Latein Wörterbuch - Forum
Aussprache und Betonung — 3003 Aufrufe
K. am 21.3.08 um 23:08 Uhr (Zitieren) I
Guten Abend,

ich habe wiedermal eine Frage, diesmal bezüglich der anstehenden mündlichen Latinumsprüfung:

Was für Regeln hinsichtlich der Aussprache und Betonung gibt es?

1. zweisilbige Wörter werden auf vorletzter Silbe betont
2. mehrsilbige Wörter auf der vorletzten, wenn diese lang ist, ansonsten auf der drittletzten

Eine Silbe ist lang, wenn

a) sie einen langen Vokal oder Diphtong enthält

-> kann nicht jeder Vokal grundsätzlich lang oder kurz sein? Woran erkennt man denn dessen Länge bei einem unbekannten Wort?

b) auf einen kurzen Vokal mehr als ein Konsonant folgt
Ausnahme: Muta (b, p, d, t, g, c) + Liquida (l, r)
->Wieso werden hier „d“ und „g“ als Muta bezeichnet? Diese sind doch stimmhaft?

Gibt es nicht auch Regeln bezüglich der verschiedenen Konjugationstypen?
Ich kann mich an einen Fall erinnern, in dem man die Verben lediglich aufgrund der unterschiedlichen Betonung unterscheiden konnte, mir fallen die Vokabeln leider nicht ein...-ich meine es war etwas Gegensätzliches à la „angreifen“-„fallen“; occidere und ____? Ich weiß es nicht mehr.

Oder auch bei gleichen Formen wie Infinitiv Passiv und Perfekt 1.Sg oder Perfekt Konjunktiv und Futur 2, gibt es da nicht irgendwelche Lautregeln?

Unser Dozent verwies ständig auf Betonungsfehler, leider blickte ich da nie durch.

In welchen Fällen wird denn die Personenendung bei Prädikaten betont und wann lediglich der Stamm?
Re: Aussprache und Betonung
K. am 21.3.08 um 23:13 Uhr (Zitieren) I
Ah ich fand die Vokabel: „cadere“ und „caedere“ lauten beide in der 1.Sg. Indikativ Perfekt „cecidi“; ausgesprochen wohl cEcidi und cecIdi? Aber woher weiß man das?
Re: Aussprache und Betonung
Elisabeth am 22.3.08 um 10:25 Uhr (Zitieren) I
Um mal mit deiner letzten Frage anzufangen: Man weiß es daher, dass das eine i vom kurzen a kommt und daher auch kurz sein muss, das andere i vom langen ae stammt (Diphthonge sind immer lang) und daher lang sein muss.
Was man leider nicht weiß, ist, um welches Wort es sich handelt, wenn man es nur geschrieben sieht. (Ganz besonders gemein: occidere - das war’s wahrscheinlich, was du im Kopf hattest.)

-> kann nicht jeder Vokal grundsätzlich lang oder kurz sein? Woran erkennt man denn dessen Länge bei einem unbekannten Wort?
Im Extremfall nur aus dem Lexikon: Ist ein Strich drüber, ist der Vokal lang.
Diphthonge sind immer lang (s.o.).

->Wieso werden hier „d“ und „g“ als Muta bezeichnet? Diese sind doch stimmhaft?
mutus bedeutet veränderlich, d.h. dass es denselben Laut stimmhaft UND stimmlos gibt. Ansonsten kannst du diese Muta-cum-Liquida-Regel vergessen; wirklich wichtig ist die nur in der Dichtung.

Oder auch bei gleichen Formen wie Infinitiv Passiv und Perfekt 1.Sg oder Perfekt Konjunktiv und Futur 2, gibt es da nicht irgendwelche Lautregeln?
Es gibt da so eine Spezialmeinung, dass die sich aussprachemäßig unterschieden hätten; für den Hausgebrauch gilt: Die Formen sind gleich und auch gleich zu lesen.

In welchen Fällen wird denn die Personenendung bei Prädikaten betont und wann lediglich der Stamm?
Das ist überhaupt kein Kriterium.
Grundsätzlich hast du nur die Möglichkeit, auf der zweit- oder auf der drittletzten Silbe zu betonen.
Re: Aussprache und Betonung
Elisabeth am 22.3.08 um 10:33 Uhr (Zitieren) I
Hier einfach mal ein paar Beispiele aus deinem Brief, die häufig falsch gemacht werden:
quómodo
hóminem
delit°erint
contémpto
pertináciter
posséderis, aber
timeáris
tuébitur
tac°erit
tacébit
auch wichtig, wird oft falsch gemacht: Caésarem

Ansonsten findest du auf der Klett-website ein Angebot, wo du dir Texte aus einem lateinischen Lehrbuch vorlesen lassen kannst - kann ja sein, dass dir das ein besseres Gefühl für die Betonungen bietet:
www.klett-de, oben in der Leiste Klett-online, dann links Actio-online für Schüler.
Re: Aussprache und Betonung
Bibulus am 22.3.08 um 17:27 Uhr (Zitieren) I
Schon die Gelehrten des Altertums haben sich darüber den Kopf zerbrochen:
Sie sagten, manche Silben seien „nach Übereinkunft“ der Dichter lang, die anderen dagegen seien schon „von Natur“ lang
Cicero, (Orator 48,159)
„indoctus dicimus brevi prima littera, insanus producta; inhumanus brevi, infelix longa.“
 
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