gelten stilistisch aber nicht als klassische Normweiser, da hilft auch Querdenkerei nichts.
Im Übrigen schreibt man „manches“ laut Duden klein, aber es gibt bestimmt Ausnahmen für Beiträge in Altsprachenforen oder 1.-April-Vorabende. Wobei, wen kümmert der Duden!
Non bene interpetratus est, o Nicolae optime.
Ich zitiere aus Zumpts Lat. Grammatik: „Animus und im Pluralis animi, wenn von mehreren Personen die Rede ist, dient oft bloß zur Umschreibung für die Person selbst,“
Aber ich glaube, „familia“ muss mit Präposition stehen: a familia animus firmatur.
„familia“ entspricht in der Antike nicht dem heutigen Familienbegriff und darf nach Auffassung vieler Philologen nicht verwendet werden. Darüber gab es schon öfters hitzige Diskussionen.
Wer ganz streng argumentiert, darf FAMILIA hier nicht verwenden.
Ich teile diese Auffasung nicht. Man kann es mit allem übertreiben.