Latein Wörterbuch - Forum
Unpersönliche Verben — 1100 Aufrufe
Lia1003 am 15.12.16 um 17:58 Uhr (Zitieren)
Hallo zusammen!

Ich habe gerade mein Lateinstudium begonnen und richte mich heute zum ersten Mal an euer Forum, ich hoffe ihr könnt mir auf die Sprünge helfen...
Ich habe ein Problem beim Verständnis der unpersönlichen Verben. Und zwar finde ich den Begriff „unpersönlich“ relativ schwierig...Bei so „festen“ Begriffen wie licet, libet und ähnlichen, die einfach nur diese Formen haben, ist es ja noch relativ simpel; bei diesen ist es ja dann auch so, dass das „Subjekt“ quasi ein Infinitiv/AcI und eben keine „Person“ ist. Soweit ist mir alles klar..

Allerdings gibt es ja auch Verben, die nur in bestimmten Bedeutungen unpersönlich sind, so zum Beispiel constat, iuvat, praestat, videtur...
Hier ist es ja nun mal wichtig zu entscheiden, ob es unpersönlich konstruiert ist oder nicht, das beeinflusst ja die Bedeutung. Ich frage mich nun an dieser Stelle, was als „unpersönlich“ gilt. Geht es wirklich um Personen, sprich Menschen? Das denke ich eigentlich nicht..nach meinem Verständnis müsste es hierbei auch um Gegenstände bzw. abstrakte Dinge gehen.

In der Uni haben wir beispielsweise Teile aus den Verres-Reden übersetzt und da hat mich folgender Satz irritiert: Mittit homini munera...ad usum domesticum, olei, vini quod visum est,....

Wir haben den letzten Teil so übersetzt: "...an Öl und Wein, was gefiel...
Dieses „gefiel“ scheint ja die Übersetzung des unpersönlich gebrauchten videri zu sein. Für mich ist es hier aber nicht unpersönlich, denn es gibt ja die konkrete Menge an Wein als Subjekt, ist das dann nicht eine persönliche Konstruktion? Meine Dozentin meinte, dass Pronomen wie id stehen können und es ist immer noch unpersönlich, aber das kann hier doch nicht der Fall sein oder?

Entschuldigt, dass der Text so lang geworden ist, aber diese Frage schwirrt mir schon so lange im Kopf herum...
Vielen Dank im Voraus!
Liebe Grüße, Lia

Re: Unpersönliche Verben
Klaus am 15.12.16 um 20:01 Uhr, überarbeitet am 15.12.16 um 20:02 Uhr (Zitieren)
Das Schicken des Öls und des Weines ist gemeint. Nicht der Wein und das Öl gefielen, sondern die Tatsache , dass etwas geschickt wurde gefiel.

visum nobis est - es schien uns richtig
http://www.navigium.de/latein-woerterbuch.php?form=videri&wb=gross&phr=true&mh=true

Ich finde auch diese Übersetzung:
Er schickt ihm reichlich diese Geschenke für den Hausgebrauch, Öl und Wein, soviel ihm gut schien,

Warte weitere Erklärungen ab!
Re: Unpersönliche Verben
Lia1003 am 15.12.16 um 20:32 Uhr (Zitieren)
Danke für deine Antwort, Klaus!
Du würdest also dafür plädieren, dass es hier tatsächlich unpersönlich ist, weil die Handlung des Schickens gemeint ist?
Ist es nicht so, dass olei und vini partitive Genitive sind und das quod visum est sozusagen die Mengenangabe angibt? Dann würde sich das „was ihm gut erschien“ doch schon auf Wein und Öl beziehen, oder nicht?
Re: Unpersönliche Verben
Klaus am 15.12.16 um 22:10 Uhr (Zitieren)
Die Frage kann ich leider nicht beantworten.
Re: Unpersönliche Verben
Lia1003 am 15.12.16 um 22:35 Uhr (Zitieren)
Okay schade, aber trotzdem vielen Dank!
Re: Unpersönliche Verben
Ailourofilos am 15.12.16 um 22:58 Uhr (Zitieren)
„was/wieviel [ihm] an Wein etc. zu schicken richtig schien“.... sehe ich auch so, dass es partitiv ist. Ändert aber wohl nichts daran, dass es unpersönlich ist:

Laut NM § 490 sind „videtur“ mit Dativ in dem Sinne „es scheint, es gefällt [...] wie “placet" immer unpersönlich konstruiert.

NcIs sind immer persönlich konstruiert: videor id fecisse. Ich kann gerade nur keine gute Erklärung dazu ersinnen.

Re: Unpersönliche Verben
Lia1003 am 18.12.16 um 17:48 Uhr (Zitieren) I
Vielen Dank,Ailourofilos, für deine Antwort! Dann gilt die Konstruktion hier also trotzdem als unpersönlich, auch wenn es quasi ein Subjekt gibt, auch wenn es sehr abstrakt ist?
Wie gehst du bei solchen Stellen beim Übersetzen vor, sollte ich mir vielleicht nicht so genau jedes Mal die Frage stellen, ob es jetzt hier unpersönlich ist, sondern eher nach der Bedeutung beurteilen?
 
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